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# taz.de -- „Top of the Lake“ immer noch top: Pampa und Trauma ​
> Gewalt gegen Frauen ist ein globales, anhaltendes Phänomen. Das 12 Jahre
> alte Material der TV-Serie „Top of the Lake“ ist beklemmend.
Bild: Top of the lake: Die zwölfjährige Tui Mitcham (Jacqueline Joe) versucht…
Mittendrin in Folge 1 der Gedanke: Eigentlich ließe sich diese
Kolumnenfolge als Fortsetzung schreiben. Also als Fortsetzung der vorigen
Ausgabe über den Häusliche-Gewalt-Frauenhaus-[1][Undercover-Tatort aus
Dortmund] vor einem Monat.
Zumindest thematisch – denn ansonsten könnte nichts weiter weg sein als die
neuseländische Krimiserie [2][„Top of the Lake“] von Jane Campion über
achselzuckend brutale Männer in einem Kaff auf der Südinsel, umgeben von
Bergen, Seen, noch mehr Bergen; derzeit zu sehen in der Arte-Mediathek,
auch im Original.
Es gibt TV-Serien, die so umwerfend erzählt sind, dass sie einen bleibenden
Eindruck hinterlassen. „Top of the Lake“ gehört dazu – wegen Autorin und
Regisseurin Jane Campion und Hauptdarstellerin [3][Elisabeth Moss]. Und
zwar beide Staffeln.
Natürlich wäre es völlig unverhältnismäßig, alle 13 Folgen für diese
entzückende kleine Kolumne hier nochmal durchzuglotzen. Aber drei, vier
Episoden der ersten Geschichte reichen: Der damalige Eindruck erhärtet
sich. Kein Wunder waren nach jener Serie neuseeländische TV-Produktionen
international auf einmal sichtbar (nicht vergessen, Netflix startete erst
2012, 2013, 2014 in Europa).
## Die Menschen können sich zeigen
Staffel 1 verteilt zwar seine Aufmerksamkeit rund um die verschwundene,
schwangere 12-jährige Tui Mitcham und Detective Robin Griffin (Elisabeth
Moss), die wegen ihrer todkranken Mutter gerade zufällig zurück zuhause
ist. Aber es gibt ein Zentrum, wo alle und alles wie magnetisch immer
wieder aufeinander treffen: eine rostig-bunte Containersiedlung mitten im
Nichts am See – eine Gruppe vom Leben gebeutelter Frauen rund um die
kompromisslose G.J. (Helen Hunt). Auch Tui kommt hier durch, bevor sie
verschwindet.
Dass dieses 12 Jahre alte Material so konstant frisch wirkt, liegt zum
einen an der Erzählweise: Campion (die zusammen mit Gerard Lee beide
Staffeln schrieb, mit Garth Davis respektive Ariel Kleiman Regie führte)
lässt ihren Figuren Raum und Zeit. Keine der Szenen ist
produktionsökonomisch getaktet. Die Menschen können sich zeigen, reagieren,
Teil ihrer Umgebung sein. Und somit mehr erzählen.
Zum anderen versammelt sich in „Top of the Lake“ ein unfassbares Ensemble:
Da ist Helen Hunt, die kaum wiederzuerkennen ist in ihrer Rolle als hartes,
weises Epizentrum der Frauengruppe. Da sind Peter Mullan (Tuis Vater, ein
Verbrecher) und Robyn Malcolm (als eine der Frauen), zwei neuseeländische
Schauspielgrößen (jüngst als Ehepaar gemeinsam in der unvergleichlichen
Serie „After the Party“ über Kindesmissbrauch).
Und natürlich Elisabeth Moss. Als sie in Neuseeland vor der Kamera stand,
war sie schon einige Jahre Peggy Olson in „Mad Men“, lange vor der
Atwood-TV-Adaption „The Handmaid’s Tale“. Ja, es ist ein Dilemma, die
Darstellerin, die seit ihrer Kindheit bei Scientology ist und nach wie vor
vehement positiv über dieses kriminelle, menschenverachtende
Sekten-Unternehmen spricht, ausgerechnet in solchen Rollen zu sehen. Und,
hm, naja, nicht umhin zu kommen: Egal welche Szene, sie spielt brillant,
stellt sich hinter ihre Figuren, statt sie zu dominieren.
Spätestens in Folge 3 ist ihre Kraft nicht mehr zu leugnen: Als Robins
eigene Geschichte peu à peu zum Vorschein kommt, wie ihr Trauma sie
vorantreibt, zwischen Verdrängen, Misstrauen, Gegengewalt. Auf der Suche
nach Tui.
4 Jul 2025
## LINKS
[1] /Wenn-die-Mordermittlerin-undercover-ins-Frauenhaus-geht/!6089885&s/
[2] https://www.arte.tv/de/videos/RC-025756/top-of-the-lake/
[3] /Miniserie-Shining-Girls/!5847452
## AUTOREN
Anne Haeming
## TAGS
Trauma
Neuseeland
Wochenendkrimi
Frauen im Film
TV-Serien
Margaret Atwood
USA
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