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# taz.de -- Projek „Survey“ im Harz und in Bayern: Überlebensstrategien f�…
> Im Projekt „Survey“ untersuchen Forscher*innen, wie Fichtenwälder
> gerettet werden können. Das Ziel ist auch eine gesellschaftliche Debatte.
Bild: Nicht mehr viel übrig: abgestorbene Fichten zwischen Bad Harzburg und To…
Osnabrück taz | Dem deutschen Wald geht es schlecht. Sein
Gesundheitszustand sei „besorgniserregend“, fasst Alois Rainer (CSU), Chef
des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), in
der [1][Mitte 2025 erschienenen „Waldzustandserhebung 2024“] zusammen.
„Unsere Wälder stehen unter Dauerstress.“
Einer, der ihm die Daten dafür geliefert hat, ist Andreas Bolte. Er leitet
das [2][Thünen-Institut für Waldökosysteme] in Eberswalde, eine
Ressortforschungseinrichtung des BMLEH. Seit Mitte 2025 koordiniert Bolte
gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) das
[3][Projekt „Survey“]. Dessen Ziel ist es, über repräsentative
Experimentalflächen Daten und Handlungsoptionen für
Mittelgebirgs-Fichtenwälder zu gewinnen, die [4][durch die Klimakrise
bedroht sind].
Zwei dieser „Waldreallabore“ liegen im Harz, eines in Niederbayern. Es geht
um neue Wege konzertierten Waldmanagements, und die Partner reichen vom
Quedlinburger Julius-Kühn-Institut für Waldschutz bis zur Technischen
Universität Dresden. Die untersuchten Parameter reichen vom Wasserhaushalt
bis zum Stoffkreislauf. Verglichen wird, was besser funktioniert:
Wiederaufforstung wie bisher? Den Wald [5][sich selbst überlassen], in
Naturverjüngung? Oder [6][Baumarten pflanzen], die gegen die Klimakrise
besonders gut gewappnet zu sein scheinen?
„Wir beobachten alle Ökosystemleistungen“, sagt Bolte. Das Projekt wolle
„die Diskussion erden“, denn: „Im Moment reden wir ja alle wie die Blinden
von der Farbe. Niemand hat ein Allheilmittel. Es fehlt an grundsätzlichem
Wissen.“ Die Lösung werde in Vielfalt bestehen: „Wir suchen hier ja nicht
den Kompromisswald, auf den sich alle einigen können“, sagt Bolte. „Wir
züchten nicht den Superbaum.“
Deutschlands Wälder stehen nicht nur durch die Klimakrise unter Druck. Die
Holzindustrie sieht sie als Profitquelle, der Spaziergänger sucht in
ihnen Erholung, [7][der Jäger Beute]. Der Naturschützer sieht sie anders
als der Touristiker, [8][der Mountainbiker], der Bauwillige.
Ein paar dieser Akteursgruppen sind ins „Survey“-Projekt eingebunden; es
koppelt Forschung und Praxis. „Letztlich geht es ja um die Frage: Wie steht
unsere Gesellschaft zum Wald?“, sagt Bolte. „Was erwartet sie von ihm?
Diese Debatte muss in aller Breite geführt werden, nicht nur durch
Experten.“
Von den Experimentalflächen werden „digitale Zwillinge“ erstellt, erklärt
Bolte. „Mit Hilfe von Computermodellierungen lassen sich so Szenarien
durchspielen, auch für die fernere Zukunft.“ Zudem lassen sich die im Harz
und in Niederbayern gewonnenen Erkenntnisse verallgemeinern. Das Problem im
Problem: Viele ignorieren die Dramatik der Situation, auch in der Politik.
„[9][Leugner des Klimawandels wie die AfD] zum Beispiel“, sagt Bolte. „Wer
leugnet, dass es ihn gibt, menschengemacht, muss das Klima eben auch nicht
schützen.“
Mit der Politik, zumal der bundesministeriellen, kennt sich das
Thünen-Institut für Waldökosysteme aus. Es berät sie. „Aber unsere
Forschung ist unabhängig“, betont Bolte.
Es gelte, „nicht nur die Wiederbewaldung und den Waldumbau der Freiflächen
zu betrachten, sondern auch grundlegend andere Konzepte der
Waldbewirtschaftung zu untersuchen“, schreibt Dorothea Epperlein,
Kampaignerin Waldwende von Greenpeace. „Eine minimalinvasive
Forstwirtschaft, die sich anhand von Referenzflächen an der Naturdynamik
orientiert. Wir müssen den klimaresilienten Wald nicht erfinden, sondern
aufhören, die Wälder als Holzplantagen zu behandeln.“
Wer Wälder analysieren will, braucht vor allem eins: Zeit. Die drei Jahre,
auf die das Mitte 2025 gestartete „Survey“-Projekt ausgelegt sind, werden
also nicht reichen. „Das reicht weit über meine Lebensspanne hinaus“, sagt
Bolte.
8 Sep 2025
## LINKS
[1] /Neuer-Waldzustandsbericht/!6090268
[2] https://www.thuenen.de/de/fachinstitute/waldoekosysteme
[3] https://www.julius-kuehn.de/pressemitteilungen/pressemeldung/n/pi2025-03-pr…
[4] /Waldzustandsbericht-2024/!6066433
[5] /Besorgniserregender-Zustand/!6038374
[6] /Zukunft-des-deutschen-Waldes/!6008721
[7] /Waldsterben-in-Deutschland/!5920226
[8] /Zustand-des-Waldes/!6007439
[9] /Desinformationen-in-der-Klimakrise/!6102763
## AUTOREN
Harff-Peter Schönherr
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