| # taz.de -- Waldzustandsbericht 2024: Brandenburgs Wald pfeift auf dem letzten … | |
| > Den Bäumen in den Brandenburger Forsten geht es miserabel. Schuld daran: | |
| > der Klimawandel, das Wild – und die JägerInnen. | |
| Bild: Süß – aber schlecht für den Wald: Brandenburger Reh | |
| Berlin taz | Der Naturschutzbund (NABU) Brandenburg drängt auf ein | |
| moderneres Landesjagdgesetz, um die natürliche Verjüngung des Waldes zu | |
| befördern. Vor dem Hintergrund des am Donnerstag vorgestellten | |
| Brandenburger Waldzustandsberichts mit katastrophalen Ergebnissen sagte der | |
| NABU-Vorsitzende Björn Ellner, nur wenn Eigentümern kleinerer Waldflächen | |
| ermöglicht werde, die Wilddichte in diesen Gebieten zu reduzieren, könne | |
| „eine Naturverjüngung ohne aufwändigen Zaunbau stattfinden“. [1][Leider | |
| torperdiere die Jagdlobby erfolgreich eine Gesetzesreform.] | |
| Laut dem Waldzustandsbericht für das Jahr 2024 sieht es [2][nach positiven | |
| Entwicklungen im Vorjahr] für die Bäume in den Brandenburger Forsten so | |
| schlecht aus wie nie zuvor. Umweltministerin Hanka Mittelstädt (SPD) sprach | |
| bei der Vorstellung von einem „dramatischen Zustand“ und Schäden auf | |
| „Rekordiveau“. Die langjährige Belastung der Wälder durch die Veränderung | |
| der Umweltbedingungen zeige ihre Wirkung. | |
| Besonders schlecht geht es demnach den Laubbäumen im Bundesland: Bei der | |
| Buche weisen 64 Prozent der Exemplare „deutliche Schäden“ (Schadstufe 2–… | |
| auf, bei der Eiche sind es sogar 75 Prozent – so viel war noch nie zuvor | |
| beobachtet worden. Auf der anderen Seite sind nur noch 5 Prozent der Buchen | |
| und 3 Prozent der Eichen ohne Schäden. | |
| Das ist tatsächlich dramatisch: Der Waldzustandsbericht 2023 hatte „nur“ 33 | |
| Prozent der Buchen und 35 Prozent der Eichen mit deutlichen Schäden | |
| ausgewiesen. Schadensfrei waren damals 6 Prozent der Buchen und 12 Prozent | |
| der Eichen gewesen. | |
| Bei dem mit Abstand häufigsten Brandenburger Waldbaum, der Kiefer, ist die | |
| Entwicklung nicht ganz so beunruhigend, aber auch ihr Zustand hat sich | |
| verschlechtert: Der Anteil der Bäume mit deutlichen Schäden wuchs zwischen | |
| den Berichtszeiträumen von 9 auf 17 Prozent, der Anteil der schadensfreien | |
| Bäume schrumpfte von 30 auf 19 Prozent. | |
| Das Umweltministerium erklärt diese Entwicklung in erster Linie mit | |
| Vitalitätsverlusten durch die Trockenjahre 2018–2020 und 2022. Weil sie | |
| über mehrere Wachstumsperioden hinweg geschwächt worden seien, habe auch | |
| die bessere Wasserversorgung im Jahr 2023 nicht zur Regenerierung | |
| ausgereicht. Darum hätten die Spätfröste Ende April besonders große Schäden | |
| angerichtet: Sie zerstörten viele der Triebe, die die Bäume zuvor schon | |
| ausgebildet hatten. | |
| ## Viel zu hoher Wildverbiss | |
| Aber auch Ministerin Mittelstädt nannte den „viel zu hohen Wildverbiss“ als | |
| weiteren wichtigen Faktor, der dem Brandenburger Wald zu schaffen mache: Es | |
| brauche ein „konsequentes Jagdmanagement und die Mithilfe der rund 100.000 | |
| Privatwaldbesitzenden beim Waldumbau in Brandenburg“. Nur so könne man es | |
| schaffen, den Wald an die Auswirkungen der Klimaveränderungen anzupassen. | |
| Noch drastischere Worte fand die Leiterin des Landeskompetenzentrums Forst | |
| in Eberswalde, Ulrike Hagemann. Mit Blick auf die Jagdlobby sagte sie dem | |
| RBB, es „betrübe“ sie, dass „eine kleine Gruppe, die einer Leidenschaft, | |
| einem Hobby, nachgeht, den Brandenburger Wald quasi in Mithaftung nimmt“. | |
| Sie wünsche sich eine baldige politische Entscheidung, dass „das | |
| Fortbestehen des Brandenburger Waldes für die gesamte Gesellschaft | |
| wichtiger ist als die Interessen einzelner“. | |
| Dass Problem mit dem Wildverbiss, der den natürlichen Aufwuchs junger Bäume | |
| verhindert, betrifft besonders die laubtragenden Arten – dabei muss deren | |
| Anteil für eine höhere Klimaresilienz unbedingt zunehmen. WaldbesitzerInnen | |
| müssen aufwändige und teure Maßnahmen wie die Umzäunung von Jungbäumen | |
| ergreifen, um dem entgegenzuwirken. | |
| ## JägerInnen entscheiden selbst | |
| Dass der Waldbesitz in Brandenburg mit fast 100.000 Flächeneigentümern | |
| extrem zersplittert ist, kommt den Interessen der JägerInnen entgegen: Denn | |
| erst ab einer Fläche von mehr als 150 Hektar dürfen Eigentümer selbst | |
| entscheiden, wie viel Wild sie schießen lassen. Anderenfalls obliegt dies | |
| den JägerInnen, die Reviere pachten und naturgemäß ein Interesse daran | |
| haben, dass sich dort große Wildbestände entwickeln. Am Widerstand ihrer | |
| Lobby war der damalige Minister Axel Vogel (Grüne) 2024 zum wiederholten | |
| Mal mit einer Novelle des Landesjagdgesetzes gescheitert. | |
| Der NABU stellte noch weitere Forderungen zum Schutz des Brandenburger | |
| Waldes auf: Um dessen Funktion als natürlicher Wasserspeicher zu schützen, | |
| sollte er „von Kahlschlägen und Windrädern verschont bleiben“, so Björn | |
| Ellner. Vielfach würden „sogenannte ‚Waldumwandlungen‘ zugunsten | |
| großflächiger Industrie- oder Wohnansiedlungen genehmigt“. Die dadurch | |
| entstehenden Freiflächen beeinträchtigten nicht nur die Flora und Fauna | |
| nachhaltig, sondern schädigten auch den Boden. | |
| 31 Jan 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
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