| # taz.de -- Deutsche Bahn und NS-Widerstand: Wer war Fritz Kittel? | |
| > Die Deutsche Bahn löst eine Ausstellung zu Widerstand im | |
| > Nationalsozialismus auf. Dabei wäre es möglich gewesen, die Schau privat | |
| > weiterzuführen. | |
| Bild: Mutige Tat eines Einzelnen: Foto von Fritz Kittel in der Ausstellung | |
| Die Deutsche Bahn AG will eine Wanderausstellung über den Retter zweier | |
| Jüdinnen im Nationalsozialismus auflösen. Die Künstlerin, die an der | |
| Konzeption der Schau beteiligt war, protestiert gegen diese Entscheidung. | |
| Es gebe eine ganze Reihe von Institutionen, die an einer Präsentation der | |
| Schau „Wer war Fritz Kittel?“ interessiert seien, sagte Esther Dischereit | |
| der taz. Darunter befänden sich so renommierte wie das [1][Leo Baeck | |
| Institut] in New York oder das Goethe-Institut in Boston. Dirscheit ist die | |
| Tochter und Schwester der beiden damals geretteten Jüdinnen. | |
| Die Schau über Fritz Kittel war erstmals vor zwei Jahren im Berliner | |
| Technikmuseum [2][präsentiert worden] und ist seitdem an fünf weiteren | |
| Orten gezeigt worden, darunter dem Jüdischen Museum in Frankfurt am Main | |
| und dem DB-Museum in Nürnberg. Susanne Kill, die die historische Sammlung | |
| der DB betreut und für Konzerngeschichte zuständig ist, begründete die | |
| Auflösung der derzeit eingelagerten Ausstellung mit finanziellen Problemen. | |
| Es stünden „keine finanziellen Mittel mehr“ zur Verfügung, sagte sie der | |
| taz. Sie habe kein Bugdet mehr und keine Personal zum Erhalt. | |
| Die Ausstellung thematisiert die Rettung zweier Jüdinnen durch einen | |
| Arbeiter der Deutschen Reichsbahn. Hella und Hannelore Zacharias lebten | |
| seit 1942 auf der Flucht vor den Nazis untergetaucht in Berlin und kamen | |
| 1944 nach Sorau in der Niederlausitz, wo Kittel als Ladeschaffner | |
| arbeitete. Er besorgten den Verfolgten nicht nur falsche Papiere und | |
| versteckte sie. Als sich die Rote Armee näherte, nahm er beide mit ins | |
| hessische Heringen und gab sie als Ehefrau und Tochter aus. Dort wurden die | |
| Jüdinnen durch die Alliierten befreit. | |
| Die mutige Tat Kittels ist ein Lehrstück über individuellen Widerstand im | |
| Nationalsozialismus und die Hilfe für verfolgte Juden. Kittel gehörte | |
| offenbar keiner Widerstandsgruppe an. Seine Hilfe geschah offenbar aus | |
| purer Menschlichkeit. Viele der wenigen Jüdinnen und Juden, die dank der | |
| Hilfe von Deutschen überlebten, profitierten von solchen Helfern. | |
| ## Esther Dischereit ist enttäuscht | |
| Zur Eröffnung der Schau in Berlin vor zwei Jahren war auch DB-Chef Richard | |
| Lutz erschienen. Damals erklärter er: „Für uns als Deutsche Bahn ist es ein | |
| zentrales Anliegen – auch aufgrund unserer Geschichte – das Gedenken an die | |
| Opfer wach zu halten und uns für eine Gesellschaft und eine Zukunft ohne | |
| Hass und Extremismus einzusetzen!“ | |
| Die Schau war von der Schriftstellerin Esther Dischereit und der | |
| Historikerin Susanne Kill vom DB-Konzern gemeinsam konzipiert worden. „Es | |
| ist auch ein bisschen mein Baby. Ich bin auch traurig“, sagte Kill jetzt | |
| angesichts des geplanten Endes der Schau. Ihr Versuch, zwei Schränke, die | |
| den Kern der Ausstellung darstellen, leihweise Dirscheit zu überlassen, | |
| habe leider nicht realisiert werden können; die Möbelstücke gingen jetzt an | |
| das DB-Museum in Nürnberg. | |
| Esther Dischereit wäre bereit gewesen, den Kern der Schau privat zu | |
| erhalten. Sie sei enttäuscht, dass dies nicht möglich gemacht werde, sagte | |
| sie. | |
| 28 Jun 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Klaus Hillenbrand | |
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