# taz.de -- Zerwürfnis mit Donald Trump: Musk schmeißt Single-Party | |
> Elon Musk möchte seine eigene Partei gründen. Die „America Party“ soll | |
> das US-Zweiparteiensystem aufbrechen. Es ist eine offene Kampfansage an | |
> Donald Trump. | |
Bild: Autokrat startet Solokarriere: Elon Musk im Tesla | |
Berlin taz | Der Tech-Milliardär Elon Musk will offenbar seine Drohung | |
wahrmachen und in den USA eine dritte Partei gründen. Sie soll „America | |
Party“ heißen. Musk hatte diesen Schritt angekündigt, falls Trumps | |
Haushalts- und Steuergesetz im Kongress durchkäme. Das am Donnerstag | |
tatsächlich gebilligte sogenannte [1][Big Beautiful Bill] hatte er als | |
„widerliche Abscheulichkeit“ bezeichnet, weil es die US-Verschuldung weiter | |
in die Höhe treiben würde. [2][Zuvor hatte Musk im Auftrag Trumps mit der | |
Behörde DOGE zahlreiche staatliche Institutionen zerschlagen und über | |
260.000 Stellen im öffentlichen Dienst gestrichen], um angeblicher | |
Verschwendung im US-Budget beizukommen. | |
Aus dem wirtschaftspolitischen Streit zwischen Musk, dem reichsten Mann der | |
Welt, und Trump, dem mächtigsten Politiker der Welt, wird damit eine offene | |
Kampfansage. Am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag der USA, ließ Musk [3][auf | |
seinem Kurznachrichtendienst X abstimmen], ob die Nutzer*innen „die | |
Unabhängigkeit vom Zweiparteiensystem (manche würden sagen | |
Einparteiensystem)“ und „die Gründung der America Party“ befürworten. B… | |
großen Parteien, so Musk, trieben das Land mit Verschwendung und | |
Selbstbereicherung in den Bankrott. Über 1,2 Millionen Nutzer stimmten ab, | |
65,4 Prozent sagten Ja. | |
Eine solche Partei, schrieb Musk auf X, könne sich auf zwei oder drei der | |
100 Senatssitze und acht bis zehn der 465 Sitze im Repräsentantenhaus | |
konzentrieren. Bei den üblich knappen Mehrheiten im Kongress könnten diese | |
Mandate sicherstellen, dass „der wahre Wille des Volkes“ Gehör finde. | |
„Heute wird die America Party gebildet, um euch eure Freiheit | |
zurückzugeben“, kommentierte Musk das Ergebnis. | |
Er [4][unterstützte auf X eine Liste programmatischer Ziele]: die | |
Reduzierung der Staatsverschuldung, die Modernisierung des Militärs durch | |
künstliche Intelligenz, die Förderung moderner Technologien, weniger | |
Regulierung, vor allem im Energiebereich, Meinungsfreiheit und eine höhere | |
Geburtenrate. Dies sind alles politische Forderungen, die entweder | |
Steckenpferde Musks sind (wie die Kritik an der sinkenden Geburtenrate in | |
den USA beziehungsweise sein Einsatz für die angeblich von der Regierung | |
eingeschränkte Redefreiheit in sozialen Medien) oder von denen seine | |
Unternehmen wie X, der Autobauer Tesla, die Raketenschmiede SpaceX oder die | |
stark auf KI setzende Medizintechnikfirma Neuralink profitieren würden. | |
## Dritte Parteien bisher kaum mit Erfolg | |
Im November 2026 stehen alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus zur Wahl, dazu | |
ein Drittel der Senatssitze. Derzeit halten die Republikaner 220 Sitze im | |
Repräsentantenhaus und 53 im Senat, die Demokraten 212 beziehungsweise 47. | |
Amtsinhaber haben meist Vorteile: größere Bekanntheit und prallere | |
Wahlkampfkassen. Doch Musk könnte mit seiner Medienmacht über X und seinem | |
Vermögen von über 300 Milliarden Dollar diese Regel auf die Probe stellen. | |
Sein Beitrag war entscheidend für Trumps Wahlsieg und die republikanischen | |
Mehrheiten im Kongress. Nach dem Bruch mit Trump, den viele vorausgesehen | |
hatten, muss Musk 280 Millionen Dollar Wahlkampfspenden als Fehlinvestition | |
abschreiben. Ob der impulsive Milliardär die neue Partei bei Misserfolg | |
ebenso schnell fallen lässt, wenn irgendetwas nicht nach seinem Gusto | |
läuft, bleibt ungewiss. | |
Dritte Parteien hatten in der Vergangenheit kaum Erfolg, wenn sie | |
Kandidat*innen für den Kongress ins Rennen schickten. Das liegt am | |
reinen Mehrheitswahlsystem in den USA. Deswegen führen Parteien wie die | |
Green Party oder die Libertarian Party ein Nischendasein. | |
Anders sieht es bei Präsidentschaftswahlen aus. Kandidaten kurzlebiger | |
Parteien erreichten dort bis zu 20 Prozent der Stimmen. Zu nennen sind John | |
B. Anderson 1980, die Schwarze Aktivistin Lenora Fulani 1988 oder der | |
texanische Geschäftsmann H. Ross Perot 1992. Perot zog so viele Stimmen vom | |
Republikaner George Bush ab, dass Bill Clinton mit nur 43 Prozent der | |
Stimmen ins Weiße Haus einziehen konnte. | |
Umgekehrt hatte Clintons Vizepräsident Al Gore bei der Wahl im November | |
2000 wegen eines Drittkandidaten Pech. Der Verbraucheranwalt Ralph Nader, | |
der für die Green Party antrat, kam im wahlentscheidenden Staat Florida auf | |
fast 100.000 Stimmen. Gore fehlten dort am Ende 600 Stimmen zum Sieg. | |
Wahlanalysen ergaben, dass Gore statt George W. Bush ins Weiße Haus | |
eingezogen wäre, hätte Nader nicht auf dem Stimmzettel gestanden. | |
6 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Trumps-Gesetzespaket/!6095443 | |
[2] /Kahlschlag-in-den-USA/!6071228 | |
[3] https://x.com/elonmusk/status/1941119099532378580 | |
[4] https://x.com/teslaownersSV/status/1941744384703332357 | |
## AUTOREN | |
Stefan Schaaf | |
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