# taz.de -- Linda Yaccarino verlässt X: Sie lässt Musk sitzen | |
> CEO Linda Yaccarino hat angekündigt, X zu verlassen. Kurz zuvor war der | |
> plattforminterne Chatbot Grok mit antisemitischen Ergüssen aufgefallen. | |
Bild: So long and thanks for all the fish: Linda Yaccarino winkt noch mal | |
Linda Yaccarino ist zurückgetreten. Am Mittwochnachmittag veröffentlichte | |
die Chefin von [1][X, ehemals Twitter,] auf der Plattform einen Beitrag, in | |
dem sie bekanntgab, sich nach „zwei unglaublichen Jahren“ als CEO | |
zurückzuziehen. Konkrete Gründe dafür nannte sie nicht. Jedoch war nur | |
einen Tag zuvor der [2][Chatbot Grok, mit dem X-Nutzer*innen kommunizieren | |
konnten, heftig kritisiert worden, weil er mit antisemitischen Äußerungen | |
und Hitler-Verherrlichungen aufgefallen war.] | |
Die künstliche Intelligenz gehört zum Unternehmen xAI, zu dem auch X | |
gehört, seitdem Besitzer Elon Musk es im März eingegliedert hat. Grok hatte | |
gegenüber Nutzer*innen von „Beobachtungen“ berichtet, laut denen | |
Menschen mit jüdischen Nachnamen oft „antiweiße Narrative“ verbreiten | |
würden. Als Lösung für den „abscheulichen Hass gegen Weiße“ schlug der … | |
Adolf Hitler vor. Später nannte Grok seine Äußerungen „schwarze Satire“. | |
Linda Yaccarino wurde von Musk im Mai 2023 zur CEO von X ernannt. Davor war | |
sie die Werbeverkaufschefin des Medienunternehmens NBC Universal gewesen. | |
Yaccarino bezeichnete den neuen Job in ihrer Nachricht von Mittwoch | |
rückblickend als „Chance meines Lebens“. Mit ihrem Engagement sollten | |
Werbekund*innen zurückgewonnen werden, die Twitter den Rücken zugewandt | |
hatten, als sich das Klima veränderte, [3][immer mehr Hassrede, | |
rassistische, queerfeindliche und antisemitische Inhalte sowie | |
Desinformation] die Atmosphäre der Plattform stark verändert hatten. | |
Diese Wandlung lag nicht nur darin begründet, dass Musk zwei Drittel der | |
Belegschaft entlassen hatte, sondern auch in den neuen Moderationsregeln, | |
die er nach seinem Twitter-Kauf im Oktober 2022 durchsetzte – unter dem | |
Deckmantel, die Meinungsfreiheit stärken zu wollen. Tatsächlich entdeckten | |
viele Werbekund*innen X wieder – nachdem Donald Trump, unterstützt | |
durch Kampagnen von Musk, die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen hatte. | |
Auf die Meinungsfreiheit kam auch Yaccarino in ihrem Beitrag über ihren | |
Abgang zu sprechen. „Ich bin ihm (Elon Musk; Anm. d. Red.) immens dankbar | |
dafür, dass er mich mit der Verantwortung betraut hat, die freie | |
Meinungsäußerung zu schützen, die Firma umzukrempeln.“ | |
Expert*innen sehen auf X keine Verbesserung der freien Meinungsäußerung. | |
Stattdessen war in den letzten Jahren immer wieder ein Exodus von | |
User*innen zu beobachten, die marginalisierten und diskriminierten | |
Gruppen angehören oder sie unterstützen. Dadurch erlangten andere | |
Plattformen Zuwachs, so etwa der Kurznachrichtendienst Threads vom | |
Unternehmen Meta, zu dem auch Facebook, Whatsapp und Instagram gehören, | |
oder auch [4][das dezentrale Fediverse, hinter dem kein Konzern steckt]. | |
Auch der Schutz von User*innen, insbesondere von Kindern, den X, so | |
schreibt Yaccarino, priorisiert haben will, ist nicht feststellbar. | |
Minderjährige werden auf der Plattform weiterhin mit Desinformation | |
konfrontiert, und das in einem Sozialraum, in dem rechte Ideolog*innen | |
in den letzten Jahren immer mehr Einfluss gewinnen konnten. | |
Während Yaccarino große Lobesworte für X fand, kommentierte Musk den | |
Weggang spärlich unter ihrem Beitrag: „Danke für deine Mitarbeit.“ Wohin | |
Yaccarino als nächstes geht, ist bisher nicht bekannt. „Ich werde euch | |
weiterhin anfeuern, während ihr weiterhin die Welt verändert“, beendet sie | |
ihre Nachricht. | |
10 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Twitter-/-X/!t5008995 | |
[2] /Antisemitische-KI-von-Elon-Musk/!6100133 | |
[3] /Antisemitismus-in-Sozialen-Medien/!5907950 | |
[4] /Twitter-Alternative-Mastodon/!5893407 | |
## AUTOREN | |
Johannes Drosdowski | |
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