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# taz.de -- Eher wirklich oder eher Netflix: Wenn Trump True Crime wäre
> Zunehmend unklar für alle, die dem politischen Geschehen folgen: Folgt
> die Wirklichkeit den Streamingdiensten? Oder umgekehrt? Ein fiktives
> Gespräch.
Bild: Was ist das für eine Welt, in der ein Mann wie Trump für den Nobelpreis…
Meint ihr, das Angebot der Streamingdienste spiegelt die Wirklichkeit oder
die Wirklichkeit wird vom Angebot der Streamingdienste zunehmend
demoralisiert?“, fragt der Freund und rückt seinen zerfledderten Strohhut
zurecht.
„Du meinst Handlung und Charaktere im Sinn von hier … mimetisch?“, fragt
die Freundin und wirft Eiswürfel in den roten Burgunder.
„Nachahmung ist aller Laster Anfang!“, sagt die andere Freundin.
„Am Ende ist alles nur noch die Kopie der Kopie der Kopie der Kopie.“
„So wie bei Milchersatzprodukten, jede Woche ’ne neue Tüte.“
„Und dann stehst du reizüberflutet vorm Regal und greifst am Ende als
Übersprungshandlung kapitalistisch unterjocht nach dem Teuersten.“
„Nee, also ich meine das Angebot in Form von Kategorien bei zum Beispiel
Netflix, die Headlines ändern sich ständig mit dem Lauf der Welt.“
„Die Leute wollen sich fiktional aufbereitet reinziehen, was sie ohnehin
beschäftigt?“
„Ich will mich davon ablenken, deshalb gucke ich gern so Irrealromantisches
wie: Mein Sommer mit Soundso!“
„Bei Netflix gibt es jetzt: Reiche Leute, die sich schlecht benehmen!“
„Das ist mir zu nah dran!“
„Mir wurde neulich ganz oben angeboten: Düster, intensiv und trostlos.“
„Was sind da die Inhalte?“
„Moralische Standards bei machtpolitischen Handlungsentscheidungen?“
„Nee, eher so Kriminalisten, deren Leben im Eimer ist, die alle Beziehungen
verkackt haben, deren einzige Motivation im Leben noch ist, den einen
Serienkiller dingfest zu machen, mit dem sie im Grunde eine Art von
telepathischer Beziehung haben.“
„Mehr toxisch geht nicht.“
„Warum sehnen sich Menschen nach Trostlosigkeit in der Fiktion?“
„Easy analysiert: [1][Damit das eigene Elend weniger trostlos erscheint].“
„Vielleicht geht es auch um den Lerneffekt: Was tut eine Figur, um da
wieder rauszukommen, was stärkt die Resilienz.“
„Aber nicht alle können für die Selbstwirksamkeit Serienkiller zur Strecke
bringen.“
„Bräuchte man ja auch irgendwie ’ne Lizenz für, oder?“
„Niemand wird dich davon abhalten, einen Serienkiller zu jagen, wenn du
sonst nix zu tun hast.“
„Glaube, gibt landesweit eher andere Probleme als Serienkiller.“
„Gibt es die Kategorie: Wetter, das aus den Fugen gerät?“
„Das will keiner sehen.“
„Wisst ihr noch Waterworld?“
„War das ein Klimathriller?“
„War da zu viel Wasser oder zu wenig das Problem?“
„Kevin Costner ist auch geschieden mittlerweile.“
„Was tut das jetzt zur Sache?“
„Was ist die Sache?“
„Dass [2][kaum jemand mehr das Klima bespricht und es nicht mal ’ne eigene
Netflix-Kategorie hat].“
„Was wird denn am meisten besprochen?“
„Dass Trump tut, was er tut, [3][weil er im Grunde scharf auf den
Friedensnobelpreis ist].“
„Ergibt das Sinn?“
„Es wird auch viel darüber gesprochen, dass alles, was Trump tut, im Grunde
bloß seine eigene Realityshow sei.“
„Ach so! Na dann.“
„Kennt man doch die Kategorie: Männer, die aufs Ganze gehen!“
„True Crime?“
„Politthriller!“
„Politsatire!“
„Dramedy!“
„Dystopie?“
„Weltpolitik.“
„Mit unendlich vielen Statisten.“
6 Jul 2025
## LINKS
[1] /Irrsinn-des-Alltags/!6092704
[2] /Klimakrise-in-Serien-und-Games/!5948032
[3] /Pakistans-Nominierung-von-Trump/!6092788
## AUTOREN
Jasmin Ramadan
## TAGS
Kolumne Einfach gesagt
Donald Trump
Netflix
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