| # taz.de -- Demokratie früher und heute: Die Wahl der Qual | |
| > Wahlen gehören zur Demokratie. Aber die aktuellen Wahlmöglichkeiten | |
| > treiben einen zum Weinen in den Keller. Ein fiktives Gespräch beim | |
| > Glühwein. | |
| Bild: So viel zu früher: „Tagesschau“-Sprecher Karl-Heinz Köpke im Jahr 1… | |
| Warum soll ich für alles Verständnis aufbringen?“, fragt die Frau auf dem | |
| Weihnachtsmarkt und pustet in ihren Glühwein. | |
| „Für was meinste jetzt?“, fragt ihre Freundin. | |
| „Na, für alle Meinungen oder Verirrungen, ich will nicht jeden Murks | |
| verstehen, ich will scheiße finden, was ich scheiße finde und damit selig | |
| werden, basta.“ | |
| „Aber wenn alle nur in ihrer eigenen Seligkeit eiern, dann passiert, was | |
| passiert!“, ruft ein Mann vom nebenan. | |
| „Und was?“, fragt eine andere Frau. | |
| „Na, dass alles hintenrum ausklabüstert wird und dann gemacht wird, was | |
| wieder keiner versteht“, sagt ein Typ. | |
| „Scholz ad hoc im Nachtzug in die Ukraine, meinen Sie?“ | |
| „Scholz am Hörer an der langen Leitung zu Putin.“ | |
| „Scholz, der sagt, Merz sei quasi die Atombombe in Person.“ | |
| „Bomba non grata.“ | |
| „Und Merkel offenbart derweil medial im Plauderton, politisch funktioniere | |
| eben nur der Kompromiss, Fehler inklusive.“ | |
| „Was muss, das muss.“ | |
| „Die Politiker, die im Februar was reißen könnten, sind Kompromiss oder | |
| populistische rechte Bombe.“ | |
| „Und Politikerinnen.“ | |
| „Nee, für Weidel gender ich nicht.“ | |
| „Aber für Heidi Reichinnek von der Linken kann man das schon machen.“ | |
| „Safe. Aber Weidel soll sich gehackt legen.“ | |
| „Die würd’ auch sagen, ich bin gar keine Frau, ich wurde nur zufällig vor | |
| 45 Jahren mit zwei X-Chromosomen geboren.“ | |
| „Wär’ das nicht transpositiv?“ | |
| „Allein, dass die AfD antreten darf, wär’ ein Grund, die Wahl zu | |
| boykottieren.“ | |
| „Man kann nicht für die [1][Demokratie] kämpfen, ohne zu wählen.“ | |
| „Und zum Weinen in den Keller danach.“ | |
| „Oder lange heiß duschen.“ | |
| „Früher war alles besser.“ | |
| „Mehr Glitzer.“ | |
| „Bitte nicht die [2][Lametta-Keule]!“ | |
| „Echt, keinen althergebrachten Kapitulations-Senf, die Damen und Herren, | |
| das ist nostalgische Tatsachenverdrehung, es war noch nie alles besser!“ | |
| „Die SPD schon!“ | |
| „Das Fernsehen auch! | |
| „Mein Highlight: Diese Flimmer-Punkte nach Sendeschluss, einfach Top, | |
| Kontemplation in Schwarz-Weiß.“ | |
| „Gab nur drei Programme, was war daran besser?“ | |
| „Kaum Wahlmöglichkeiten.“ | |
| „Den Kindern konnte man sagen, sorry, gibt nur eine halbe Stunde | |
| Kinderprogramm.“ | |
| „Man konnte alles auf die Programmmacher schieben.“ | |
| „Ohne gendern, waren nur Männer.“ | |
| „Früher war nix besser.“ | |
| „Übersichtlicher scheiße.“ | |
| „Übersichtlich konservativ, dazu ein paar zu Recht wütende Linke.“ | |
| „Die Linke steht ja nun auch zur Wahl.“ | |
| „Aber wären das nicht verschenkte Stimmen?“ | |
| „Wenn alle so denken, dann schon.“ | |
| „Und wenn so einige denken, ich wähl’ vorsichtshalber [3][SPD], damit die | |
| [4][AfD] nicht zweitstärkste Kraft wird, dann wird Olaf es nochmal werden.“ | |
| „Vorsicht ist die Mutter der Kanzlerkiste.“ | |
| „Ein Kanzler aus Sorge.“ | |
| „Vorsorgekanzler.“ | |
| „Warum hatte die SPD beim letzten Mal noch gewonnen?“ | |
| „Laschet?“ | |
| „Kühnert?“ | |
| „Die Dropse sind jetzt aber gelutscht.“ | |
| „Totgeglaubte leben länger?“ | |
| „Das sollte nicht das Lebensmotto einer Partei sein.“ | |
| „Stabilität?“ | |
| „In was?“ | |
| „Selige Selbstüberschätzung.“ | |
| 7 Dec 2024 | |
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| Jasmin Ramadan | |
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