# taz.de -- US-Angriff auf iranische Atomanlagen: Pro und Kontra zu Trumps Ents… | |
> Donald Trump verkündet die komplette Zerstörung des iranischen | |
> Atomforschungsprogramms. Die Gefahr weiterer Eskalation ist noch nicht | |
> gebannt. | |
Bild: Immer auf einer Linie: Israels Regierungschef Netanjahu zu Besuch bei US-… | |
## Richtig, aber riskant | |
Donald Trumps Entscheidung, Fordo und zwei weitere iranische Atomanlagen zu | |
bombardieren, birgt viele Risiken, ist aber dennoch die richtige. Nur die | |
USA besitzen die 13.000 Kilo schweren bunker buster, die tief in den Berg | |
eindringen können, in dem die Islamische Republik eine militärische | |
Urananreicherungsanlage versteckt hält. Teherans Atomprogramm sei nun | |
„vollständig und gänzlich ausgelöscht“ worden, behauptet der US-Präside… | |
Sollte sich das bewahrheiten, kann man nur begrüßen, dass Irans atomare | |
Ambitionen vorerst in Rauch und Flammen aufgegangen sind. Israel hat seit | |
dem [1][7. Oktober] die von Iran geführte „Achse des Widerstands“ aus | |
[2][Hisbollah], Hamas und Co massiv geschwächt. Nun steht Iran mit dem | |
Rücken zur Wand. Die Bombe ist dem Regime wichtiger denn je – und seine | |
letzte Chance, eine Abschreckung wiederherzustellen. | |
An Irans Motivation dürfte es wenig Zweifel geben: Im Herzen Teherans tickt | |
seit 2015 eine Uhr, die die Tage zählt bis [3][2040]. Dann spätestens soll | |
der jüdische Staat ausgelöscht worden sein. Auf riesigen Plakattafeln wird | |
Israel mit Vernichtung gedroht. Mit einer Atombombe besäße Iran endlich die | |
Mittel dazu. Die Islamische Republik wünscht auch den USA, dem „großen | |
Satan“, unverhohlen den Tod. | |
Die USA tun mit dem [4][Angriff auf die iranischen Atomanlagen] nicht nur | |
Israel einen großen Gefallen, sondern der gesamten westlichen Welt. Niemand | |
hier kann ernsthaft wollen, dass ein islamistischer Terrorstaat nuklear | |
bewaffnet ist. Israel und die USA haben militärisch geschafft, was Iran | |
diplomatisch verweigerte. | |
Jetzt ist die Zeit für eine Exitstrategie. Trumps Angriff muss als | |
Startrampe dienen, um einen größeren Krieg zu vermeiden. Iran hat nun zwei | |
Optionen: mit seinen noch verfügbaren militärischen Mitteln US-Stützpunkte | |
anzugreifen und die Zukunft des Regimes aufs Spiel zu setzen; oder sein | |
Atomprogramm völlig aufgeben. Man kann nur hoffen, dass Ayatollah Chamenei | |
nicht so unbedacht ist, wie es seine Rhetorik befürchten lässt. Nicholas | |
Potter | |
## Unnötig und kontraproduktiv | |
Kaum jemand will, dass der Iran Atomwaffen besitzt. Deswegen war es | |
richtig, dass der Westen so lange mit dem Iran verhandelt hat, um ihn davon | |
abzubringen, sie zu entwickeln. Doch Israel hat eine diplomatische Einigung | |
stets unterlaufen: mal durch [5][Cyberangriffe], mal durch Anschläge auf | |
Atomwissenschaftler, nun durch einen Großangriff. Das macht die Welt nicht | |
sicherer, im Gegenteil. Der Iran hat jetzt noch mehr Grund, nach Atomwaffen | |
zu streben, um sich in Zukunft vor solchen ruchlosen Überfällen zu | |
schützen. Und die USA treten in einen Krieg ein, dessen Folgen unabsehbar | |
sind. | |
Einst warf Donald Trump dem damaligen US-Präsidenten Obama vor, sein Land | |
in einen dritten Weltkrieg zu führen, weil der angeblich nicht in der Lage | |
sei, mit dem Iran zu verhandeln. Dass Trump sich nun von Netanjahu in | |
dieses Abenteuer hineinziehen lässt, ist ein Zeichen seiner Schwäche. Er | |
verrät damit das isolationistische Versprechen, die USA aus Kriegen | |
herauszuhalten, das er seinen Anhängern mal gegeben hat. | |
Israel ist die einzige Atommacht im Nahen Osten und besitzt eine der | |
stärksten Armeen der Welt. Vom iranischen Atomprogramm war es nie | |
existenziell bedroht, schon gar nicht akut. Die ritualisierte Dämonisierung | |
Israels gehört zwar von Anbeginn zur Propaganda des iranischen Regimes. | |
Doch das alleine ist kein Angriffsgrund. Deshalb bauscht Netanjahu seit 30 | |
Jahren die Gefahr massiv auf und vergleicht den Iran geschichtsklitternd | |
mit Nazideutschland. | |
Als wäre das Regime nicht schlimm genug, wurde es zum „puren Bösen“ oder | |
gar zum zentralen Glied einer ganzen „Achse des Bösen“ hochgejazzt. Der | |
echte Grund, warum Israel den Iran jetzt angegriffen hat, ist profaner: | |
Netanjahu sieht einen günstigen Moment, die Landkarte des Nahen Ostens neu | |
zu ordnen, jetzt, wo Hamas und Hisbollah geschwächt sind. Die ethnische | |
Säuberung des Gazastreifens ist nur ein Teil seines Plans. Die Folgen sind | |
ihm egal – und Trump offenbar auch. Aber ihre Politik der Stärke beruht | |
darauf, dass man der Stärkere bleibt. Das ist nicht für alle Ewigkeit in | |
Stein gemeißelt. Daniel Bax | |
22 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Ein-Jahr-nach-dem-7-Oktober/!6038224 | |
[2] /Israel-und-Hisbollah/!6048436 | |
[3] https://www.haaretz.com/israel-news/2025-06-09/ty-article-opinion/.premium/… | |
[4] /US-Luftangriff-auf-Irans-Atomanlagen/!6095609 | |
[5] /Cyber-Krieg-gegen-den-Iran/!5092577 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
Nicholas Potter | |
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