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# taz.de -- So viel Geld entgeht den Staatskassen: Blackrocks lukrative Steuerg…
> Der Finanzriese soll Gewinne aus den EU-Ländern, in denen er vor allem
> tätig ist, in solche mit niedrigeren Steuern verlagern. Illegal ist das
> nicht.
Bild: Blackrock-Sitz in New York City
Berlin taz | Finanzriese [1][Blackrock] hat ein ausgeklügeltes System, um
auf legalem Wege Steuern zu sparen. Der Allgemeinheit in Europa seien so
zwischen 2017 und 2023 hunderte Millionen Euro entgangen, heißt es in der
Studie [2][„Inside Blackrock“]. Erstellt hat sie der Wirtschaftsprofessor
Ceyhun Elgin von der Boğaziçi-Universität in Istanbul, und zwar im Auftrag
von Martin Schirdewan, dem Ko-Vorsitzenden der Linksfraktion im
Europa-Parlament.
Die US-Firma gilt als größter Vermögensverwalter der Welt, der angeblich
etwa 10.000 Milliarden Euro Anlagekapital dirigiert, ein Fünftel davon in
Europa. Aufsichtsratschef der Deutschland-Tochter der Firma war zeitweise
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).
Der Studie zufolge konnte Blackrock die Abgaben erheblich reduzieren, indem
beispielsweise den Filialen in Deutschland und Frankreich hohe interne
Lizenzgebühren für die Nutzung der firmeneigenen Investment- und
Risikosoftware „Aladdin“ in Rechnung gestellt wurden – was den zu
besteuernden Gewinn in diesen Ländern schmälerte. Die Summen seien in
EU-Staaten transferiert worden, die niedrigere Gewinnsteuern erheben, etwa
die Niederlande, Irland oder Luxemburg.
Blackrock habe EU-weit zwischen zwölf und 18 Prozent Steuern auf seine
Gewinne gezahlt, ermittelte Elgin. Die Steuersätze in Deutschland,
Frankreich und Italien, wo das Unternehmen einen großen Teil seiner
Geschäfte tätigte, lagen jedoch bei rund 30 Prozent.
## Unternehmen: „Blackrock zahlt Steuern“
Den Berechnungen zufolge konnte der Finanzkonzern in Deutschland damit bis
zu 378 Millionen Euro Steuern sparen, verteilt auf die sieben untersuchten
Jahre durchschnittlich 50 Millionen Euro jährlich. Die Verluste für
Frankreich und Italien gibt der Ökonom mit rund 100 Millionen Euro und 60
Millionen Euro an. Der EU insgesamt seien zwischen 500 Millionen und einer
Milliarde Euro durch die Lappen gegangen.
In seiner Stellungnahme betonte das Unternehmen: „Blackrock zahlt Steuern,
gemäß den von den jeweiligen Steuerbehörden festgelegten Steuersätzen.“ M…
handele „konservativ, um sicherzustellen, alle gesetzlich vorgeschriebenen
Steuern“ zu entrichten.
Das bestreitet allerdings auch Wirtschaftswissenschaftler Elgin nicht. Er
schreibt in seiner Studie, die Steuervermeidung nutze die rechtlichen
Möglichkeiten konsequent aus. Illegal waren die Methoden demnach nicht,
sondern nur trickreich.
## Linken-Politiker sieht Kanzler in Mit-Verantwortung
Bundeskanzler Friedrich Merz amtierte zwischen 2016 und 2020 als
Vorsitzender des Aufsichtsrates von Blackrock Deutschland. Die Aufgabe von
Aufsichtsräten besteht in der Kontrolle der operativen Geschäfte. Nehmen
sie ihre Aufgabe ernst, sind sie mit den Details der Geschäftsführung
vertraut.
Linken-Politiker Schirdewan suggeriert nun, Merz trage eine
Mitverantwortung: „Als ehemaligen Aufsichtsratschef von Blackrock haben wir
einen reichen Finanzlobbyisten als Regierungschef.“ Schirdewan fordert
„eine entschlossene Politik der Steuergerechtigkeit, die niedrige Einkommen
entlastet und der aggressiven Steuervermeidung von Großunternehmen einen
Riegel vorschiebt“. Konkret plädiert er für „mehr Transparenz bei den
Steuerpraktiken der Großkonzerne und eine internationale Mindeststeuer von
mindestens 25 Prozent“.
Im vergangenen Jahrzehnt hat die Politik allerdings schon gewisse
Verbesserungen erzielt. Steuerhinterziehung und -vermeidung sollen
beispielsweise dadurch abnehmen, dass internationale Unternehmen ab dem
kommenden Jahr detailliert darlegen müssen, welche Abgaben sie in welchem
Land entrichten. Damit fallen Vermeidungspraktiken leichter auf.
Außerdem gab es einen grundsätzlichen Konsens über die internationale
Mindestbesteuerung von Unternehmensgewinnen. Unter bestimmten Bedingungen
müssen ausländische Firmen ihre in Deutschland erzielten Erträge [3][ab
kommendem Jahr mit mindestens 15 Prozent versteuern]. Allerdings will
US-Präsident Donald Trump diese Regelung wieder zu Fall bringen.
Das sei einer der Gründe, warum viele Staaten an einem internationalen
Steuerabkommen unter dem Dach der Vereinten Nationen arbeiteten, erklärt
Markus Meinzer vom Tax Justice Network (Netzwerk für Steuergerechtigkeit).
20 Jun 2025
## LINKS
[1] /Blackrock/!t5716541
[2] https://www.martin-schirdewan.eu/die-studie-inside-blackrock/
[3] /Globale-Mindeststeuer-fuer-Unternehmen/!5783871
## AUTOREN
Hannes Koch
## TAGS
Blackrock
Steuervermeidung
Kanzler Merz
Die Linke
GNS
Steuervermeidung
Superreiche
Steueroase
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