# taz.de -- Fake-Todesmeldungen im Netz: Immer wieder auferstanden | |
> Im Netz häufen sich falsche Todesmeldungen über Prominente. Manche werden | |
> sogar mehrfach bedacht. Damit lässt sich eine Menge Geld verdienen. | |
Bild: Klickt sich gut! Viele falsche Todesmeldungen aus ökonomischem Interesse | |
Immer wieder kursieren in den sozialen Medien Todesmeldungen über noch | |
lebende Prominente. Erst kürzlich traf es die österreichische | |
Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin [1][Elfriede Jelinek.] Ein | |
Fake-Account („RowohltAT“), der dem Account des Rowohlt Verlags („Rowohlt… | |
) – bei dem sie unter Vertrag steht – ähnlich sah, verbreitete die | |
Falschmeldung ihres Todes. | |
Die 78-Jährige wurde damit bereits zum zweiten Mal in ihrem Leben für tot | |
erklärt. Daher nahm Jelinek die Meldung mit Gelassenheit. „Ach, schon | |
wieder? Es ist das zweite Mal, dass ich tot bin“, sagte sie der | |
Nachrichtenagentur AFP. | |
Doch solche falschen Meldungen über den eigenen Tod können Spuren | |
hinterlassen. Etwa wenn sie mit perfiden Details angereichert sind, wie | |
etwa beim Reality-Star Sarah-Jane Wollny. Der wurde nicht nur ihr Tod, | |
sondern auch ein Hirntumor angedichtet. | |
Antiquitätenexperte von „Bares für Rares“, Fabian Kahl, wurde mit einem | |
erfundenen Beerdigungsvideo für tot erklärt. In einem Beitrag für den MDR | |
sagte Kahl dazu, dass seit der Falschmeldung der Tod in seinem Leben | |
präsenter sei. | |
## Zeitdruck und Zwang | |
Im aktuellen Fall Elfriede Jelinek hätte wahrscheinlich ein einfacher Anruf | |
beim Verlag die falsche Meldung verhindern können: Rowohlt stellte schon | |
eine Stunde nach Erscheinen der Falschmeldung klar: Jelinek lebt. Doch auch | |
danach verbreiteten Nachrichtenportale weiter die Meldung. Und auch eine | |
genaue Betrachtung des Fake-X-Accounts hätte den Journalist:innen | |
schnell klar machen können, dass hier etwas nicht stimmt. Er bestand erst | |
seit Anfang des Jahres und hatte erst drei Beiträge auf X geteilt, der | |
echte Account viel mehr. | |
Doch unter Zeitdruck und dem Zwang, viel zu berichten, werden solche Dinge | |
häufig nicht geprüft – wenn die Nachrichten überhaupt noch von Menschen | |
gegengecheckt werden: In manchen Verlagshäusern übernehmen bereits | |
[2][KI-Modelle das Erstellen von Agenturmeldungen,] was die | |
Fehleranfälligkeit zusätzlich erhöhen kann. | |
Hinter vielen gefälschten Todesmeldungen und vermutlich auch hinter dem von | |
Jelinek steht mutmaßlich ein Mann, der sich [3][Tommaso Debenedetti] nennt. | |
Er ist bekannt dafür, auf X den Tod berühmter Schriftsteller:innen wie | |
Peter Handke zu erfinden. In einem Interview erklärte er, er wolle damit | |
Journalist:innen zur Sorgfalt mahnen – ob das glaubwürdig ist, bleibt | |
fraglich. Andere verfolgen handfeste wirtschaftliche Interessen: Videos mit | |
Todesfakes generieren Millionen Klicks – und damit Werbeeinnahmen. | |
19 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Inszenierungen-des-Theaterstuecks-Asche/!6067375 | |
[2] https://www.faz.net/pro/digitalwirtschaft/kuenstliche-intelligenz/generativ… | |
[3] /!455511/ | |
## AUTOREN | |
Ann-Kathrin Leclere | |
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