# taz.de -- Nach den Parlamentswahlen in Burundi: Klarer Wahlsieg | |
> DerSieg von Burundis Regierungspartei sorgt für heftige Kritik. | |
> Oppositionelle, die Wahlbetrug angeprangert hatten, wurden festgenommen. | |
Bild: Mit 96,5 Prozent der Stimmen hat Burundis Regierungspartei CNDD-FDD gewon… | |
Kampala taz | Mit 96,5 Prozent der Stimmen hat Burundis Regierungspartei | |
CNDD-FDD (Nationalrat – Kräfte zur Verteidigung der Demokratie) die | |
Parlaments- und [1][Kommunalwahlen vom 5. Juni] gewonnen. Da nach dem | |
amtlichen Ergebnis, das die Wahlkommission sechs Tage später | |
veröffentlichte, keine andere Partei die 2-Prozent-Hürde überspringt, | |
besetzt die Regierungspartei in den nächsten fünf Jahren alle 100 Sitze in | |
der Nationalversammlung. | |
„Nur weil eine Partei gewonnen hat, heißt das nicht, dass wir ein | |
Einparteiensystem etablieren werden“, versicherte zwar Premierminister | |
Gervais Ndirakobuca. Doch so viel Macht hatte die seit Jahrzehnten | |
regierende ehemalige Hutu-Rebellenbewegung noch nie. | |
Dafür wird sie nun von vielen Seiten kritisiert. Als „Schande“ bezeichnet | |
Aimé Magera, internationaler Vertreter der Oppositionspartei CNL | |
(Nationalkongress für Freiheit) im Exil, die Wahlergebnisse und erklärt: | |
„Zwanzig Jahre lang hat sich diese Macht durch Angst, Einschüchterung und | |
Repression behauptet.“ | |
Die Oppositionsparteien hatten zum Wahlboykott aufgerufen, nachdem das neue | |
Oppositionsbündnis BBB (Burundi Bwa Bose – Burundi für alle), zu dem auch | |
der CNL gehört, nicht zu den Wahlen zugelassen wurde. „Die Menschen | |
weigerten sich, eine Fassade der Demokratie zu unterstützen“, lobt Magara. | |
BBB wies in einer Erklärung das Wahlergebnis zurück und forderte faire | |
Neuwahlen. | |
## Festnahmen von Wahlbeobachtern | |
Bereits am Wahltag selbst wurden acht Oppositionelle festgenommen, die | |
Wahlbetrug angeprangert hatten. Sie hatten sich als Wahlbeobachter in | |
verschiedenen Wahllokalen positioniert. Einer habe beispielsweise darauf | |
hingewiesen, dass bei Wählern nach der Stimmabgabe der Daumen nicht | |
eingefärbt wurde – der übliche Nachweis, dass jemand gewählt hat, womit | |
mehrfache Stimmabgaben ausgeschlossen werden sollen. Er wurde direkt von | |
der Polizei mitgenommen. Laut SOS-Medias-Burundi, eine der letzten noch | |
verbliebenen unabhängigen Medienplattformen, wurden einige Verhafteten | |
bereits im Schnellverfahren verurteilt. | |
In einer [2][gemeinsamen Erklärung] sprachen am Montag die wichtigsten | |
zivilgesellschaftlichen Gruppen des Landes von einer „Wahlfarce“, die von | |
einer „beispiellosen Repression“ begleitet worden sei. Selbst die | |
Katholische Kirche, eine der mächtigsten nicht-staatlichen Institutionen in | |
dem tiefgläubigen Land, prangert Unregelmäßigkeiten an. Die burundische | |
Bischofskonferenz hatte mehr als 2.400 Wahlbeobachter landesweit in rund 30 | |
Prozent der Wahllokale im Einsatz. | |
In einer Erklärung äußerte die Bischofskonferenz nun ernsthafte Bedenken | |
und betonte, dass „trotz allgemein ruhiger Atmosphäre“ am Wahltag selbst | |
„der Weg zu freien, transparenten und friedlichen Wahlen noch lang ist“. Es | |
sei an der Zeit, „das Demokratieverständnis in Burundi zu überdenken und | |
anzupassen.“ | |
## Präsident fordert Beweise für Wahlbetrug | |
Viele Priester kritisierten in ihren Sonntagspredigten den Wahlgang sogar | |
öffentlich. Einige der kritischen Predigen wurden später in | |
Whatsapp-Gruppen landesweit geteilt. Pfarrer Paul Butoyi von der Pfarrei in | |
Mutumba in der Diözese Bujumbura, größte Stadt des Landes, wurde noch vor | |
der Sonntagsmesse von Agenten des Geheimdienstes festgenommen. Er gilt | |
schon länger als offener Kritiker der Regierung. | |
[3][Burundis Präsident Evariste Ndayishimiye], der seine Partei CNDD-FDD | |
wie eine Sekte regiert, gibt sich als Garant für Transparenz und kritisiert | |
wiederum die Kritiker: „Ich bin schockiert, dass manche Politiker lieber | |
warten, bis Kameras und Mikrofone über Betrug sprechen, anstatt sofort zu | |
handeln, wenn die Fakten ans Licht kommen“, sagte er. | |
Er forderte die Parteien auf, ihre Beweise für Wahlfälschungen vorzulegen | |
und drohte, dass alle Mitglieder der Wahlkommission, die „in | |
Unregelmäßigkeiten verwickelt sind, sanktioniert werden“. Dabei ist es laut | |
Verfassung nicht der Präsident, sondern das Verfassungsgericht, das | |
Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen ahnden muss. | |
17 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Vor-den-Wahlen-in-Burundi/!6092284 | |
[2] https://x.com/Burundi_mffps/status/1934794237117120758 | |
[3] https://www.dw.com/de/burundi-alles-wie-gehabt-unter-pr%C3%A4sident-%C3%A9v… | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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