| # taz.de -- Berlins Haushaltsmisere: Auftritt des Senats-Erziehers | |
| > Finanzsenator Evers (CDU) philosophiert über den Haushaltsentwurf, den | |
| > der Senat im Juli beschließen will. | |
| Bild: Finanzsenator Stefan Evers (CDU) muss mit einer Haushaltsmisere klar komm… | |
| Berlin taz | Was sagt man als Finanzsenator zur Haushaltslage, kurz bevor | |
| die eigene schwarz-rote Landesregierung den Entwurf für Berlins Finanzen | |
| der nächsten zwei Jahre beschließt? Hält man eine Art | |
| Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede? Oder trübt das die Stimmung noch mehr und | |
| zieht alle noch weiter runter? Relativiert man also lieber? Weil’s anderswo | |
| noch schlechter ist? | |
| Es ist beim VBKI, dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller, wo sich | |
| Stefan Evers, der besagte Senator der CDU, das überlegen muss. Mittwochfrüh | |
| ist er bei dem Verein, der sich offiziell auf keine Partei festlegt, dessen | |
| Präsident aber an diesem Morgen [1][eine laut jüngster Umfrage ab 2026 | |
| mögliche rot-rot-grüne Landesregierung unter Führung der Linkspartei] „ein | |
| Horrorszenario“ nennt. | |
| Gut sechs Monate liegt an diesem Vormittag der Haushaltsbeschluss zurück, | |
| [2][in dem CDU und SPD im Abgeordnetenhaus Milliarden kürzten]. Mutmaßlich | |
| am 15. Juli wird der Senat den Entwurf für 2026 und 2027 beschließen, ab | |
| dem 8. September wird das Parlament darüber beraten – und absehbar weiter | |
| kürzen. | |
| Neue Zahlen sind wenig von Evers zu hören. Dass Berlin jährlich etwa 430 | |
| Millionen aus dem Investitionsprogramm für die Länder bekommen soll, ist | |
| längst bekannt, und dass Berlins aktueller Schuldenstand inzwischen bei | |
| rund 70 Milliarden liegt und weiter steigen wird, ebenfalls. | |
| ## Hoffnung auf Verwaltungsreform | |
| Was er aber immer wieder betont: Berlin habe – genau wie andere Länder und | |
| Kommunen – strukturelle Probleme. Von einem „Allmählichkeitsschaden“ | |
| spricht Evers, was in der Versicherungsbranche dafür stehen soll, nicht | |
| durch einen Unfall, sondern über fehlende Pflege einen Totalschaden zu | |
| erleiden. Das zu verändern, ist aus Evers Sicht über zehn Jahre lang an | |
| fehlendem Mut gescheitert – nun aber werde „dieser Mut gerade durch die | |
| Umstände erzwungen“. | |
| Evers hofft zudem auf die Verwaltungsreform, [3][die das Abgeordnetenhaus | |
| am Donnerstag beschließen soll] – ein Werk, das bereits seit Jahrzehnten | |
| angestrebt wird. Aus Evers Sicht hat in den Verwaltungen schon ein | |
| Mentalitätswechsel begonnen – die Chefin des Hauptpersonalrats hingegen | |
| berichtete jüngst noch von einer „Kultur des Misstrauens“. | |
| Der Koalitionspartner SPD taucht in seinen Ausführungen nicht direkt auf, | |
| wohl aber mittelbar. Evers sagt auf eine Frage aus dem Publikum hin, dass | |
| das Land schon längst mit privatem Geld arbeite – [4][obwohl die SPD solche | |
| öffentlich-privaten Partnerschaften, kurz ÖPP, ablehnt]. „Wir machen ganz | |
| viel ÖPP durch Kreditaufnahme“, sagt Evers. Ob man an private Geldgeber | |
| Zinsen oder Miete zahlt, kommt für ihn aufs Gleiche raus. | |
| Seine Rolle im elfköpfigen Senat – wo er Vizechef ist – beschreibt er vor | |
| dem Hintergrund nicht immer verbreiteter Sparbereitschaft mit einer | |
| Begegnung aus seiner Anfangszeit als Senator 2023. Da soll ihn jemand | |
| gefragt haben, was er denn beruflich mache. Geantwortet habe er: „Ich | |
| arbeite mit schwer erziehbaren Erwachsenen.“ | |
| 25 Jun 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Neue-Umfrage-zu-Berlins-Parteien/!6091740 | |
| [2] /Haushaltsbeschluss-im-Abgeordnetenhaus/!6054486 | |
| [3] /Verwaltungsreform/!6091558&s=Verwaltungsreform+alberti/ | |
| [4] /Investitionsbedarf-in-der-Hauptstadt/!6076514 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
| ## TAGS | |
| Stefan Evers | |
| Haushalt | |
| Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
| Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
| Horst Köhler | |
| Raed Saleh | |
| Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Berliner Landeshaushalt 2026 und 2027: Senat setzt auf Rekordverschuldung | |
| Berlins Landesregierung beschließt den Entwurf zum Haushalt 2026/27. | |
| Geplant ist eine massive Ausweitung der Ausgaben. Trotzdem soll gespart | |
| werden. | |
| Landeshaushalt 2026 und 2027: Von Trauer und Zitaten | |
| Der schwarz-rote Senat beschließt für den künftigen Doppelhaushalt | |
| Eckwerte. Die mag er aber in der anschließenden Pressekonferenz nicht | |
| präsentieren. | |
| Klausurtagung der SPD-Fraktion: Muskelspiel in Dresden | |
| Beim Ausflugswochenende zu Jahresbeginn drängt die SPD die CDU zu | |
| Beschlüssen – von Anwohnerparken und Paritätsgesetz bis zu | |
| Vorstandsgehältern. | |
| Nachschlag zum Kürzungshaushalt: Weiter im Wünsch-dir-was | |
| Verspätet beschließt der Senat seine Investitionsplanung. Wo das ganze Geld | |
| dafür herkommen soll, ist nicht wirklich klar. |