# taz.de -- Messungen der Umwelthilfe: Klimakiller strömt aus dem Gasnetz | |
> Umweltschützer haben Emissionen des extrem klimaschädlichen Methan bei | |
> der Energieinfrastruktur dokumentiert. Teils wird das Gas bewusst | |
> ausgeblasen. | |
Bild: Quelle von Methan-Emissionen: Gasförderanlage in Niedersachsen | |
Hamburg taz | Bunte Bilder verraten es: Die norddeutsche Gasinfrastruktur | |
setzt an vielen Stellen das starke Treibhausgas Methan frei. Die Deutsche | |
Umwelthilfe (DUH) und die Clean Air Task Force (CATF) haben mit einer | |
Spezialkamera Pipelines, Verdichter, Förder- und Speicheranlagen gefilmt | |
und damit an vielen Stellen dokumentiert, dass dort das Gas austritt – als | |
wesentlicher Bestandteil des Heizgases. | |
„Die Gasindustrie hat ihre eigenen Emissionen nicht im Griff“, sagte | |
DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner bei der Präsentation der | |
Ergebnisse am Mittwoch vor der Presse, „das zeigen unsere Aufnahmen.“ | |
Müller-Kraenner pocht deshalb darauf, die im vergangenen Jahr in Kraft | |
getretene Verordnung der EU zur Verminderung des Methan-Ausstoßes | |
tatsächlich umzusetzen und nicht gleich wieder zu verwässern. | |
Was Methan so gefährlich macht, schildern EU-Parlament und -Rat in der | |
Einleitung zu der Verordnung. „Methan ist für ein Drittel der | |
Klimaerwärmung verantwortlich“, heißt es gleich im ersten Satz. Zwar bleibt | |
es nicht so lange in der Atmospäre wie das bedeutendste Treibhausgas CO2 – | |
doch in einem Zeitraum von 20 Jahren ist sein Effekt 80-mal größer als der | |
von CO2. | |
Die DUH und die CATF besichtigten vom 2. bis 5. Juni 26 Gas-Anlagen in | |
Deutschland. Bei 17 Anlagen in Niedersachsen, Bremen und Hamburg | |
dokumentierte Théophile Humann-Guilleminot von der CATF Methanemissionen, | |
an drei Standorten zusätzlich das Abfackeln des Gases. | |
## Betreiberfirmen widersprechen der Umwelthilfe | |
Die höchste Ausblasung, die CATF jemals dokumentiert hat, filmte | |
Humann-Guilleminot an der Verdichterstation von Open Grid Europe (OGE) in | |
Wardenburg. Das sei „genau die Art von großflächigem Methanausstoß, den | |
die EU-Methanverordnung eigentlich verhindern soll“, sagte | |
Humann-Guilleminot bei der Pressekonferenz, „und dennoch geschah er: | |
routinenmäßig und unkontrolliert“. | |
OGE widerspricht: Die Verdichterstation sei für Bauarbeiten am Netz außer | |
Betrieb gesetzt und mit Stickstoffgas befüllt worden. Zur | |
Wiederinbetriebnahme wurde der Stickstoff mit Erdgas aus der Leitung | |
gedrückt, wobei sich beide Gase vermischten, was die DUH aufgezeichnet | |
habe. | |
„[1][Nach der europäischen Verordnung zur Reduzierung der Methanemissionen] | |
(Art. 15 Abs. 3j 2024/1787 EU-Verordnung) ist bei der Inbetriebsetzung von | |
Anlagen, wie der NETRA-Verdichterstation Wardenburg, eine Ausspülung eines | |
derartigen Gemisches technisch unvermeidbar und rechtlich zulässig“, teilt | |
OGE mit. „Wir reduzieren uns aber auch hier auf das unvermeidbare Minimum.“ | |
Die 200 Kubikmeter freigesetzen Erdgases entsprächen einem Zehntel des | |
jährlichen Erdgasverbrauchs eines Einfamilienhauses. | |
Auch die Firma Exxon Mobile, an deren Produktionsanlagen Gasemissionen | |
festgestellt wurden, verwies auf „notwendige und unvermeidbare“ Ausnahmen, | |
die von der Verordnung geregelt seien. Seit der Veröffentlichung der | |
Verordnung vor einem Jahr habe Exxon intensiv gemessen sowie Leckage- und | |
Reparaturprogramme an den eigenen Anlagen gefahren. Die Erkenntnisse der | |
DUH seien nicht objektivierbar. Exxon werde diese intensiv prüfen. | |
## Umwelthilfe hofft auf Methanverordnung | |
Zur Kritik der DUH am Gaskavernenspeicher im ostfriesischen Etzel teilte | |
die Eigentümerfirma Storag mit, bislang seien keine Emissionsgrenzwerte | |
überschritten worden. Das werde auf dem Kavernenfeld und den | |
Betriebsanlagen regelmäßig gemessen. | |
Die am [2][Kavernenspeicher] Lesum bei Bremen beobachtete Freisetzung ist | |
laut dem Betreiber Storengy „auf einen bauartbedingten, | |
sicherheitstechnischen Vorgang zurückzuführen, der bei Inbetriebnahme der | |
Anlage den sicherheitstechnischen Standard darstellte“. Storengy habe | |
bereits eine technische Lösung ins Werk gesetzt, um die Emissionen | |
zukünftig zu vermeiden. Storengy untersuche und repariere seine Anlagen | |
regelmäßig nach den Vorgaben der Methan-Verordnung. | |
Zu der Verordnung ließ die DUH bei der [3][Fachanwältin Cornelia Ziehm] ein | |
Gutachten erstellen. Demzufolge [4][sieht die Methan-Verordnung] nicht nur | |
Überwachungs-, Berichts- und Reparaturpflichten sowie Verbote vor. Sie | |
etabliere darüber hinaus „ein eigenständiges Beschwerdeinstrument für die | |
Zivilgesellschaft“. Dabei reiche es schon, die bloße Möglichkeit eines | |
Verstoßes gegen die Verordnung geltend zu machen. | |
[5][DUH-Geschäftsführer Müller-Kraenner hofft] sehr, dass die aktuelle | |
Verordnung ihre Zähne zeigen kann. Mit Investitionen gegen den | |
Methanausstoß lasse sich „kurzfristig mit überschaubarem Aufwand“ etwas | |
gegen den Klimawandel tun. | |
25 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32024R1787 | |
[2] /Energieversorgung-in-Deutschland/!6029627 | |
[3] /Forschungsreaktor-in-Garching/!6015062 | |
[4] /EU-Energieminister-entscheiden-am-Montag/!6091287 | |
[5] /Umstrittene-Rede-bei-Freie-Bauern-Demo/!6078605 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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