# taz.de -- AfD-Podcast: Tiefe und Substanz nur unter Rechten? | |
> Der neurechte Verleger Götz Kubitschek und der AfD-Abgeordnete Maximilian | |
> Krah diskutieren miteinander. Und die „Zeit“ steht applaudierend daneben. | |
Bild: Zu den brandgefährlichen Männern gehört auch Götz Kubitschek. Demonst… | |
Auf ihrer Seite eins – prominenter geht es in der Printlogik nicht – lobt | |
die Zeit derzeit einen AfD-nahen Podcast. In dem Podcast streitet sich | |
[1][der AfD-Bundestagsabgeordnete Maximilian Krah] mit dem neurechten | |
Mastermind Götz Kubitschek über die strategische Ausrichtung der AfD. | |
Der Zeit-Redakteur Robert Pausch zeigt sich beeindruckt, meint auch | |
feststellen zu müssen, dass alle anderen Parteien nur Floskeln lieferten, | |
und kommt zu der Frage: „Wie kann es eigentlich sein, dass strategische | |
Diskussionen mit Tiefe und Substanz derzeit nur innerhalb der radikalen | |
Rechten stattfinden?“ So steht es tatsächlich da: Tiefe und Substanz nur | |
innerhalb der radikalen Rechten. | |
[2][Der Zeit-Artikel] hat viel berechtigte Empörung hervorgerufen. | |
Tatsächlich fragt sich so einiges. Ist der Zeit der freundliche Blick über | |
die Brandmauer nur unterlaufen, oder ist das Setzung? Wollte sie die | |
anderen Parteien nur aufrütteln, oder ist sie, wie es im Netz diskutiert | |
wird, der Faszination des Bösen erlegen? Und: Welcher Begriff von Debatte | |
wird hier transportiert? Kann man da unabhängig von den Inhalten entspannt | |
Noten verteilen? | |
In dem Podcast, der sich schnell im Netz findet, diskutieren Kubitschek und | |
Krah darüber, wie der neorechte Elan aufrechterhalten werden kann. Nervös | |
macht Krah nämlich der Showdown, vor dem die AfD steht: bald womöglich doch | |
eine Regierungsbeteiligung irgendwo einerseits, ein öffentlich längst | |
diskutiertes Parteienverbot andererseits. | |
Vor diesem Hintergrund überlegt Krah, wie möglichst viele AfD-Ziele, an | |
denen er festhält, grundgesetzkompatibel durchgesetzt werden könnten, durch | |
Verschiebung des Sag- und Machbaren nach rechts etwa. Das wenn auch nur | |
instrumentell eingesetzte Systemkonforme daran hat wiederum Kubitschek | |
irritiert. Er wittert Kompromisslertum und verteidigt knallharten rechten | |
Aktivismus. Kurz: interner neorechter Talk. Pragmatische Wendigkeit (Krah) | |
versus reine Lehre (Kubitschek). | |
## Was soll daran vorbildlich sein? | |
Für AfD-Beobachter ist das nicht uninteressant. Aber so framed die Zeit den | |
Podcast eben nicht, sondern als Vorbild für Grundsatzdebatten. Was soll | |
daran vorbildlich sein? Die Ressentiments gegen Migration und | |
Multiethnizität, in denen sich Krah und Kubitschek einig sind, sicher | |
nicht. Aber die Leidenschaftlichkeit? Sich selbst hinterfragen Krah und | |
Kubitschek dabei jedenfalls keineswegs. | |
Politik als Kampf, nicht als Suche nach gemeinsamem Boden über Unterschiede | |
hinweg, die offene Gesellschaft als Feind, der Staat als Gegner – da kommen | |
sie zusammen, und am Schluss hat man eh den Eindruck, dass sie sich im | |
nächsten Podcast bei einem Motto wie „Getrennt marschieren, vereint | |
schlagen“ treffen werden. | |
Die für die Zeit günstigste Lesart besteht noch darin, dass sie öffentliche | |
Diskussionen auch bei den anderen Parteien einfordern wollte – was ja nie | |
falsch ist – und über das Ziel hinausgeschossen ist. Eine naheliegende und | |
für sie ungünstige Lesart aber wäre, dass sie mal eben vergessen zu können | |
glaubte, dass in diesem Podcast nicht nur die Inhalte reaktionär sind, | |
sondern auch der Politik- und Debattenbegriff. | |
20 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /AfD-Politiker-Maximilian-Krah/!6087124 | |
[2] https://www.zeit.de/2025/26/strategie-afd-maximilian-krah-goetz-kubitscheck… | |
## AUTOREN | |
Dirk Knipphals | |
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