# taz.de -- Nach Rissen von Weidetieren: EU schwächt Schutz von Wölfen | |
> Die Mitgliedstaaten haben dafür gestimmt, den Status des Wolfs auf | |
> „geschützt“ zu senken. Das könnte den Abschuss von sogenannten | |
> Problemwölfen erleichtern. | |
Bild: Freigabe zum Abschuss erleichtert: der Wolf in Europa | |
Berlin taz | Die EU hat den Schutzstatus von [1][Wölfen] in der | |
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gesenkt. Nach dem EU-Parlament stimmte am | |
Donnerstag auch der Rat der Mitgliedstaaten zu, den Wolf nicht mehr in der | |
Liste der „streng geschützten“, sondern nur noch in der Liste der | |
[2][„geschützten“ Arten] zu führen. CDU/CSU und SPD haben in ihrem | |
Koalitionsvertrag vereinbart, diese Änderung „unverzüglich in nationales | |
Recht“ umzusetzen. [3][Deutschland votierte bei der Sitzung in Luxemburg | |
wie 23 andere Staaten mit Ja, die restlichen 3 enthielten sich]. | |
Rufe nach einem schärferen Vorgehen gegen Wölfe werden schon seit Jahren | |
immer lauter. Es gibt immer mehr Wölfe, in Deutschland schätzungsweise | |
2.000. Auch die Zahl der Nutztiere, die von Wölfen getötet oder verletzt | |
wurden, steigt. 2023 erreichte die Opferzahl mit 5.727 einen neuen Rekord. | |
Das setzt die besonders tierfreundliche Haltung von Tieren auf der Weide | |
unter Druck. | |
Bisher verbietet die EU-Richtlinie grundsätzlich, Wölfe zu töten. Ausnahmen | |
sind zwar theoretisch möglich, zum Beispiel dürfen bestimmte Tiere | |
geschossen werden, wenn sie ernste Schäden verursachen. Praktisch werden | |
solche „Entnahmen“ oft von Gerichten gestoppt. Künftig sollen Tötungen | |
erlaubt sein, sofern sie „mit der Aufrechterhaltung eines günstigen | |
Erhaltungszustands vereinbar sind“, wie es in der Vorlage der EU-Kommission | |
heißt. | |
„Günstiger Erhaltungszustand“ bedeutet zum Beispiel, dass das | |
Verbreitungsgebiet des Wolfs nicht abnimmt und sein Lebensraum groß genug | |
ist, damit die Art langfristig überleben kann. Wölfe müssten demnach weiter | |
in Deutschland präsent sein. Aber ihre Population ließe sich, anders als | |
derzeit, begrenzen. „Problematische Wölfe“ könnten einfacher abgeschossen | |
werden, wenn Deutschland seine Gesetze entsprechend lockert. | |
## Kritik von Naturschützern | |
Umweltverbände argumentieren aber, dass Abschüsse etwa Schafsherden nicht | |
wirksam schützen würden. „Auch wenige Wölfe können großen Schaden | |
anrichten, wenn sie auf ungeschützte Herden treffen“, heißt es beim | |
Naturschutzbund. Wichtig sei deshalb, Nutztiere etwa durch Zäune zu | |
schützen. | |
Den Herdenschutz haben die Bundesländer 2023 laut der Dokumentations- und | |
Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf zufolge mit 21 Millionen Euro | |
bezuschusst. Manche Bauern sagen aber, sie hätten keine Zeit oder Personal, | |
die unteren Elektrodrähte der Zäune freizuhalten von Grashalmen, damit der | |
Strom fließt und die Raubtiere tatsächlich abgeschreckt werden. Weniger | |
Wölfe bedeuteten weniger Raubtiere, die Vieh fressen können. | |
5 Jun 2025 | |
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[1] /Woelfe/!t5019016 | |
[2] https://www.consilium.europa.eu/en/documents/public-register/public-registe… | |
[3] https://www.consilium.europa.eu/en/documents/public-register/public-registe… | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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