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# taz.de -- Massive Luftangriffe auf die Ukraine: Im Kampf gegen die Shahed-Dro…
> Russlands Drohnen fliegen nicht nur höher als bisher, es kommen auch
> deutlich mehr auf einmal. Die ukrainische Luftabwehr muss ihre Taktik
> ändern
Bild: Feuer und Rauch über der ostukrainischen Großstadt Charkiw nach einem r…
Charkiw taz | Das wohl größte Problem im ukrainisch-russischen Krieg ist
aktuell die Sicherstellung des Luftabwehrsystems. Die russische Infanterie
kann gerade in der Ukraine vorrücken, weil Russlands taktische Luftwaffe
die vorderen Stellungen der ukrainischen Verteidigung mit Lenkbomben
zerstört.
Um die Logistik, die Versorgung und die militärischen Stellungen
sicherzustellen, benötigt die Ukraine Mittel der elektronischen
Kriegsführung und der Luftabwehr. Der Bedarf an beidem ist aktuell größer
als bisher, da die russische Armee jetzt bei der Zerstörung von Städten und
Zivilbevölkerung die „tschetschenische Taktik“ anwendet, also versucht,
durch asymmetrische Kriegsführung die Ukrainer zu zermürben.
Bereits im März 2025 hatte die ukrainische Militäraufklärung davor gewarnt,
dass die russische Armee geplant habe, bis zur Mitte des Sommers die Zahl
der auf die Ukraine abgefeuerten Shahed-Drohnen auf bis zu 500 täglich
auszuweiten.
## Hilfe aus Deutschland
Um mit dieser Bedrohung fertig zu werden, braucht die Ukraine die Hilfe
ihrer Partner. Im April hatte der deutsche Verteidigungsminister Boris
Pistorius erklärt, dass Deutschland der Ukraine vier
Iris-T-Luftabwehrsysteme und 300 dazugehörige Raketen liefern werde, und
bereits dreißig Raketen für die Patriot-Systeme übergeben habe. [1][Am 28.
Mai unterzeichneten Pistorius und sein ukrainischer Amtskollege Rustem
Umerow] ein Abkommen über die deutsche Finanzierungshilfe für die
Entwicklung der ukrainischen Rüstungsindustrie.
Darüber hinaus unterzeichneten Umerow und das deutsche Rüstungsunternehmen
Diehl einen Vertrag über die Lieferung von Luftabwehrsystemen und
entsprechender Munition an die Ukraine. Außerdem bemüht sich die Ukraine
darum, eine Lizenz für die Produktion von Raketen für westliche
Luftabwehrsysteme zu erhalten.
Allerdings dient der Großteil dieser Waffen in erster Linie der Abwehr von
Raketenangriffen. Und wie sich in den letzten Wochen gezeigt hat, sind
Russlands Möglichkeiten dafür erheblich eingeschränkt. Eine immer stärkere
Rolle spielen jetzt die massiven Angriffe mit Shahed-Drohnen.
## Kaum ein Tag ohne massiven Drohnenbeschuss
Fragt man die Flakschützen der 115. motorisierten Schützenbrigade im Gebiet
Charkiw: „Und was, wenn es heute ruhig bleibt?“, dann lachen sie nur. In
den letzten Wochen gab es nur einen Tag, an dem sie nicht mit russischen
Drohnen zu tun hatten.
Trotz massiven Flakfeuers mit der SU-23-2 und Beschuss mit großkalibrigen
Maschinengewehren wurden die Shaheds nicht getroffen. Das ist aber kein
Zeichen für Unerfahrenheit oder mangelnde Vorbereitung der Flakschützen.
Auch fehlt es ihnen nicht an Munition. Alle hier in der Brigade haben
jahrelange Kampferfahrung und schon zahlreiche gegnerische Ziele
unschädlich gemacht.
Das Problem ist ein anderes. Russland hat seinen Shahed-Einsatz verändert:
Während die Drohnen zu Kriegsbeginn auf einer Höhe von 800 Metern flogen,
kommen sie jetzt auf mehr als 3.000 Meter angeflogen und sind damit für
Handfeuerwaffen kaum noch erreichbar.
## Bis zu 500 Drohnen pro Tag
Der Kommandeur der Flugabwehrabteilung SU-23-2 der 115. Selbständigen
mechanisierten Brigade, Kampfname „Hasan“, der seit dem 27. Februar 2022 im
Kriegseinsatz ist, bestätigt, dass die Zahl der Shaheds seit Jahresbeginn
massiv angestiegen ist. Wahrscheinlich werden die Drohnen seitdem
tatsächlich in Russland selbst produziert. Ursprünglich stammen sie aus
iranischer Produktion.
„Hasan“ konstatiert, dass die wirksamste Waffe gegen die Shahed-Drohnen
derzeit nur Abfangdrohnen sind und es absolut notwendig sei, diese anstelle
von Handfeuerwaffen einzusetzen: „Ich sage Ihnen ganz ehrlich, wir müssen
diese Waffen einfach abgeben und alle massiv zu Abfangjägern umschulen.
Denn während wir mit einer Handfeuerwaffe vielleicht eine Drohne erwischen,
kann man mit FPV-Flugabwehrdrohnen gleich fünf abschießen.“
Auch mit dem US-amerikanischen tragbaren Flugabwehrraketensystem Stinger
könnten Drohnen effektiv abgeschossen werden, erklärt „Hasan“. Aber die
Militärs ziehen es vor, sich nicht dazu zu äußern, dass die US-Regierung
von Donald Trump gerade 20.000 Raketen für tragbare
Flugabwehrraketensysteme in den Nahen Osten statt in die Ukraine geliefert
hat.
## Zahlreiche Großangriffe auf Charkiw im Juni
Was dieser massive Drohnenbeschuss für die Menschen in der Ukraine
bedeutet, konnte man aktuell [2][an dem Großangriff auf Kyjiw vom 17.
Juni], aber auch in Charkiw sehen. Die Stadt in der Ostukraine wurde in der
vergangenen Woche mehrfach massiv mit Shahed-Drohnen, Raketen und
Lenkbomben beschossen. Die schwersten Angriffe gab es am [3][5., 7., 11.
und 12. Juni.] Dabei wurden 14 Menschen getötet und 119 verletzt, darunter
12 Kinder. Dutzende Menschen sind noch in Krankenhäusern.
Das Ausmaß der Zerstörung ist enorm: Weit über hundert Wohnhäuser,
städtische Infrastruktureinrichtungen, ein Friedhof, ein Trolleybusdepot,
Trolleybusse, ein Kinderspielplatz und ein ziviles Unternehmen wurden
beschädigt.
Die Frage, ob ausländische Hilfe erforderlich ist, um die Produktion von
Abfangdrohnen in der Ukraine aufzunehmen, ist offen. Es scheint aber, dass
die Produktion einfach massiv ausgebaut werden muss. Und weder der Staat
noch die regionalen Behörden und Militärverwaltungen sollten sich aus
diesem Prozess heraushalten. Denn gerade die Kommunen verfügen über die
finanziellen Ressourcen und sind in der Lage, den Luftraum ihrer Siedlungen
zu schützen, wenn schon nicht vor Raketen, dann zumindest vor den
zerstörerischsten Drohnen, die es in der Geschichte des Krieges gibt, den
Drohnen vom Typ Shahed.
Aus dem Russischen: [4][Gaby Coldewey]
19 Jun 2025
## LINKS
[1] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!6090826
[2] /Krieg-in-der-Ukraine/!6091548
[3] /Krieg-in-der-Ukraine/!6093343
[4] /Gaby-Coldewey/!a23976/
## AUTOREN
Juri Larin
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Luftangriffe
Drohnenangriffe
Schwere Waffen
Charkiw
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Raketenabwehr
GNS
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