# taz.de -- Repression gegen US-Eliteuniversität: Harvard darf keine ausländi… | |
> Auch eingeschriebene Studierende müssen sich andere Hochschulen suchen. | |
> Angebliche Gründe: Antisemitismus und „Kooperation mit Kommunistischer | |
> Partei Chinas“. | |
Bild: Demnächst „American only“: Ein Ruderer rudert den Charles River in d… | |
Washington dpa | Im [1][andauernden Streit mit Harvard] will die Regierung | |
von Präsident Donald Trump die Elite-Universität an der Aufnahme | |
internationaler Studierender hindern. Heimatschutzministerin Kristi Noem | |
habe entsprechende Schritte eingeleitet, teilte ihr Ministerium mit. | |
Künftig dürfe Harvard im Rahmen eines eigens dafür vorgesehenen | |
Bundesprogramms keine neuen Studierenden aus dem Ausland mehr aufnehmen. | |
Bereits eingeschriebene internationale Studierende müssten sich demnach | |
nach anderen Hochschulen umsehen – sonst verlören sie ihren | |
Aufenthaltsstatus in den USA. | |
Ein Sprecher der Universität im Bundesstaat Massachusetts bezeichnete das | |
Vorgehen der Regierung in einer E-Mail als „rechtswidrig“. Es war von einer | |
„Vergeltungsmaßnahme“ die Rede, die Harvard und den Vereinigten Staaten | |
„ernsthaften Schaden“ zufüge und den akademischen Auftrag der Hochschule | |
sowie ihre Forschung untergrabe. „Wir setzen alles daran, Harvards | |
Fähigkeit zu bewahren, internationale Studierende und Wissenschaftler aus | |
mehr als 140 Ländern aufzunehmen“, hieß es darin weiter. | |
## Wichtige Zertifizierung als Druckmittel | |
Für viele US-Universitäten sind die Einnahmen internationaler Studierender | |
ein bedeutender Teil des Budgets – nicht zuletzt, weil sie oft deutlich | |
höhere Studiengebühren zahlen als inländische Studierende. Nach Angaben der | |
Hochschule sind derzeit rund 6.800 internationale Studierende an Harvard | |
eingeschrieben. Das entspricht etwa 27 Prozent der gesamten | |
Studierendenschaft. | |
Damit Hochschulen in den USA internationale Studierende aufnehmen dürfen, | |
benötigen sie eine Zertifizierung im Rahmen des sogenannten Student and | |
Exchange Visitor Program (SEVP), das vom Heimatschutzministerium verwaltet | |
wird. Diese Zertifizierung will das Ministerium Harvard nun entziehen. Ob | |
und in welchem Umfang die Maßnahme rechtlich Bestand haben wird, ist offen. | |
Dem Schritt war Mitte April ein Schreiben von Heimatschutzministerin Noem | |
vorausgegangen. Darin forderte sie Harvard auf, bis Ende April detaillierte | |
Informationen zu ausländischen Studierenden vorzulegen – unter anderem zu | |
möglichen illegalen Aktivitäten, Protestbeteiligungen oder Verstößen gegen | |
Visa-Vorgaben. In einem weiteren Schreiben erklärte Noem, Harvard sei | |
dieser Aufforderung nicht nachgekommen – deshalb werde die Zertifizierung | |
entzogen. Sie gab der Hochschule 72 Stunden Zeit, um ihren Forderungen doch | |
noch zu erfüllen. | |
## Proteste als Begründung – oder Vorwand? | |
Die Trump-Regierung begründet ihr Vorgehen mit propalästinensischen | |
Protesten an US-Universitäten, die zwar nicht mehr so groß wie zu Beginn | |
des Gaza-Kriegs ausfallen, aber weiterhin andauern. Hochschulen wie Harvard | |
wird vorgeworfen, nicht entschieden genug dagegen vorzugehen und | |
antisemitische Vorfälle auf dem Campus zu dulden. | |
Kritiker werfen der Regierung vor, die Proteste lediglich als Vorwand zu | |
nutzen, um politisch unliebsame Institutionen unter Druck zu setzen. | |
Insbesondere als links geltende Universitäten würden demnach zunehmend ins | |
Visier geraten – etwa wegen Programmen zur Förderung von Vielfalt und | |
Chancengleichheit, die auf den Abbau historischer Benachteiligung von | |
Schwarzen, Frauen und anderen marginalisierten Gruppen abzielen. | |
Besonders im Fokus der Trump-Regierung stehen ausländische Studierende, | |
denen eine Beteiligung an den [2][propalästinensischen Protesten] | |
vorgeworfen wird. In mehreren Fällen wurden Abschiebeverfahren eingeleitet | |
– etwa gegen einen Absolventen der Columbia University in New York, der | |
seit Anfang März im Bundesstaat Louisiana in Abschiebehaft sitzt, während | |
sich Gerichte mit seinem Fall beschäftigen. | |
Die rechtliche Grundlage für solche Festnahmen ist stark umstritten. | |
Harvard dürfte mit der Weigerung, sensible Informationen über | |
internationale Studierende offenzulegen, somit wohl auch den Schutz dieser | |
Studierendengruppe im Blick gehabt haben. | |
## Noem: Warnung für andere Universitäten | |
Beim Sender Fox News verteidigte Noem das Vorgehen der Regierung gegen | |
Harvard. Die Hochschule habe „mehrfach die Gelegenheit“ gehabt, | |
Informationen über kriminelle Aktivitäten ausländischer Studierender zu | |
übermitteln, sich jedoch geweigert. | |
„Studierende aus dem Ausland, die (…) nicht an diesen kriminellen | |
Aktivitäten beteiligt sind, werden sich eine andere Universität suchen | |
müssen“, sagte Noem und warf Harvard vor, nicht nur Proteste, sondern auch | |
„gewalttätige Proteste“ auf dem Campus zugelassen zu haben. Bei X hatte sie | |
die Universitätsverwaltung davor beschuldigt, Gewalt und Antisemitismus zu | |
dulden und zudem auch eine „Kooperation mit der Kommunistischen Partei | |
Chinas“ auf dem Campus begünstigt zu haben. Die neue Maßnahme sei „eine | |
Warnung an alle anderen Universitäten, endlich für Ordnung zu sorgen“, so | |
Noem. | |
## Harvard wehrt sich | |
Anders als viele andere Hochschulen widersetzt sich Harvard offen | |
politischen Vorgaben aus Washington, die auch Zulassungsverfahren, | |
Diversitätsprogramme und Personalentscheidungen betreffen. Die Universität | |
geht juristisch gegen die Maßnahmen vor. | |
Im Zuge des Streits hat die Regierung der Eliteuniversität bereits | |
[3][Fördermittel in Milliardenhöhe] gestrichen oder eingefroren. Angesichts | |
der finanziellen Einschnitte hatte Harvard-Präsident Alan Garber zuletzt | |
angekündigt, auf ein Viertel seines Gehalts zu verzichten. | |
23 May 2025 | |
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