# taz.de -- +++ Krieg in der Ukraine +++: Trump kündigt Ukraine-Gespräch an | |
> Die Präsidenten der USA und Russlands sprechen über ein Ende des Krieges. | |
> Selenskyj macht eine klare Ansage. Wird es ein Treffen im Vatikan geben? | |
Bild: Kein Händedruck wie 2019 beim G20-Gipfel. Aber auch sonst kein Druck? | |
Kyjiw/Moskau/Washington dpa | Nach seinem Telefonat mit Kremlchef Wladimir | |
Putin versucht US-Präsident Donald Trump, Hoffnung auf eine baldige | |
Waffenruhe zu machen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sei | |
„ein Blutbad“, sagte Trump – „und ich glaube, dass er (Putin) es beenden | |
will“. Der Republikaner stellte zudem sofortige Verhandlungen im Vatikan | |
über eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine in Aussicht. | |
Allerdings nannte Trump keine Details – und wurde einmal mehr dafür | |
kritisiert, bei seinen Friedensbemühungen nicht genügend Druck auf Moskau | |
auszuüben. | |
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, er lehne mögliche | |
russische Bedingungen für eine Waffenruhe wie etwa den Abzug ukrainischer | |
Truppen aus annektierten Gebieten im eigenen Land ab. „Wenn Russland zur | |
Bedingung macht, dass unsere Truppen von unserem Land abziehen, heißt das, | |
dass sie keine Waffenruhe und kein Ende des Krieges möchten“, sagte | |
Selenskyj in Kyjiw. Die verfassungsmäßige Funktion der ukrainischen Armee | |
sei der Schutz des eigenen Territoriums. „Niemand wird unsere Truppen von | |
unserem Gebiet abziehen.“ | |
Der Kreml hat immer wieder betont, dass er bei Friedensgesprächen auf einem | |
kompletten Abzug ukrainischer Truppen aus den vier nur zum Teil von | |
Russland kontrollierten Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und | |
Cherson besteht. Gegen die russische Invasion wehrt sich die Ukraine seit | |
mehr als drei Jahren mit westlicher Unterstützung. Kyjiw und seine | |
europäischen Verbündeten befürchten allerdings, dass die US-Regierung ihre | |
Hilfe einstellen und sich aus den Friedensbemühungen zurückziehen könnte. | |
Trump und Putin telefonierten am Montag rund zwei Stunden lang miteinander. | |
„Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine werden unverzüglich | |
aufgenommen“, verkündete Trump anschließend. Zu den Bemühungen um ein | |
Kriegsende sagte er im Weißen Haus: „Ich denke, wir haben eine gute Chance, | |
das zu schaffen. Ich glaube, Putin will das.“ Er würde sich nicht um eine | |
Friedenslösung bemühen, wenn er davon nicht überzeugt wäre, so Trump. | |
## Europäische Verbündete enttäuscht von Trump | |
Allerdings gibt es Zweifel an dieser Darstellung. In einem dem Gespräch mit | |
Putin folgenden Telefonat mit europäischen Staats- und Regierungschefs | |
hätten diese den Eindruck bekommen, dass der US-Präsident nicht bereit sei, | |
den Kremlchef durch größeren Druck an den Verhandlungstisch zu zwingen – so | |
berichtet es die Financial Times unter Berufung auf eine mit dem Gespräch | |
vertraute Quelle. | |
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, schrieb | |
lediglich auf X, das Gespräch mit Trump sei „gut“ gewesen und es sei | |
wichtig, dass die USA engagiert blieben. Die Ukraine und ihre Unterstützer | |
werfen Russland vor, nicht in gutem Glauben zu verhandeln. Russland tue | |
ihrer Meinung nach nur das Nötigste, um Trump davon abzuhalten, Druck auf | |
die russische Wirtschaft auszuüben. | |
Demnach stellte Trump fürs Erste auch keine weiteren Sanktionen gegen | |
Russland in Aussicht. Gegenüber Reportern begründete er dies dem US-Sender | |
CNN zufolge damit, dass es in der jetzigen Phase eine Chance gebe, bei den | |
Bemühungen voranzukommen. | |
In Brüssel wird am Dienstag die Verabschiedung des 17. Sanktionspakets der | |
EU erwartet. „Das (Sanktions-)Paket Europas wird kommen und es wird stark“, | |
sagte Selenskyj. Es gebe bereits Vereinbarungen und Daten. | |
Zudem erwarte er ein weiteres Sanktionspaket, sollte die russische Seite | |
nicht zum Einstellen der Kampfhandlungen bereit sein. Er hofft außerdem auf | |
neue Strafmaßnahmen seitens der USA – die es laut Financial Times aber | |
erstmal nicht geben soll. | |
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schrieb auf X, dass Europa und die USA | |
„die Ukraine auf dem Weg hin zu einem Waffenstillstand eng begleiten“ | |
wollten. „Europa wird den Druck auf Moskau durch Sanktionen erhöhen“ – | |
darauf habe man sich mit dem US-Präsidenten nach dessen Telefonat mit Putin | |
verständigt. | |
## Boomende Rüstungsindustrie in Russland | |
Obwohl westliche Staaten seit Kriegsbeginn in mehreren Schritten | |
wirtschaftliche und finanzielle Zwangsmaßnahmen gegen Russland verhängten, | |
setzt der Kreml den Krieg bislang unvermindert fort. Die russische | |
Wirtschaft zeigt dank der boomenden Rüstungsindustrie teils höhere | |
Wachstumsraten als die der EU-Staaten. | |
Putin sagte nach dem Gespräch, Russland sei bereit, an einem Memorandum mit | |
der Ukraine zu arbeiten, das einen Waffenstillstand beinhalten würde. | |
Moskau wolle die Kampfhandlungen beenden, es müsse aber der effektivste Weg | |
zum Frieden gefunden werden. | |
Dafür müssten Kyjiw und Moskau Kompromisse eingehen, die allen Seiten | |
gerecht werden, meinte Putin. Wie diese Kompromisse inhaltlich seiner | |
Meinung nach aussehen sollen, sagte er nicht. Selenskyj sagte, dass er nun | |
Details zu dem von Putin angesprochenem Memorandum erwarte. | |
## Dollarzeichen in Trumps Augen | |
Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte der russischen Nachrichtenagentur Tass | |
zufolge, dass es keinen Zeitrahmen für die Ausarbeitung des Memorandums | |
gebe. „Es gibt keine Fristen und es kann auch keine geben“, sagte er | |
demnach. Klar sei, dass jeder so schnell wie möglich vorankommen wolle, | |
aber „der Teufel steckt im Detail“. Peskow sagte darüber hinaus, dass der | |
Ort für neue Kontakte mit Kyjiw nicht festgelegt sei, auch wenn der Kreml | |
den Vatikan-Vorschlag kenne. | |
Rüdiger von Fritsch, von 2014 bis 2019 deutscher Botschafter in Russland, | |
wertete das Telefonat der beiden Präsidenten als Punktsieg für Putin. „Nach | |
allem, was wir bisher wissen, können wir nicht sehen, dass Russland sich | |
irgendwie bewegt hat, und dass es, und das scheint mir noch wichtiger, | |
Anlass sieht, sich künftig bewegen zu müssen“, sagte von Fritsch in den | |
ARD-„Tagesthemen“. | |
Putin wisse, dass Trump bereit sei, für ein Ende des Konflikts vieles zu | |
opfern – auch die Interessen der Ukraine. Bemerkenswert sei auch, dass | |
Trump „mal wieder“ von künftigen amerikanisch-russischen Handelsbeziehungen | |
gesprochen habe. „Er sieht die Dollarzeichen in Trumps Augen“, sagte von | |
Fritsch über den Kremlchef, der die Profitgier des US-Präsidenten ausnutze. | |
Bei ihrem Telefonat sprachen Putin und Trump laut Kreml auch erneut über | |
ein mögliches persönliches Treffen. „Beide Präsidenten sind an einem | |
solchen Treffen interessiert. Aber beide Präsidenten sind auch daran | |
interessiert, dass dieses Treffen nicht inhaltsleer, sondern | |
ergebnisorientiert ist“, sagte Putins außenpolitischer Berater Juri | |
Uschakow laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Vorige Woche | |
hatte Trump gesagt, er erwarte vor einem persönlichen Treffen mit Putin | |
keine echte Bewegung in den Ukraine-Gesprächen. | |
## Wird es ein neues Treffen geben? | |
Direkte Gespräche zwischen Russland und der Ukraine hatte es zuletzt am | |
Freitag in der Türkei gegeben – zum ersten Mal seit drei Jahren. Beide | |
Seiten vereinbarten einen großen Gefangenenaustausch. Doch der große Wurf | |
gelang nicht – auch weil Putin bei dem von ihm selbst vorgeschlagenen | |
Treffen fehlte. Beim Thema Waffenruhe gab es keine Einigung. | |
Selenskyj zeigte sich offen für weitere Gespräche ranghoher Unterhändler | |
aus den USA, der Ukraine, Russland und europäischen Staaten. Derartige | |
Treffen könnten in der Türkei oder in der Schweiz stattfinden – oder im | |
Vatikan. | |
20 May 2025 | |
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