Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Diagnosetechnik: Wie Bakterien innerhalb von Minuten identifiz…
> Um einen bakteriellen Erreger zu bestimmen, muss dieser meist über Tage
> im Labor gezüchtet werden. Mit einer neuen Methode könnte es schneller
> gehen.
Bild: Mit dem neuen System in Berlin sollen etwas schnellere Krebsdiagnosen mö…
## Worum geht’s?
Zeit ist in der Infektiologie die wichtigste Währung. Wenn es um
Therapiemöglichkeiten für Patient:innen geht, sind häufig wenige
Stunden entscheidend. Dafür muss aber eine Diagnose stehen, und die ist oft
noch sehr langwierig. Der Grund: Zur Identifikation bakterieller
Infektionen werden bislang in einem aufwendigen Verfahren Bakterienkulturen
angelegt, und diese müssen erst mal wachsen. Bei der Tuberkulose etwa,
weiterhin [1][eine der tödlichsten Infektionskrankheiten weltweit], kann
die Diagnose bis zu acht Wochen dauern. Das könnte sich nun grundlegend
ändern.
## Die Studie
Mit einem bisher ungenutzten Verfahren könnte die Diagnose erstmals auf
wenige Minuten verkürzt werden, wie eine [2][gemeinsame Studie] der TU
München und des Imperial College London in der Fachzeitschrift Nature
Communications zeigt. Statt die Bakterien direkt nachzuweisen, analysierten
die Forschenden ihre Stoffwechselprodukte. Diese können als Biomarker
dienen, also als spezifische unterschiedliche Eigenschaften, anhand derer
sich Bakterienstämme unterscheiden lassen.
Um die Produkte zu erkennen, nutzten sie die Massenspektrometrie, ein
technisches Verfahren, in dem die Masse von Atomen und Molekülen bestimmt
wird. Die Erreger lassen sich so je nach Infektionsort anhand von Blut-,
Gewebe-, Urin- oder Stuhlproben bestimmen. Für die Diagnose griffen die
Forscher:innen auf eine zentrale Datenbank zurück, in der bislang 232
medizinisch besonders wichtige Bakterienspezies und ihre spezifischen
Stoffwechselprodukte erfasst sind. Denn die diagnostische Forschung stützt
sich heute viel mehr als noch vor einigen Jahren auf Datenbanken. So war es
nur konsequent, diese mit der Massenspektrometrie zu verbinden, da die
nötigen Geräte bereits in vielen Kliniken stehen.
## Was bringt’s?
Könnten Diagnosen von Bakterien tatsächlich beschleunigt werden, würde das
Leben retten. Denn durch sie könnte die Behandlung mit den nötigen
Medikamenten schneller beginnen, die Ausbreitung der Bakterien im Körper
verhindert, und Ansteckungsketten, etwa bei Tuberkulose, könnten frühzeitig
unterbrochen werden. Gleichzeitig verbessern sich die Abläufe im
Gesundheitswesen, Therapien können zielgerichteter und effizienter
eingeleitet werden.
Besonders vielversprechend ist, dass mit der Methode klinisch relevante
Bakterien erkannt werden können, darunter Erreger von Gonorrhö,
Lungenentzündung oder Blutvergiftung, aber auch solche, die mit Magenkrebs
oder Frühgeburten in Verbindung stehen.
Im nächsten wichtigen Schritt muss die Datenbank aber noch weiter ausgebaut
werden. Bislang sind den Forschenden zufolge mehr als 1.400 bakterielle
Krankheitserreger bekannt. Deren spezifischen Stoffwechselprodukte gilt es
nun genauer zu erfassen. Doch zuletzt ist das neue Verfahren nur so wirksam
wie die existierenden Therapiemöglichkeiten. Auch um herauszufinden, ob die
Bakterien bestimmte Antibiotikaresistenzen aufweisen, müssen diese
weiterhin in Bakterienkulturen in der Petrischale getestet werden.
3 Jun 2025
## LINKS
[1] /Kampf-gegen-Tuberkulose-in-Indien/!5887461
[2] https://doi.org/10.1038/s41467-024-55457-7
## AUTOREN
Tobias Wuertz
## TAGS
wochentaz
Zukunft
Diagnose
Labor
Bakterien
Uganda
wochentaz
Pandemie
## ARTIKEL ZUM THEMA
Gentechnik gegen Malaria: Ungefährliche Moskitos
Um die tödliche Krankheit Malaria auszurotten, läuft in Uganda ein
einzigartiges Experiment. Forschende wollen genetisch veränderte Moskitos
aussetzen.
Studie zu Gesundheit im Alter: Länger leben dank der richtigen Ernährung
Eine Langzeitstudie enthüllt, wie stark die Ernährung unsere Lebensdauer
beeinflusst – und welche anderen Faktoren eine Rolle spielen.
Biologe über Pandemiebekämpfung: „Afrikaner können mit Epidemien umgehen“
Die Lehren aus der Ebola-Epidemie in Westafrika waren die Grundlage für die
Pandemiebekämpfung von Covid, sagt der Biologe Christian Happi.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.