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# taz.de -- Südwestdeutsche Medienholding: Der stille Zeitungsriese des Südens
> In Süddeutschland herrscht die SWMH mit einem Quasi-Monopol über den
> Zeitungsmarkt. Jetzt will sie sich aufspalten – doch das macht es nicht
> besser.
Bild: Die Süddeutsche Zeitung (SZ) hat ihre regionale Berichterstattung in Bay…
Anfang der Woche war es so weit. „Achtung, jetzt erzählt uns der alte weiße
Mann was von früher und die Geschichtsstunde beginnt, sagt die
Mitbewohnerin. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) hat, wie schon lange
angekündigt, ihre regionale Berichterstattung in Bayern eingedampft. Nee,
pardon, [1][„neu ausgerichtet“], wie es in der Pressemitteilung in eigener
Sache am Montag hieß.
Aus bislang sieben Regionalausgaben werden vier, was der Verlag nach dem
Motto „weniger ist mehr“ natürlich als Fortschritt verkauft. Immerhin, sie
geben auch zu, so wolle der Verlag „Aufwände und Kosten reduzieren“. Was im
Klartext bedeutet, dass Redaktionsbüros dichtgemacht werden. Und auch für
freie Mitarbeiter*innen gibt es künftig weniger Aufträge.
Nun ist die SZ vor allem als [2][liberalere überregionale Zeitung] bekannt.
Doch ihr Kerngeschäft war und ist auch immer noch, zumindest in Oberbayern
und München, die führende Lokal- und Regionalzeitung zu sein. Und das immer
schön im Wettstreit mit dem konservativen Münchner Merkur der Ippen-Gruppe.
Mit der Abstoßung der Regionalbüros setzt die Süddeutsche noch stärker aufs
Überregionale. Und das in einer Zeit, in der sie (fast) wieder allein
dasteht.
Denn die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), zu der das Blatt seit 2008
gehört, zerlegt sich gerade selbst und fusioniert neu. Lange Zeit agierte
die Gruppe als ziemlich stiller und unbekannter Riese im Süden. Neben der
eigentlichen SWMH, die ihre Anfänge in der Stuttgarter Zeitung hat und zu
der sich später der Schwarzwälder Bote gesellte, konnten bislang auch die
Medien-Union Ludwigshafen (Rheinpfalz) und die Neue Pressegesellschaft Ulm
(Südwest Presse) gezählt werden. Dagegen wehren sie sich zwar gern mit
Händen und Füßen, doch beide sind Hauptgesellschafter des SWMH-Ladens.
## Der seit langem größte Deal auf dem Zeitungsmarkt
Letzte Woche wurde völlig überraschend das große „Auseinander!“ beim
ziemlich undurchsichtigen Verlagsgeflecht verkündet. Die Stuttgarter
Zeitung, ihre Schwester Stuttgarter Nachrichten, der Schwarzwälder Bote und
weitere zugehörige Blätter sollen Ulm zugeschlagen werden. Als SWMH übrig
bleiben dann die SZ und ein irgendwie nicht so richtig dazu passender
Schwung kleinerer Regionalblätter in Hof, Coburg, Suhl und Bayreuth. Die
Medien-Union der Familie Schaub will die Fachzeitschriften übernehmen. Das
Kartellamt muss dem Ganzen formal noch zustimmen.
Das ist so ziemlich der größte Deal im deutschen Zeitungsmarkt der letzten
Jahrzehnte. Die Pressekonzentration in Baden-Württemberg geht durch die
Decke, die Pressevielfalt gerät noch stärker unter Druck. Und kein Schwein
interessiert’s! Die Berichterstattung, von ein paar Fachdiensten abgesehen,
geht gegen null.
„Und was haben wir diese Stunde gelernt?“, fragt die Mitbewohnerin. Dass
die [3][Medien und Journalisten] sich im Auftrag der Gesellschaft um
Lokaljournalismus kümmern und solches Verlagsgemauschel aufdecken müssen.
5 Jun 2025
## LINKS
[1] /Die-neue-Beziehung-zwischen-Constantin-Schreiber-und-dem-Springer-Verlag/!…
[2] /Regierungssprecher-Stefan-Kornelius/!6084684
[3] /Finanzbedarf-der-Rundfunkanstalten/!6086059
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Süddeutsche Zeitung
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