# taz.de -- Klage gegen Einstufung: AfD hofft auf Hängebeschluss | |
> Das Verwaltungsgericht Köln wird eventuell schon in Kürze die Hochstufung | |
> der AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ aussetzen – bis zur | |
> gerichtlichen Entscheidung. | |
Bild: Die AfD-Parteivorstitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel am Montag im … | |
FREIBURG taz | Die Einstufung der AfD als „gesichert rechtsextremistische | |
Bestrebung“ könnte schon in einigen Tagen vorläufig ausgesetzt werden – | |
entweder durch eine Zwischenverfügung des Verwaltungsgerichts Köln oder | |
durch eine Stillhaltezusage des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV). Ein | |
entsprechender Antrag [1][der AfD] hat gute Erfolgsaussichten. | |
Vor wenigen Tagen hat das BfV die AfD-Bundespartei vom „Verdachtsfall“ | |
[2][zur „gesichert rechtsextremistischen Bestrebung“ hochgestuft]. | |
Begründet wurde dies mit dem ethnisch-abstammungsmäßigen Volksbegriff der | |
AfD, der zur Abwertung eingebürgerter Deutscher führe. Außerdem mache die | |
AfD Muslime und Ausländer verächtlich. | |
Am Montag hat die AfD gegen die Einstufung und ihre Bekanntgabe [3][Klage | |
beim Verwaltungsgericht Köln erhoben]. Die Einstufung sei „offensichtlich | |
rechtswidrig“. Der Vorwurf eines verfassungswidrigen Volksbegriffes sei | |
„völlig abwegig“. Auch das Grundgesetz unterscheide zwischen | |
Staatsbürgerschaft und Volkszugehörigkeit, etwa bei Spätaussiedlern. | |
Außerdem habe die AfD schon 2021 erklärt, dass es für sie keine | |
Staatsbürger erster und zweiter Klasse gebe. | |
Die AfD wehrt sich auch gegen die Annahme, sie sei ausländer- oder | |
islamfeindlich. Kritische Äußerungen gegen kriminelle Ausländer bezögen | |
sich nicht auf alle Migranten, kritische Äußerungen über den Islam beträfen | |
nicht alle Muslime, so der AfD-Schriftsatz. Die Äußerung „Der Islam gehört | |
egal in welcher Form nicht zu Deutschland“ stamme vom neuen Innenminister | |
Alexander Dobrindt (CSU). | |
## Aussetzung wahrscheinlich | |
Die AfD-Klage umfasst zwar 195 Seiten, befasst sich aber nur mit der dürren | |
Pressemitteilung des Verfassungsschutzes von voriger Woche. Das geheime | |
1.100-seitige BfV-Gutachten liegt der AfD noch nicht vor. In diesem | |
Gutachten versucht die Behörde, mit vielen radikalen Äußerungen von | |
AfD-Funktionären zu belegen, dass die offiziellen AfD-Positionen nur | |
Fassade sind. | |
Beim VG Köln hat der Verfassungsschutz die Beweislast für seine Einordnung | |
der AfD. Er muss dort also das Gutachten vorlegen, wenn er seine Einstufung | |
verteidigen will. Dann kann auch die AfD zu jeder aufgelisteten Äußerung | |
Stellung nehmen. In der Folge werden Schriftsätze mit hunderten bis | |
tausenden Seiten gewechselt werden. Bis zu einem ersten Urteil dürfte es | |
ein bis zwei Jahre dauern. | |
Die AfD hat daher auch einen Eilantrag gestellt, die Einstufung bis zur | |
Entscheidung in der Hauptsache auszusetzen. Im Eilverfahren werden die | |
Vorwürfe nur oberflächlich geprüft. Angesichts des Materialumfangs würde | |
aber auch das mehrere Monate dauern. | |
Deshalb hat die AfD auch noch eine Zwischenverfügung des Gerichts | |
beantragt, einen sogenannten Hängebeschluss. Wenn das VG dem Antrag folgt, | |
müsste der Verfassungsschutz bis zur Eil-Entscheidung die Einstufung der | |
AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ aussetzen. Dafür spricht laut | |
AfD-Antrag, dass der Verfassungsschutz die AfD auch als „Verdachtsfall“ | |
weiter überwachen kann. Dagegen werde die AfD durch die Hochstufung | |
„existenziell“ bedroht, weil ein „massiver“ Mitgliederschwund drohe. | |
Als die AfD 2021 zum „Verdachtsfall“ erklärt wurde, erließ das | |
Verwaltungsgericht Köln einen derartigen Hängebeschluss. Die Einstufung war | |
daraufhin rund ein Jahr lang ausgesetzt, bis sie vom VG gründlich geprüft | |
worden war. Damals wie heute ist Michael Huschens Vorsitzender der | |
zuständigen VG-Kammer. | |
Das Bundesamt könnte einem Hängebeschluss aber entgehen – indem es | |
freiwillig eine Stillhaltezusage abgibt, das heißt: indem es die | |
Hochstufung der AfD selbst vorläufig zurücknimmt und die entsprechende | |
Meldung von seiner Webseite löscht. Das VG gab dem Bundesamt bis Freitag | |
Zeit, sich zu äußern. Ab diesem Dienstag könnte auch der neue | |
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt dem Bundesamt entsprechende | |
Weisungen geben. | |
6 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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