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# taz.de -- Landtagswahl in Wien: Keine Überraschungen in Wien
> Bei der Wiener Landtagswahl gewinnt die SPÖ klar, die FPÖ verdreifacht
> sich, die Konservativen verlieren. Das zeigt die erste Hochrechnung.
Bild: Wird wohl Wiener Bürgermeister bleiben: SPÖ-Mann Michael Ludwig
Wien taz | Die Rede war, nicht ganz zu Unrecht, vom langweiligsten
Wahlkampf seit Jahrzehnten. Und der spiegelt sich nun auch im vorläufigen
Ergebnis der [1][Wiener Landtagswahl] wider, das ziemlich exakt so kam wie
vorhergesagt. Trotz herber Verluste da und dort zeigen die meisten Parteien
am Wahlabend demonstrativ Freude.
Die SPÖ kommt laut erster Hochrechnung auf 39,3 Prozent. Trotz des Verlusts
von gut zwei Prozent landet sie damit, wie immer in Wien seit 1945, klar
auf Platz eins. Die FPÖ verdreifachte sich von ihrem Tiefstwert von sieben
Prozent nach der Ibiza-Schlappe 2019 auf nunmehr 20,5 Prozent. Auf ihren
bisherigen Wien-Rekord – 2015: gut 30 Prozent unter Parteichef
[2][Heinz-Christian Strache] – kann sie damit aber nicht anschließen.
Auf Platz drei landen die Grünen (14,7 Prozent), die ihr Ergebnis in etwa
halten. Gleichauf bei 9,6 Prozent landen die konservative ÖVP und die
liberalen Neos. Für die ÖVP ist es fast eine Halbierung, allerdings der
Rückkehr zum „Normalzustand“, ist doch Wien ein traditionell hartes
Pflaster für sie.
Für die Neos, die zuletzt mit der SPÖ regierten, ist es ein Zugewinn. Alle
anderen Listen, etwa kommunistische KPÖ (4,1 Prozent) und das „Team HC
Strache“ (1,1 Prozent) rund um den ehemaligen FPÖ-Vizekanzler, versäumen
voraussichtlich den Einzug in den Landtag.
## Schlechtestes Wiener SPÖ-Ergebnis allerzeiten
Dem alten und wohl auch künftigen roten Bürgermeister [3][Michael Ludwig]
stehen voraussichtlich alle Zweiervarianten offen, wenn auch im Falle der
Neos durchaus knapp. Sofern deren Mandatsmehrheit hält, gilt eine
Weiterführung von SPÖ-Neos am wahrscheinlichsten. Doch auch Grüne und ÖVP
kommen in Frage. Einzig die FPÖ als Koalitionspartner hat Ludwig im Vorfeld
ausgeschlossen.
Klar ist auch: Das SPÖ-Ergebnis ist das schlechteste, das sie je bei einer
Wiener Landtagswahl eingefahren hat. Und das, obwohl Bürgermeister Ludwig
im Wahlkampf durchaus erfolgreich versuchte, keine Angriffsflächen zu
bieten. Und obwohl die anderen Parteien, mit Ausnahme der FPÖ, gröbere
Attacken auf die Sozialdemokraten tunlichst vermieden hatten, weil sie
mitregieren wollen. Dennoch: Das Wiener SPÖ-Ergebnis ist deutlich besser
als das bundesweite. Michael Ludwig bleibt wohl unangefochten.
Die Lebensqualität in Wien gilt als hoch: Die Stadtverwaltung ist
effizient, der Wohnraum dank mehr als 400.000 Gemeinde- und
Genossenschaftswohnungen vergleichsweise günstig. Doch die Probleme häufen
sich, allen voran im Bildungs- und Gesundheitssystem. Hier macht sich das
starke Bevölkerungswachstum von mehr als 200.000 Menschen seit 2015
besonders stark bemerkbar.
Wichtiger als diese beiden Bereiche waren den Wiener*innen nur die
Themen Inflation, Sicherheit sowie Asyl und Zuwanderung. Dies zeigt eine
repräsentative ORF-Wahlbefragung der Institute Foresight und ISA. Umwelt-
und Klimaschutz spielten demnach hingegen eine kleine Rolle, ebenso die
Rekordverschuldung der Stadt.
Auswirkungen auf die Bundespolitik, wo seit März ÖVP, SPÖ und Neos
gemeinsam regieren, sind eher nicht zu erwarten. Die FPÖ wird, bestärkt vom
heutigen Ergebnis, weiter gegen die angebliche „Einheitspartei“ und den
angeblich verschmähten Volkswillen trommeln.
Für die [4][noch junge Bundesregierung] bietet sich nun hingegen die Chance
auf tiefgehende Reformen, denn bis Herbst 2027 finden planmäßig keine
Wahlen, also auch keine Wahlkämpfe, statt. Schmerzhafte Strukturreformen,
etwa im Rentensystem, sind angesichts der schwierigen budgetären Lage
dringend nötig. In Wien hingegen wechselt allenfalls, auch das
unwahrscheinlich, der Juniorpartner im Rathaus. Ein Richtungswechsel ist
aber nicht zu erwarten.
27 Apr 2025
## LINKS
[1] /Landtagswahl-in-Wien/!6079345
[2] /Korruptionsprozess-in-Oesterreich/!5908309
[3] /Rot-pinke-Koalition-in-Wien-vereidigt/!5727421
[4] /Neue-Regierung-in-Oesterreich/!6070175
## AUTOREN
Florian Bayer
## TAGS
Österreich
Wien
SPÖ
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Kolumne Stadtgespräch
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