# taz.de -- +++ taz lab 2025 – der Liveticker +++: Weitermachen in Zeiten mul… | |
> Ein debattenreicher Tag jenseits der Empörung endet. Jemand sagte am | |
> Morgen: „Am Ende wird mehr gutgegangen als schiefgelaufen sein“ – Recht | |
> behielt er. | |
Bild: Parks denen, die sie nutzen – etwa den Gästen des taz labs | |
19:48 Uhr: Ist da vielleicht auch ein bisschen Erleichterung dabei? | |
Sicherlich. Klar ist: Das Motto „Weiter machen“ bleibt aktuell. Bis zum | |
nächsten mal!“ (ras) | |
19:17 Uhr: Das taz lab neigt sich langsam dem Ende zu. Alle, die bis jetzt | |
durchgehalten haben, haben sich [1][zur letzten Veranstaltung des Tages] | |
vor der Roten Bühne versammelt. Zum Abschluss holt taz lab-Kurator Jan | |
Feddersen noch einmal Leute auf die Bühne, „mit denen ich auf der Stelle um | |
die Häuser ziehen und auf einer Party Kette rauchen würde“. Er dachte dabei | |
an taz-Redakteur Nicholas Potter, Autor Jakob Springfeld, Historikerin | |
Hedwig Richter und Journalistin Yelizaveta Landenberger. Das Abschlusspanel | |
soll in Zeiten multipler Krisen Mut machen, zum Weitermachen animieren. Mit | |
Freude, Hoffnung und Zuversicht! (lv) | |
19:12 Uhr: Das lief ja wie am Schnürchen! Irgendjemand hat heute früh | |
gesagt: „Am Ende des Tages wird mehr gutgegangen als schiefgelaufen sein.“ | |
Der Satz hat sich bewahrheitet: Bis auf kleine technische Querelen gab | |
nichts Empörenswertes zu berichten. Passt! Schließlich ist „Jenseits der | |
Empörung“ das Motto des Tages. Und wer doch eine Veranstaltung verpasst | |
hat, kann sie sich ja nachher einfach in der Mediathek ansehen. (ras) | |
19:00 Uhr: Im Besselpark wird es nur langsam ruhiger. Noch ist die Sonne ja | |
auch nicht untergegangen! Mal sehen wie es danach aussieht. Keine große | |
Party diesmal – aber die Besucher:innen des taz lab werden sich schon | |
zu helfen wissen. Der Tresen bleibt schließlich geöffnet. (ras) | |
18:53 Uhr: „KI ist das, was vor einigen Jahren die Blockchain war: ein | |
Hype“. Die Gesellschaft müsse sich nicht mit allem beschäftigen, was in der | |
IT gerade in ist, findet Jürgen Geuter, unter der Netzgemeinde besser | |
bekannt als „tante“. Er fordert, sich um die echten Probleme in der Welt zu | |
kümmern. Das können hungernde Kinder, aber auch prekäre Arbeitsbedingungen | |
sein. (tw) | |
18:31 Uhr: Am 30. April jährt sich zum 50. Mal das Ende des Vietnamkrieges. | |
Antikriegsfilme wie „Full Metal Jacket“ ignorieren jedoch die | |
vietnamesische Sichtweise auf den Krieg. Dies nehmen Hoang Dang Lanh, Autor | |
und Bruder des Schriftstellers Bao Ninh, und Südostasienwissenschaftler | |
Gerhard Will im Gespräch [2][„Die Leiden des Kriegs“] zum Anlass, dem | |
Publikum auf de taz lab vietnamesische Antikriegsliteratur näher zu | |
bringen. Sie lesen aus der Kurzgeschichte „Tosender Sturm“ und eröffnen | |
Einblicke in das Innenleben der Prostituierten Suy Nong und ihrer Liebe zum | |
melancholischen Vietcong-Soldaten Tuan. (nad) | |
18:30 Uhr: [3][„Alles KI, oder was?“], fragt Adrian Breitling in seinem | |
gleichnamigen Panel. Alle sind sich schnell einig: Der Begriff KI wird gern | |
genutzt, weil er schick klingt. Neu ist, dass Neuronale Netze heute | |
generischer trainiert sind als ihre Vorgängertechnologien. Sozio-Technologe | |
Jürgen Geuter bringt es auf den Punkt: „Menschen verändern die Welt, nicht | |
Technik verändert die Welt.“ | |
Trotzdem wirft der zunehmende Einsatz Künstlicher Intelligenz neue Fragen | |
auf, die erörtert werden müssen. „Wir übersehen leicht, wie wir als | |
Gesellschaft KI eigentlich einsetzen wollen“, meint Soziologin Alice | |
Rombach. Marian Gläser, Gründer des KI-Startups brighter AI, fordert in | |
diesem Zusammenhang eine bewusste Auseinandersetzung mit KI-Werkzeugen. | |
(tw) | |
18:27 Uhr: Hunderte Verletzte, Tote und entführte Geiseln – am 7. Oktober | |
2023 wurde das israelische Musikfestival Supernova zum Ziel eines | |
Terroranschlages der Hamas. taz-Autor Nicholas Potter bezeichnet das | |
Massaker als Leerstelle, die seitdem in der Berliner Clubszene geblieben | |
ist. „We will dance again“ lautet das Motto der Überlebenden. Aber: [4][Wie | |
weitertanzen?] Mit wem? Und ist die Clubszene noch ein sicherer Ort? | |
Für Party-Promoter Roy Siny war die Berliner Clubszene bis zum | |
Nova-Massaker ein Ort der Befreiung – fast schon eine gelebte Utopie. Die | |
Sicherheit, mit der er früher auf dem Dancefloor tanzte, sei nun | |
verschwunden. Elisabeth Steffen, Pressesprecherin des Berliner Technoclubs | |
//: about blank, berichtet von den Veränderungen, die sie seit dem 7. | |
Oktober 2023 erlebt. Veranstaltungen unter Polizeischutz habe es früher | |
nicht gegeben. | |
Die queer-jüdische Aktivistin Rosa Jellinek wehrt sich allerdings gegen | |
diese „verklärte Sicht“, mit der die Clubszene rückblickend idealisiert | |
werde. Differenzen und Diskriminierung habe es schon immer gegeben. (lv) | |
18:24 Uhr: Nachdem die Journalist*innen den ganzen Tag auf dem taz lab | |
bisher vor allem ihrer Arbeit nachgingen, Gespräche führten und | |
moderierten, gibt es am kühler werdenden Abend noch einmal Raum für | |
Perspektiven von Nachwuchsjournalist:innen. | |
Im Januar und Februar startete die taz Panter Stiftung das Projekt „Panter | |
Jugend 2025“. 26 Nachwuchsjournalist:innen kamen zusammen, um sich | |
Gedanken darüber zu machen, in welcher Welt sie leben möchten. Vier von | |
ihnen – Wiebke Howestädt, Robert Saar, Luna Afra Evans, Federico Svezia – | |
sitzen am Küchentisch des taz labs. Dort sprechen sie mit Gemma Terés | |
Arilla, Leiterin der taz Panter Stiftung, und Ole Schulz, | |
Projektkoordinator der taz Panter Stiftung, über die politische Lage. | |
Federico Svezia, der gerade Abitur macht, schrieb über die ökonomischen | |
Auswirkungen von Bürgergeldkürzungen, Robert Saar füllte eine Seite zum | |
Thema Migration. Die Migrationsdebatte sei an Unmenschlichkeit nicht zu | |
überbieten ergänzt Luna Afra Evans. Obwohl die politische Lage für den | |
journalistischen Nachwuchs beunruhigend wirkt, warnt Robert Saar davor, den | |
Aufstieg der AfD als Naturgesetz darzustellen: „Wir sind nicht das | |
Kaninchen vor der Schlange.“ | |
Auf die Frage im Titel des Panels: [5][„In welcher Welt möchtest du | |
leben?“], antwortet Wiebke Howestädt: „Ich möchte in einer Welt leben, in | |
der ich aus einer Berechtigung heraus zuversichtlich bin. Das ist, was mir | |
gerade ein bisschen fehlt. Weniger Frustration, mehr Zuversicht.“ (lla) | |
17:50 Uhr: Zum Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wird es | |
heute ernst: Anja Krüger aus der taz-Öwi-Redaktion leitet eine intensive | |
Diskussion rund um die Zukunft der Atomkraft in Deutschland. Auf dem | |
Podium: Armin Simon, Referent für Atompolitik und Reaktor-Risiken, die | |
Technikhistorikerin Anna Veronika Wendland und die Physikerin Oda Becker. | |
Während die Union in ihrer Wahlkampagne den Slogan „Back to Atom“ | |
propagierte, wurde die Rückkehr zur Kernenergie in den Koalitionsgesprächen | |
nicht konkret angekündigt. | |
Wird es ein [6][„Comeback der Atomkraft“] geben, oder ist das Thema für | |
Deutschland endgültig passé? Diskutiert wird nicht nur über die Risiken | |
bestehender Atomkraftwerke, sondern auch über die zentrale Frage: Wohin mit | |
dem Atommüll? Was macht Endlagerung sicher? Fest steht: In dieser Runde | |
wurde viel Energie freigesetzt – ganz ohne Kernspaltung. (cb) | |
17:34 Uhr: „Ich möchte nicht überwacht werden. Lasst es!“, ruft der Autor | |
Michael Seemann. Dieses Bedürfnis scheint das Publikum zu teilen. Hat es | |
eben noch gespannt gelauscht, bricht es nun in tosendem Applaus aus. | |
Alternativen zur Datenökonomie mit all ihren Nebeneffekten könnten | |
öffentlich-rechtliche, dezentralisierte Plattformen schaffen. Das fordert | |
Informatikerin Elina Eickstädt nicht nur als Privatperson, sondern auch als | |
Sprecherin des Chaos Computer Clubs. (tw) | |
17:28 Uhr: „Ob das Internet wirklich so am Arsch ist, wie es manchmal | |
scheint“, will taz-Redakteurin Shayna Bhalla im Panel [7][„Von der | |
Datenschutzgrundverordnung zur Broligarchie“] von ihren Gäst*innen | |
wissen. Diese antworten, dass die Plattformmacht größer werde. Die | |
Internetfirmen bauen ihre Monopole immer weiter aus. | |
Besonders beunruhigt zeigt sich die Runde von den Entwicklungen im Weißen | |
Haus. „Die Techunternehmen sitzen wie die Ritter an der Tafelrunde und | |
loben ihren König“, findet Medienforscher Michael Seemann. Er warnt vor | |
dieser Machtübernahme: „Wenn die Mächte Staat und Plattform verschmelzen, | |
werden uns unsere Märkte, unsere Freundschaften und unsere Diskurse | |
geklaut.“ Mit Trump an ihrer Seite wenden sich die Techfirmen gegen Europa, | |
weil ihnen Datenschutzgesetze nicht passen. | |
Warum dagegen wenig unternommen wird? Darauf liefert Informatikerin Elina | |
Eickstädt eine einfache Antwort: „Netzpolitik ist kein sexy Thema. Damit | |
gewinnt man keine Wahlen.“ (tw) | |
17:23 Uhr: Als „politisches Comeback der absoluten Extraklasse“, beschreibt | |
Julian Müller-Kaler, Associate Fellow bei der Deutschen Gesellschaft für | |
Auswärtige Politik, die Wiederwahl von Trump. Er stand quasi mit einem Bein | |
im Gefängnis und wurde trotzdem von der Mehrheit der amerikanischen | |
Bevölkerung gewählt. In anderen Worten: [8][„Das Trumpeltier ist | |
ausgebrochen]“. Das Gefährlichste dabei? „Trump ist unberechenbar!“ | |
„Trump hat keine Ahnung, was er da tut. Seine Berater wissen das hingegen | |
ganz genau“, fasst Michaela Dudley die bisherige Amtszeit zusammen. Mit | |
rosa Mütze und neonpinker Sonnenbrille bringt die Berliner Queerfeministin | |
und taz-Kolumnistin Farbe in das sonst eher kahle Studio Mint. Nach kurzer | |
Werbeunterbrechung für Dudleys neues Buch fragt taz-Autor Ulrich Gutmair, | |
was der Slogan „Make America Great Again“ für die amerikanische | |
Gesellschaft und Demokratie bedeutet – und die Diskussion nimmt an Fahrt | |
auf. (lv) | |
17:12 Uhr: Wo steht Indien heute nach Beginn der dritten Amtszeit von | |
Narendra Modi? Und wie sieht zivilgesellschaftlicher Widerstand in Modis | |
autoritärem Indien aus? Dies diskutieren Sarnath Banerjee, Graphic | |
Novelist, Debjani Bhattaryya, Professorin für die Geschichte des | |
Antropozäns, Dirk Wiemann, Professor für Englische Literatur und Priyam | |
Goswami Choudhury, Postdoktorandin am Institut für Anglistik und | |
Amerikanistik in Potsdam mit dem taz-Asienredakteur Sven Hansen im | |
Lightning Talk [9][„Indien unter Modi“]. | |
Debjani Bhattaryya unterstreicht, dass Modi es geschafft hat, sich mit | |
einem bisher nicht dagewesenen und allumfassenden Personenkult als „Marke | |
Indiens“ zu inszenieren. Modi schafft es nach Ansicht Banerjees außerdem | |
auf „brilliante Weise, die Hoffnungen und Träume Indiens in einer | |
marvel-ähnlichen Weise zu framen“. | |
Dem gegenüber gelinge es der Opposition momentan noch nicht, ein | |
überzeugendes Gegen-Narrativ zu etablieren, obwohl Indien immer noch eine | |
pluralistische und diverse Gesellschaft sei. Laut Goswami und Wieman ist | |
Indien allerdings immer gut für eine Überraschung.Die Referierenden sind | |
sich einig darüber, dass aus dieser Vielfalt überraschend und unerwartet | |
eine starke Opposition zu Modis autoritärem Indien entwachsen könnte, wie | |
sich schon bei dem monatelangen Protest der Bauern gegen Modis neue | |
Preisbestimmungen für landwirtschaftliche Produkte im letzten Jahr zeigte. | |
(bsz) | |
17:04 Uhr: Spannend und persönlich geht es am Küchentisch weiter mit | |
[10][„Wann ist ein Migra kein Migra mehr?“]: lab-Kurator Jan Feddersen | |
fragt die Anwesenden, was Migration für sie bedeutet. Racha Kirakosian, | |
Professorin für Germanistische Mediävistik an der Uni Freiburg, beschreibt | |
Migration als „wandernden Begriff“. | |
In den USA frage man nicht, ob man eine Emigrationsgeschichte hat, sondern | |
welche. Sie schildert den inneren Konflikt zwischen ihrem Drang, in der | |
Schule „immer besser als sehr gut“ zu sein, und dem Vorwurf, sie würde die | |
„Migra-Karte“ spielen. Zerrin Eren, die als Kind ohne Deutschkenntnisse | |
nach Hamburg kam, erinnert sich daran, wie sie versuchte, sich anzupassen. | |
Es dauerte lange, bis sie ihre Herkunft als Bereicherung ansah. Murat | |
Kayman, Jurist aus Lübeck, betont: „Manchmal braucht es einfach Menschen, | |
die einem das neue Zuhause mit Herz zeigen.“ (cb) | |
16:51 Uhr: Welche Rolle Kinder und Jugendliche in der deutschen Politik | |
spielen – und spielen werden – deutete sich bereits im Dezember an. Bei der | |
Spendengala „Ein Herz für Kinder“ spendete SPD-Chef Lars Klingbeil 500 Euro | |
Spende, Friedrich Merz, Kanzler in spe, gab immerhin 4.000 Euro. Soweit zu | |
den Prioritäten in der Politik. | |
Die Gründe dafür, dass die Politik wenig Herz für Kinder hat, seien | |
struktureller Natur, erklärt Soziologe Aladin El-Mafaalani im taz-Gespräch | |
[11][„Kein Herz für Kinder“]. Bereits in den 1970er-Jahren wurden Kinder | |
wissenschaftlich als strukturelle Außenseiter beschrieben. „Weil sie aber | |
so viele waren, musste man sie beachten“, sagt er im Gespräch mit Paulina | |
Unfried, Politikwissenschaftlerin und Autorin. „Neu ist, dass sie eine | |
Minderheit sind.“ Hinzu komme, dass Eltern als Wahlberechtigte „eine völlig | |
bedeutungslose Rolle“ hätten. „Das ist die Erwachsenengruppe, die am | |
häufigsten keine deutsche Staatsangehörigkeit hat“, sagt El-Mafaalani. | |
Die direkten Generationenbeziehungen, zwischen Eltern und Kindern, seien | |
gleichzeitig so gut wie nie. Und dann wird es paradox. Denn das sei nicht | |
unbedingt positiv, meint El-Mafaalani: „Wie soll man rebellieren gegen | |
beschissene Zustände, wenn die eigenen Eltern voll nett sind?“ (lla) | |
16:47 Uhr: Seit 22 Jahren herrscht Erdogan in der Türkei. Die AKP hat in | |
diesem Zeitraum nur eine Wahl verloren, und zwar in Istanbul. Can Dündar, | |
Exil-Journalist und Filmemacher, spricht mit taz Redakteurin Derya Türkmen | |
zum Thema [12][„Aufruhr in der Türkei“].Die Wahlerfolge der AKP kann Dünd… | |
leicht erklären: „Wenn du ein Land wie Erdogan führst, ist es ein Leichtes, | |
Wahlen zu gewinnen: Verhafte einfach alle deine politischen Gegner.“ | |
Nachdem Erdogan im Jahr 2013 die Gezi-Proteste brutal unterdrückte, dachte | |
er, kritische Stimmen hätten aus Angst das Land verlassen. Doch die | |
jüngsten Demonstrationen nach der Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters | |
İmamoğlu zeigen, dass die türkische Zivilgesellschaft nicht verstummt ist. | |
Moderatorin Derya Türkmen hat die jüngsten Proteste persönlich erlebt. Zwar | |
seien die Proteste von Hoffnungslosigkeit geprägt. Doch die Erkenntnis, | |
nichts zu verlieren zu haben, verleiht den Menschen Mut. (nad) | |
16:42 Uhr: Im Orangen Raum des Frizz Forums sprechen die Moderatoren Daniel | |
Kubiak und André Knabe mit der iranischen Sängerin und Aktivistin Faravaz | |
Farvardin darüber, [13][wie Musik Gesellschaft sichtbar machen kann]. | |
Farvardin, die aus dem Iran floh, nachdem sie wegen ihrer Musik zu einem | |
Jahr Gefängnis verurteilt worden war, lebt heute im Exil in Berlin: „Ich | |
bin frei – wenn man Exil Freiheit nennen kann.“ Musik sei für sie ein | |
Mittel, Brücken zwischen den Menschen zu bauen: „Ich möchte die Kluft | |
zwischen den Menschen verkleinern.“ | |
Im Gespräch geht es auch um die Bewegung „Jin Jiyan Azadi“ und die | |
iranische Revolution. Farvardin erklärt, dass Musik Empowerment bedeutet: | |
„Singen ist eine Art, sich zu empowern. Sogar Frauen in den Gefängnissen | |
Irans tanzen.“ Zum Abschluss spielen sie einen ihrer Songs: Ein Techno-Beat | |
mit gemischten Farsi- und Englisch-Texten: „I don't wanna be a taxi driver, | |
even if they pay me well, I'd rather go to hell. I don't wanna be a taxi | |
driver, I wanna be a bitch in my hometown“. Farvardin schließt mit den | |
Worten: „Frauen- und Flinta Probleme sind überall ähnlich. Die | |
Gefahrenlevel sind nur unterschiedlich.“ (ab) | |
16:40 Uhr: Der türkise Küchentisch ist einer der letzten Orte im | |
Besselpark, an dem heute in Berlin noch die Sonne scheint. Gerade sitzen | |
dort Frauen jeden Alters, die sich fragen, wie sie nach den Wahlen | |
Widerstand leisten können. Fast schon schüchtern fragt der einzige Mann, ob | |
seine Anwesenheit in Ordnung sei, bevor er sich ans hinterste Ende setzt. | |
„Unbedingt“, antwortet Suzan Çakar, Mitbegründerin des Kollektivs We Won�… | |
Shut Up! Munich und Leiterin [14][des heutigen Workshops], moderiert von | |
taz-Geno-Leitung Lana Wittig. Feminismus sei schließlich für alle da, sagt | |
Çakar. Die Frage, was Feminismus und Widerstand überhaupt bedeuten, sorgt | |
erst für nachdenkliches Schweigen und schließlich für angeregte | |
Diskussionen unter den Teilnehmenden. (lv) | |
16:02 Uhr: Stehend und sitzend versammeln sich Menschen für das nächste | |
Gespräch, moderiert von Lina Eikelmann, um den Küchentisch im Park. Sie | |
wollen von Kommunikationswissenschaftlerin Judith Möller und | |
Correctiv-Faktencheckerin Sarah Thust wissen: [15][Wie schaffen wir | |
Fakten?] Eine Zuhörerin fragt: „Können Live-Faktenchecks bei | |
Fernsehtalkshows Wirkung entfalten— und sind sie überhaupt umsetzbar?“ | |
Möller verweist auf die Forschungslage: „Faktenchecks sind am wirksamsten, | |
wenn die Korrektur vor der Falschinformation kommt. Wird erst nachträglich | |
korrigiert, entfaltet die Fehlinformation bereits ihre Wirkung.“ | |
Auch Thust mahnt zur Vorsicht: Es sei problematisch, Falschinformationen | |
erst im Nachhinein aufzuarbeiten. Gleichzeitig räumt sie ein, dass | |
Live-Faktenchecks in der Praxis oft zu aufwendig seien, um flächendeckend | |
eingesetzt zu werden. (aho) | |
15:46 Uhr: Die Veranstaltung [16][„Thank Goodness I'm Queer!“] beginnt | |
anders als der Titel vermuten lässt. Taz lab-Redakteurin Nisa Eren | |
moderiert das Panel und fragt Jonas Löschau, Ocean Hale Meißner und | |
Michaela Dudley, wann es sich für sie das erste Mal richtig gut angefühlt | |
hat, queer zu sein. „Vielleicht ja morgen“ antwortet Journalistin und | |
Kabarettistin Michaela Dudley. Nach einem Moment Stille sagt sie: „Nein, | |
eigentlich immer. Es fühlt sich immer richtig gut an.“ Sie fügt hinzu: | |
„Wenn du aus dem Rahmen fällst, hast du mehr Platz – aber auch mehr | |
Platzwunden“. | |
Dieses Ambivalenz zieht sich durch das Gespräch. Im einem Moment erzählen | |
die Aktivist*innen von liebevollen und empowernden Erfahrungen, die sie | |
im privaten Umfeld machen und im nächsten berichten sie von Morddrohungen | |
und Anfeindungen. | |
Ocean Hale Meißner und Jonas Löschau sprechen über die Lebensrealität | |
queerer Menschen auf dem Land in Sachsen. Queerfeindliche Anfeindungen | |
steigen und Beratungsangebote gibt es oft nur in der nächstgrößeren Stadt. | |
Besonders für junge queere Menschen wollen die Aktivist*innen deshalb | |
vor allem eins: weitermachen! (kr) | |
15:44 Uhr: Auch im Raum befinden sich einige Menschen, die der | |
Linken-Abgeordnete Ferat Koçak bereits zu Hause am Küchentisch besucht hat. | |
Immer wieder geht ein lautes Klatschen geht durch die Reihen. Viele | |
Zuhörer*innen haben Fragen mitgebracht. (tw) | |
15:43 Uhr: Bei dem, was Hamza Howidy im Talk [17][„Experiences from Gaza“] | |
erzählt, schüttelt der Friedensaktivist regelmäßig den Kopf. Er berichtet | |
von einer humanitären Notlage, davon, dass „Israel seit über 50 Tagen | |
humanitäre Hilfen blockiert.“ Moderiert von Journalistin Anastasia | |
Tikhomirova dreht sich der Austausch um das Leben der Zivilbevölkerung im | |
Gazastreifen. Howidy protestierte 2023 in Gaza gegen das Hamas-Regime und | |
wurde dafür verhaftet. Dann gelang ihm die Flucht nach Deutschland. Nun | |
setzt er sich für diejenigen ein, denen die Flucht nicht gelang. „Wir | |
wollen die Hamas nicht als Regierung.“ Sagt er. Außerdem sei er sich | |
sicher, dass die isrealische Gewalt, die der Hamas gilt, überwiegend | |
Zivilisten trifft, die sich nicht mit der Hamas solidarisieren. (tk) | |
15:38 Uhr: [18][„Was tun gegen das antifeministische Rollback?“] – Unter | |
diesem drängenden Thema versammeln sich die Anwesenden, moderiert von der | |
Politikwissenschaftlerin Inken Behrmann und dem Soziologe nValentin Ihßen. | |
Der Saal ist bis auf den letzten Platz gefüllt, fast nur Frauen. In einer | |
Ecke strickt eine Frau mit Antifa-Hoodie konzentriert weiter, als wäre | |
Widerstand längst Alltag. | |
Rechtsanwältin und Dozentin Asha Hedayati bringt die Wut auf den Punkt: | |
„Wer sich trennt, wählt zwischen Gewalt und Armut.“ Ärztin und Aktivistin | |
Annika Kreitlow schildert nüchtern: „Schwangerschaftsabbrüche sind in | |
Deutschland theoretisch erlaubt, praktisch aber oft nur für die, die Geld | |
haben.“ Der neue Koalitionsvertrag, der das „ungeborene Leben besser | |
schützen wolle, lasse den Einfluss der Kirche erschreckend deutlich | |
spüren“. | |
Als Hedayati kritisiert, Deutschland habe „die Istanbul-Konvention | |
unterschrieben und sechs Jahre lang nichts umgesetzt“, gibt es Applaus. | |
Ihre Warnung hallt nach: „Wenn wir mehrfach marginalisierte Menschen unter | |
den Bus werfen, verlieren wir am Ende alle.“ Am Ende ein Versprechen: „Wir | |
haben aus unserer Position der Unterdrückten gelernt“, sagt Hedayati und | |
führt fort: „Wir werden diesen Kampf nicht aufgeben.“ (ab) | |
15:36 Uhr: Mit den Worten „Wolfsburg: die einzige Stadt in Deutschland, die | |
in einem solchen Ausmaß von einem einzigen Konzern abhängig ist“, läutet | |
der gebürtige Wolfsburger und Journalist Felix Lee die Diskussion | |
[19][„Kulturforum Wolfsburg -(k)eine Stadt wie jede andere?“] ein. | |
Doch was passiert, wenn dieser Konzern schwächelt? Das Chinageschäft von VW | |
läuft schlecht – Lee befürchtet gravierende Folgen für die Stadt. Anita | |
Placenti, ebenfalls in Wolfsburg geboren, betont: „Fast jede Familie dort | |
hat einen Bezug zu Volkswagen.“ Am Wolfsburger Institut für Zeitgeschichte | |
geht sie der Frage auf den Grund, was passieren könnte, wenn das | |
industrielle Rückgrat der Stadt bricht. | |
Moderator Joel Schmidt, auch in Wolfsburg aufgewachsen, sagt: „Die | |
Stadtgründung Wolfsburgs ist eine der bedeutendsten Mitteleuropas im 20. | |
Jahrhundert.“ Wolfsburg, gegründet von Hitler als „Stadt des KdF-Wagens“, | |
ringt bis heute mit dieser Vergangenheit. Doch wie viel kritische Debatte | |
gibt es überhaupt? Historiker Manfred Grieger gibt eine ernüchternde | |
Antwort: „Der Diskurs in Wolfsburg ist hegemonial von VW überlagert.“ (nad) | |
15:26 Uhr: Ein zweistelliges Sachsen-Ergebnis bei der Bundestagswahl, das | |
erste Direktmandat in einem ehemals westdeutschen Wahlkreis – das sind die | |
Themen der Podiumsdiskussion [20][„Haustürwahlkampf oder: Klopfen und | |
Stimmen abräumen?“] Die neuesten Erfolge der Linken liegen auch an ihrem | |
aktiven Haustürwahlkampf, erzählen die Abgeordneten Nam Duy Nguyen und | |
Ferat Koçak auf der Blauen Bühne. „Man muss zu den Menschen gehen und nicht | |
darauf warten, dass sie zu einem an den Wahlkampfstand kommen“, so Koçak. | |
Nguyen stimmt zu: „Viel passiert links und rechts vom Parlament.“ Er ist | |
seit Oktober Mitglied des Sächsischen Landtags. Mit den Menschen hat er | |
über Themen wie Miete, Mobilität und steigende Preise gesprochen. | |
Koçak möchte weitermachen. „Du bist ja fast ein Popstar in Neukölln“, sa… | |
taz lab-Redakteurin Wilma Johannssen zu ihm. Er gibt zu: „Am Ende von so | |
einem Gespräch sagen die Menschen oft: Du bist einer von uns.“ (tw) | |
15:15 Uhr: Das Gespräch von Jan Feddersen und Peter Unfried mit Daniel | |
Cohn-Bendit wird zum Monolog des 80-Jährigen. Zur Begründung der | |
außenpolitischen Bestrebungen der USA sagt er: „Die einzige potenzielle | |
Kraft gegen ihren Imperialismus ist Europa!“ Den Linken attestiert er ein | |
Verständnis der nationalen Wirtschaft, darüber hinaus fehle dieses jedoch, | |
Wagenknecht sei die „absurde Spitze“ dieses Phänomens. Am Ende der | |
intensiven Veranstaltung gibt es Standing Ovations. (fh) | |
15:06 Uhr: Das Publikum hängt Daniel Cohn-Bendit an den Lippen. Der | |
80-Jährige redet frei von Schubladendenken, bringt das Publikum der Roten | |
Bühne immer zum Lachen. Für ihn ist klar: „Die meisten Menschen wollen | |
nicht immer Politik machen, sie wollen leben!“ Es geht dann aber doch nur | |
um Politik, auch um den Umgang mit der CDU und darum, weshalb die Grünen | |
Wahlniederlagen einstecken mussten. „Weil Habeck das CDU Programm gepusht | |
hat“ findet ein Zwischenrufer, „Unsinn“, entgegnet [21][Cohn-Bendit] | |
schroff. (fh) | |
14:56 Uhr: Auch drei Jahre nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine | |
werben viele Linke für einen vermeintlichen Frieden mit Russland – und | |
verweigern der Ukraine das Recht auf Selbstverteidigung. [22][Woher stammt | |
dieses verzerrte Ukrainebild westlicher Linker?] Diese in linken Kreisen | |
äußerst sensible Frage diskutiert die Journalistin Yelizaveta Landenberger | |
mit Kateryna Mishchenko, Mitautorin des Sammelbandes „Aus dem Nebel des | |
Krieges: Die Gegenwart der Ukraine“, sowie mit Timm Graßmann, Autor von | |
„Marx gegen Moskau“. | |
Mishchenko sieht vor allem psychologische Gründe: „Verharmlosung entsteht | |
aus Angst: Viele fürchten, selbst Opfer Russlands zu werden. Deshalb | |
verdrängen sie das Leid der tatsächlichen Opfer und solidarisieren sich | |
unbewusst mit dem Aggressor“. Graßmann verweist auf ideologische | |
Kontinuitäten: Schon im 19. Jahrhundert kritisierten Linke Marx’ | |
propolnische und antirussische Haltung. Bis heute wird Russland fälschlich | |
als Gegengewicht zum Kapitalismus verklärt, obwohl diese Annahme längst | |
überholt sei, so der Autor. (aho) | |
14:49 Uhr: Freundschaftlich beginnt das | |
[23][Vierfünftel-Jahrhundertgespräch] mit taz-lab-Kurator Jan Feddersen, | |
taz-Chefreporter Peter Unfried und Publizist Daniel Cohn-Bendit. | |
Cohn-Bendit bezeichnet sich als „Kind der Freiheit“, erzählt, dass er | |
während der Landung der Alliierten in der Normandie gezeugt wurde. Schnell | |
zieht er eine direkte Verbindung zum Krieg zwischen der Ukraine und | |
Russland. Dabei kritisiert er die „knappe Militärunterstützung für die | |
angegriffene Ukraine“. „Sie werden bombardiert und wir haben den Luxus, | |
darüber zu sinnieren“, sagt er. Zur Innenpolitik sagt er: „Der | |
gefährlichste Politiker in Deutschland ist Jens Spahn“. Ihm wirft | |
Cohn-Bendit vor, mit einer Koalition mit der AfD zu liebäugeln. Dann | |
spricht der 80-Jährige das Thema Nahost an, bezeichnet sich als „Azionist“, | |
nicht als Zionist oder Antizionist. (fh) | |
14:45 Uhr: Wie geht es weiter in Syrien nach dem Sturz von Baschar al-Assad | |
im Dezember 2024? Für die Journalistinnen Sawsan Hussein Qaddour, Avin | |
Youssef und Nawar Al Mir Ali mit einer Menge Arbeit. Im Studio Rosa | |
diskutieren sie unter dem Titel [24][„Optimismus im Chaos zwischen Damaskus | |
und Quamishli“] mit Journalistin Julia Völcker über die Schwierigkeiten | |
journalistischer Arbeit in Syrien – gerade für Frauen. | |
Um die Pressefreiheit sei es weiterhin schlecht bestellt, erklärt Youssef. | |
Es sei weiterhin beschwerlich, an Informationen zu gelangen. Al Mir Ali | |
berichtet von den Vor- und Nachteilen, bei der aktuellen Übergangsregierung | |
eine journalistische Lizenz zu beantragen. Wer sich den offiziellen | |
Strukturen hingebe, bekomme vor allem vorgefertigte Antworten, berichtet | |
Qaddour. Die Gelegenheit, nachzufragen hätten Journalist:innen in ihrer | |
Heimat nicht. (abr) | |
14:41 Uhr: „Wir müssen wieder offener in Debatten gehen“, fordert | |
Politikwissenschaftlerin Dr. Julia Reuschenbach im Gespräch mit | |
taz-Redakteurin Ruth Lang Fuentes. Im öffentlichen Diskurs würden oft | |
Feindbilder konstruiert, andere Meinungen von vornherein delegitimiert. | |
Aber öffentliche Debatten würden nur funktionieren, wenn man einander | |
zuhört – das gilt von rechts wie von links, erklärt die | |
Politikwissenschaftlerin. „Ich muss da nicht zustimmen, aber ich muss das | |
erstmal aushalten“, so Reuschenbach. Gelinge das nicht, könnten Menschen | |
das Gefühl entwickeln, dass sie sich zu bestimmten Themen nicht mehr äußern | |
können. | |
Mit Blick auf die Politik sagt die Wissenschaftlerin: „Debatten brauchen | |
Spielregeln. Populistische Parteien halten sich nicht daran.“ Bei Themen | |
wie Migration und Bürgergeld sei die Debatte so aufgeladen, dass einzelne | |
Meinungen oft untergingen. (tw) | |
14:26 Uhr: „Über soziale Bedingungen zu schweigen, die Gesundheit | |
bestimmen, finde ich dumm. Aber mir ist klar, dass das ein System angreift, | |
das umverteilt und zwar von unten nach oben“ erklärt Olivier David, Autor | |
von „Keine Aufstiegsgeschichte“, [25][auf der Podcastbühne] auf die Frage | |
von Miriam Davoudvandi, ob Therapie sinnvoll ist und wie mit psychischen | |
Problemen vor allem in der lohnabhängigen Klasse umgegangen werden kann. | |
(neh) | |
14:20 Uhr: Für ihn begannen die Probleme der Ampel-Koalition mit dem | |
Karlsruher Urteil, das die Ausgaben der Bundesregierung für den Klima- und | |
Transformationsfonds als verfassungswidrig einordnete. Wolfgang Schmidt – | |
noch Chef des Bundeskanzleramtes – sieht trotzdem Positives darin, dass er | |
bald seine Stelle verliert. | |
Auf die Frage des taz-Parlamentsbüro-Korrrspondenten Stefan Reinecke, ob | |
ihm die Macht, die er seit 2021 hatte, fehlen wird, antwortet er prompt: | |
„Ich glaube nicht. Es gibt auch ein Gefühl der Erleichterung.“ | |
[26][„Wie war denn Olaf Scholz als Chef?“], will Anna Lehmann, Leiterin des | |
taz-Parlamentsbüros im Talk „Ohne ihn – ein Gespräch mit Wolfgang Schmidt… | |
wissen. Schmidt fand Scholz schon immer „inspirierend“. Skeptische Blicke | |
der ModeratorInnen und im Publikum, die Schmidt in Erklärungsnot bringen. | |
„Es gibt einen viel inspirierteren Olaf, als das, was man öffentlich | |
sieht.“ Schmidt kennt seinen Chef seit mehr als zwanzig Jahren. (tk) | |
14:15 Uhr: Der vergangene Donnerstag markiert den 110. Jahrestag des | |
Genozids an den Armenier:innen. Um des Völkermordes zu gedenken, | |
veranstaltet das Maxim Gorki Theater Festival. Dabei gehe es nicht nur um | |
armenische Geschichte, sondern auch um „Übersetzungsarbeit für andere | |
Konfliktregionen und -felder“, sagt Intendantin Shermin Langhoff. Auf der | |
gelben Bühne stellen Langhoff und Anahit Bagradjans, Autorin und Kuratorin, | |
im Gespräch mit Tigran Petrosyan, Leiter der Osteuropa-Projekte der taz | |
Panter Stiftung, das Festival [27][„100 + 10 – Armenian Allegories“] vor. | |
Über die Bedeutung des Festivals für sie als armenische Autorin sagt | |
Bagradjans: „Als Kind der Diaspora bin ich unsichtbar aufgewachsen.“ Die | |
Sichtbarkeit armenischer Stimmen und Perspektiven, in ihrer Vielfalt, sei | |
gerade in Berlin für sie bewegend. „Viele Wege des Völkermords führen in | |
diese Stadt, sagt sie. (lla) | |
13:57 Uhr: Die Rote Bühne füllt sich. Der Talk [28][„Aus den | |
Maschinenräumen der Macht“] steht bevor. Ricarda Lang, | |
Bundestagsabgeordnete der Grünen, ist zu Gast, Kersten Augustin aus der | |
taz-Inlandsredaktion moderiert. Zum Einstieg ein Spiel: „Ampel oder neue | |
Regierung?“ Beim Thema Digitalisierung lacht der Saal. Lang wird ernst: Sie | |
habe geglaubt, bei der FDP sei Digitalisierung gut aufgehoben. „Das fand | |
ich sehr enttäuschend“, sagt sie. Applaus. | |
Dann kritisiert sie Olaf Scholz: Statt eigener Ideen habe er nur Merkel | |
imitiert. „Wacht auf“, fordert Lang, „nur wer Veränderungen anspricht, k… | |
die neue Welt gestalten.“ Hinter den Kulissen ging es oft chaotisch zu: | |
Beim 9-Euro-Ticket fiel die Entscheidung morgens um halb sechs. | |
„Kollektiver Wahnsinn kann manchmal Gutes schaffen.“ | |
Über Humor sagt sie: „Man sollte sich selbst nicht zu ernst nehmen.“ Gerade | |
Grüne müssten lernen, Moral ohne moralischen Zeigefinger zu vertreten. Über | |
Friedrich Merz: „Im direkten Gespräch keine Spur von Chauvinismus – aber er | |
erkennt Fettnäpfchen schon aus der Ferne.“ | |
Lang wünscht sich von den Grünen mehr Konfliktfähigkeit. „Wir dürfen nicht | |
nur Meinungen abbilden, sondern müssen welche bilden.“ Die Klimakrise könne | |
Bewegungen schwächen, warnt sie, und kritisiert eine Gesellschaft, die „für | |
extrem Reiche perfekt, für normale Menschen aber würdelos“ sei. Freiheit | |
müsse gegen die Broligarchie verteidigt werden. (ab) | |
13:55 Uhr: In dem Panel „[29][Was können wir von der SPD erwarten, Frau | |
Esken?]“ geht es um den Koalitionsvertrag. Auf Nachfrage von [30][Anna | |
Lehmann], Leiterin des taz-Parlamentsbüros, nach der Begeisterung der | |
SPD-Basis auf das Papier, räumt die SPD-Parteivorsitzende ein, dass es | |
nicht „SPD pur“ sei. Aber der Kompromiss sei zustimmungsfähig. Alles | |
alternativlos also? Ein „hässliches Wort, aber ja“, gesteht sie ein. | |
Der vielleicht größte Streitpunkt zwischen der SPD und CDU/CSU noch vor | |
Beginn der Koalition ist die Frage, ob der Mindestlohn auf 15 Euro | |
angehoben wird. Lehmann legt den Finger in die Wunde, denn noch ist | |
ungeklärt, ob die SPD ihr Wahlkampfversprechen einhalten kann. Die sonst | |
souverän wirkende Esken stutzt etwas herum. Der unabhängigen | |
Mindestlohnkommission, welche im Juni einen Vorschlag machen soll, könne | |
man vertrauen. (fh) | |
13:50 Uhr: „TikTok ist meine absolute Lieblingsapp – vor allem, weil mir | |
der Algorithmus extrem passenden Content ausspielt. Trotzdem bekomme ich | |
immer wieder Inhalte der AfD angezeigt“, erzählt Moderatorin Shayna Bhalla. | |
„Das liegt nicht an den persönlichen Interessen, sondern an der Plattform | |
selbst“, weiß Theresia Crone, Mitgründerin der Kampagne #ReclaimTikTok. | |
Diese Initiative will demokratische Parteien auf TikTok sichtbarer machen – | |
eine Plattform, die derzeit stark von der AfD dominiert wird. Warum ist die | |
AfD auf TikTok so erfolgreich, und was kann das demokratische Spektrum | |
dagegen tun? Darüber diskutiert taz-Redakteurin Bhalla bei der | |
Veranstaltung [31][„Ein Jahr #ReclaimTikTok – was hat’s gebracht?“] mit | |
Aktivistin Theresia Crone, TikToker Anthony Moriss und Journalist Simon | |
Hurtz – auf der sonnigen Dachterrasse der Lila Bühne. | |
Hurtz kritisiert das in den Medien weit verbreitete Narrativ, die AfD hätte | |
TikTok einfach besser verstanden: „Die AfD war nicht erfolgreich, weil sie | |
TikTok perfekt bespielt hat, sondern weil sie schlicht die Ersten waren. | |
Aktivität lohnt sich – aber man muss sie auch wirklich angehen.“ Crone | |
stimmt zu: Besonders effektiv sei die AfD, weil sie besser vernetzt sei als | |
demokratische Parteien. „Copy und Paste – gleiche Bilder, gleiche Texte – | |
würden innerhalb des rechten Netzwerks massenhaft verbreitet. Qualität | |
spiele dabei kaum eine Rolle, es gehe um Masse. Doch was nun? Reicht es, | |
wenn demokratische Parteien aktiver werden und sich besser vernetzen? Hurtz | |
ist skeptisch: TikTok komplett zurückzuerobern sei unrealistisch – aber ein | |
starkes Gegengewicht zu schaffen, das wäre bereits ein großer Gewinn. (aho) | |
13:28 Uhr: Sozialpsychologe Harald Welzer und taz-FUTURZWEI-Chefredakteur | |
Peter Unfried wollen Tacheles reden. Zumindest haben sie das für die | |
Podiumsdiskussion „Weitermachen ist vorbei“ verpflichtet. Welzer fühlt sich | |
verpflichtet und bittet „uns Gute“ zunächst, tapfer zu bleiben. Ein | |
Weitermachen könne es dennoch nicht geben, da wir systemisch am Ende seien. | |
Er bezieht sich „auf die radikal-absolute Zerstörung der Lebenswelt“ durch | |
den Klimawandel. Gerade bei Linken und NGOs gebe es noch die Idee eines | |
„Business as usual“. Daran habe ihn das taz lab-Motto erinnert. Der Wandel | |
finde aber auf der anderen Seite des politischen Spektrums statt, bei den | |
Rechten und der AfD. Autsch. (bsz) | |
13:32 Uhr: Eigentlich wollte er noch mehr Exil-JournalistInnen auf die | |
Bühne holen, doch die Sicherheitslage ließe das nicht zu. So eröffnet | |
Tigran Petrosyan, Leiter des Osteuropaprojektes der taz-Panther Stiftung | |
den Talk [32][„Unser Fenster nach Russland„.] Pressefreiheit, Widerstand | |
und das journalistische Handwerk unter dem totalitären Kreml-Staat sind | |
zentrale Themen. | |
„Seit dem Beginn des Angriffskrieges ist es für JournalistInnen deutlich | |
schwieriger für Journalisten geworden. Es haben mehr als 1.500 Kollegen das | |
Land verlassen.„, das ist sich Exil-Journalist und Aktivist Sergey Medvedev | |
sicher. Er selbst traue sich spätestens seit Februar 2022 nicht mehr in | |
seine russische Heimat. (tk) | |
13:00 Uhr: „Gerade ist das Ende der globalen liberalen Weltordnung“, sagt | |
Außenpolitik-Experte Carlo Masala. Er ist live zugeschaltet aus Lima – um 6 | |
Uhr morgens Ortszeit, nur um mit uns [33][über die neue Weltlage zu | |
sprechen]. Deutschland müsse sich auf neue Zeiten einstellen, so sein | |
Fazit. Unter der schlagfertigen, elegant-humorvollen Moderation von Jan | |
Feddersen (taz) und Barbara Junge (taz-Chefredakteurin) diskutieren Masala, | |
Marc Saxer (Geostratege und Autor) die Frage: Was bedeutet die Zeitenwende? | |
Masala warnt: Russland könnte ab 2028/2030 wieder militärisch angreifen – | |
auch einen NATO-Staat. Europa müsse deswegen wehrhaft werden. Auf | |
Feddersens Frage, was das mit uns zu tun habe, erinnert Masala daran, dass | |
Deutschland lange politisch und ökonomisch vom Schutz der liberalen | |
Weltordnung profitiert habe – „unser Erfolgsmodell war das Schmarotzertum�… | |
Diese Ära gehe nun zu Ende. Demokratie sei verletzlich – ihre Verteidigung | |
im Inneren ebenso wichtig wie äußere Sicherheit. Junge fragt: „Und jetzt?“ | |
Saxer mahnt: Deutschland bewege sich zwar in der Sache, strategisch aber | |
immer noch zu langsam. Es gelte, die Illusion der alten Weltordnung | |
aufzugeben und eine neue Zukunft zu entwerfen. (cb) | |
12:51 Uhr: „Es ist fast unmöglich, Eintrittspreise unter 20 Euro | |
anzubieten“, klagt DJ und Clubveranstalter Miran Nolden. Die Inflation | |
treffe nicht nur Clubbetreiber, die Mieten und Gagen stemmen müssen, | |
sondern auch das Publikum, dessen Kaufkraft deutlich gesunken sei. „[34][Wo | |
ist Platz zum Tanzen?]“– vor allem für subkulturelle Clubkultur, die nicht | |
von Großinvestoren getragen wird, werde es zunehmend schwer. | |
Emiko Gejic, Vorstandsmitglied und Pressesprecherin der Berliner | |
Clubcommission, sowie Christian Goiny, Sprecher für Clubkultur der CDU in | |
Berlin, diskutieren auf der blauen Bühne. Moderiert wird das Gespräch von | |
taz-Redakteur Moritz Martin. „Unser Ziel ist es, die Vielfalt zu bewahren – | |
dazu gehören auch jüngere Kollektive, die nicht über viele Ressourcen | |
verfügen“, erklärt Gejic. Nolden, der ein nicht-profitorientiertes | |
DIY-Projekt leitet, betont, dass es insbesondere Vereinfachungen bei | |
Förderanträgen für kleine Kollektive brauche, da diesen häufig Ressourcen | |
und Know-how fehlen, um öffentliche Gelder zu beantragen. Goiny zeigt sich | |
optimistisch, dass eine politische Lösung gefunden werden kann. (aho) | |
12:50 Uhr: „Europa kann sich nicht von der Ukraine zurückziehen“, sagt | |
Ulrike Herrmann. Die taz-Wirtschaftskorrespondentin diskutiert mit | |
Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff unter der Moderation von Ulrike | |
Winkelmann, Chefredakteurin der taz, die Frage: [35][Wie weiter mit | |
Russland?] | |
Deitelhoff verurteilt den „Friedensplan“ von Donald Trump als vage und | |
russlandfreundlich: Er sichere der Ukraine wenig und sehe Gebietsverluste | |
vor. Dass Russland sich auf wirkliche Verhandlungen einlassen könnte, hält | |
sie für unwahrscheinlich – der Druck sei schlicht zu gering. Europa müsse | |
militärisches und politisches Durchhaltevermögen zeigen, auch ohne die USA. | |
Herrmann betont: „Ein Kollaps der Ukraine hätte massive Folgen für den | |
Westen, auch migrationspolitisch. Um die Verteidigungsfähigkeit der EU | |
langfristig zu sichern, sei ein gesamteuropäisches Investitionsprogramm | |
nötig, von dem alle Mitgliedstaaten profitieren könnten.“ Laut Herrmann | |
müsse die europäische Rüstungs- und Munitionsproduktion massiv hochgefahren | |
werden. Deutschland werde etwa durch Programme wie die Fertigung von | |
Leopard-Panzern auch wirtschaftlich profitieren. | |
Deitelhoff warnt vor dem weiterhin bestehenden Dilemma: Wie lange noch und | |
in welchem Ausmaß die USA an der Unterstützung Europas festhalten bleibt | |
ungewiss. (cb) | |
12:44 Uhr: Im Studio Mint wird es ernst: Mohamed Amjahid (Journalist), | |
Markus Textor (Wissenschaftler), Jan-Denis Wulff (BKA-Kommissar und | |
Grünen-Politiker) und Patricia Nubi (Polizeioberrätin) [36][diskutieren | |
über Polizei und Rassismus]. Nathan Pulver (taz) moderiert. | |
Polizeigewalt und Racial Profiling seien keine Einzelprobleme, erklärt | |
Amjahid, sondern Alltagserfahrung vieler. Wulff spricht von seiner | |
Doppelrolle als grüner Polizist: icht alle Kolleg:innen seien | |
konservativ oder schlimmer. Nubi gesteht Rassismus bei der Polizei ein. | |
Aber: Nicht jeder deckt jeden. | |
Zwischendurch fliegen die Bälle zwischen Politik und Polizei hin und her. | |
Oldenburg? Kein Einzelfall, mahnt Amjahid. Medien übernähmen oft unkritisch | |
Polizeimeldungen, echte Aufklärung bleibe aus. Wulff fordert Transparenz, | |
warnt aber: Man dürfe das ganze Problem nicht allein bei der Polizei | |
abladen. Bubi erklärt: Wichtiger als Parteistreits sei es, ehrlich über | |
Rassismus zu reden – und zu fragen, warum so viele Menschen Angst vor der | |
Polizei haben. | |
Ist Überforderung verantwortlich? Für Wulff ein strukturelles – für Amjahid | |
ein Mindset-Problem. Bodycams, die regelmäßig ausblieben, seien dabei nur | |
ein Symptom. Reformen? Ja, bitte. Aber nicht mit Diversity-Postern und | |
schönen Worten, fordert Amjahid. Echte Veränderungen brauchen unabhängige | |
Stellen – und ein neues Verständnis davon, was es heißt, Macht | |
verantwortungsvoll auszuüben. (ab) | |
12:30 Uhr: Mit taz-Kurator Jan Feddersen diskutiert Historikerin Hedwig | |
Richter in dem Lightning Talk: [37][„Klimakrise? Handelt jetzt!“] darüber, | |
was gelungene Klimapolitik ausmacht. Richter bedauert, dass keine Regierung | |
Klimapolitik mutig auch gegen mehrheitliche Widerstände durchsetzt, so wie | |
zum Beispiel Lincoln das Wahlrecht für Schwarze in den USA trotz Widerstand | |
eingeführte. Ihrer Meinung nach führt eine taktische Politik, die auf | |
Mehrheiten schielt, weder dazu, Rechtextreme in Schach zu halten, noch | |
dazu, notwendige Antworten auf die Klimakrise zu finden. | |
Laut Richter würde eine gute Klimapolitik einerseits zu Einschränkungen für | |
alle führen, andererseits aber auch zu mehr persönlicher Freiheit. Laut der | |
Historikerin wüssten das schon all jene, die sich dazu entschieden haben, | |
auf das tägliche Schnitzel zu verzichten und dies dann nicht nur als | |
Einschränkung erlebten. (bsz) | |
12.37 Uhr: Das Podcaststudio füllt sich, sogar in den Fensterbänken sitzen | |
Menschen und lauschen der Live-Aufnahme von „Readers Gonna Read“. In ihrem | |
Podcast, der bis vor kurzem noch [38][„My PoC Bookshelf“] hieß, führt Host | |
Georgina Fakunmoju Zuhörer*innen durch ihr Bücherregal. Im Fokus stehen | |
dabei Werke von Autor*innen of Color. | |
Mit dabei ist Ta-Som Helena Yun. Sie erzählt, dass es schon immer ihr Traum | |
war, in einer alten Turnhalle zu leben. Weil eine kaufen, teuer ist, hat | |
sie die Turnhalle kurzerhand zum Spielort ihres ersten Romans „Oh Sunny“ | |
gemacht und sich so ihren Traum erfüllt. Mit sanfter Stimme liest sie einen | |
Auszug vor. Es geht um das „Sich finden“ zwischen deutscher- und | |
koreanischer Kultur, die Aufarbeitung von Geschichte und den Druck, den | |
Kinder von migrantisierten Eltern spüren. „Eigentlich wollte ich Sunny beim | |
Lesen die ganze Zeit in den Arm nehmen“ fasst Host Georgina Fakunmoju ihr | |
Gefühl der Protagonistin gegenüber zusammen. (kr) | |
12:34 Uhr: Die Sport-Redaktion versammelt sich in der schönsten Location | |
der taz: Hoch über den Dächern lesen Alina Schwermer und Elke Wittich aus | |
ihrer [39][taz-Kolumne „Erste Frauen“] vor. Es geht um die schnellste | |
Athletin Gambias, die vielleicht erste Sportfotografin und andere | |
Pionierinnen im Sport – und um die patriarchal geprägte Branche. Dabei wird | |
deutlich: Sport öffnet Türen. „Frauen haben im Sport früh eine | |
Eigenständigkeit bekommen, die ihnen ermöglicht hat, zu rebellieren“, | |
stellt Wittich fest. Moderiert wird die Veranstaltung von taz-Redakteur | |
Martin Krauss. (tw) | |
12:12 Uhr: Er flüchtete im Jahr 2015 aus Syrien nach Deutschland, lernte | |
die deutsche Sprache, absolvierte eine Ausbildung und jetzt ist er | |
Bürgermeister der kleinen Gemeinde am Schwarzwald. „Wenn ich sagen würde, | |
dass die Menschen dort links-grün eingestellt sind, wäre das eine ganz | |
steile These. Sie sind eher konservativ. Politisch ist es dort schwarz wie | |
die Nacht“, sagt [40][Ryyan Alshebl] über das schwäbische Ostelheim, wo er | |
dennoch an der politischen Spitze ist. | |
Mit seiner Migrations- und Erfolgsgeschichte sorgt er im sonst eher | |
konservativen politischen Süden der Bundesrepublik für frischen, | |
progressiven Wind. Moderiert wird das Gespräch von Kontext-Redakteur Minh | |
Schredle. (tk) | |
12:11 Uhr: Während in Italien Papst Franziskus beigesetzt wird, der sich zu | |
Lebzeiten stets um Frieden auf der Welt bemühte, erfolglos, diskutieren die | |
Autoren Ole Nymoen und Steffen Kopetzky über die [41][„Grundfrage des | |
Krieges“]. Ganz so voll wie auf dem Petersplatz ist es vor der gelben Bühne | |
nicht, als Journalist Daniel Sagradov fragt „Möchten wir kriegstüchtig | |
werden? Wenn ja, warum und vor allem wofür? Und wenn nein, warum eigentlich | |
nicht?“ | |
„Es ist völlig egal, warum ich nicht für mein Land kämpfen will“, sagt | |
Nymoen mit kontrollierter Gestik. Danach führt er seine persönliche | |
Entscheidung aus: „Ich habe keine Lust, auf Menschen zu schießen, von denen | |
mich nichts unterscheidet außer der Pass.“ Ihm wäre deshalb auch eine | |
Kapitulation lieber, als tot zu sein. Kopetzky lehnt sich vor und kontert: | |
„Deine Kritik an der Ukraine besteht darin, dass sie noch existiert.“ | |
Die USA und Russland würden die europäische Einigung als Gegner betrachten, | |
meint Kopetzky, deshalb brauche es gemeinsame eruopäische Streitkräfte, die | |
europäischer Werte verteidigten. Nymoen kann angesichts nationalistischer | |
und rechter Regierungen die Werte der europäischen Union nicht mehr | |
erkennen. Die Liberalität sieht er „mehr von innen als von außen bedroht“. | |
(lla) | |
11:58 Uhr: „Was war denn jetzt eigentlich das Problem?“ Diese einfache | |
Frage von taz-Chefreporter Peter Unfried, bezogen auf das Scheitern der | |
Ampel-Koalition bringt Robert Habeck zum Nachdenken. „In der Ampel zu sein | |
hat sich wirklich wie Elend angefühlt – und sich das von außen anzusehen | |
hat sich wahrscheinlich nicht besser angefühlt“, sagt der Noch-Vizekanzler. | |
Gelächter vor der roten Bühne. Dann liefert Habeck eine inhaltliche Antwort | |
nach: „Wenn Olaf Scholz Christian Lindner nicht zum Finanzminister gemacht | |
hätte, hätte das Bündnis wahrscheinlich überlebt“. Mit der FDP habe es von | |
Anfang an keinen Kompromiss in Sachen Finanz- und Wirtschaftspolitik geben | |
können, so Habeck. Über CDU/CSU sagt er: „Die Union hat keinen Plan, was | |
sie mit Deutschland will, außer es zu haben“. (fh) | |
11:46 Uhr: „Auf einmal war da dieses große Loch an Ungewissheit“, erzählt | |
[42][Lisa Poettinger] im Gespräch mit taz-Redakteur Andreas Rüttenauer. Sie | |
teilt, wie sie sicg gefühlt hat, als sie erfuhr, dass ihr bayerischen | |
Kultusministerium das Referendariat untersagt. Grund dafür ist laut | |
Behörden ihr Engagement der in der Klima-Bewegung. | |
Hoffnungslos klingt die Lehramtsstudentin beim taz-Talk [43][„Im | |
Klassenzimmer unerwünscht?“] jedoch nicht. Gemeinsam mit | |
Unterstützer*innen und Anwält*innen geht sie gegen die Entscheidung | |
vor. Aus dem Publikum erhält die Aktivistin viel Zuspruch. Auch Rüttenauer | |
wünscht ihr, weiterhin „ungebremst aktivistisch“ zu bleiben. (kr) | |
11:45 Uhr: [44][Lügen Sterne?] Katharina Nocun, Autorin von „Gefährlicher | |
Glaube – Die radikale Gedankenwelt der Esoterik“ (2022), meint: „Ja!“ I… | |
Ansicht nach sei in Hinblick auf die steigende Beliebtheit der Astrologie, | |
die Menschen in ungenauen Zeiten genaue Antworten verspricht, durchaus | |
bedenklich. | |
Anekdotenreich erklärt Nocun, wieso einige Menschen an Horoskope und | |
Aszendenten zu glauben. Es habe zum Beispiel mal ein Mann in der Maske beim | |
Fernsehen ihr Sternzeichen erraten wollen. Nach mehreren erfolglosen | |
Versuchen war er schließlich bei der richtigen Antwort angelangt und sagte: | |
Wusste ich’s doch! | |
Moderatorin Lotte Laloire macht den Zuschauer:innen am Küchentisch im | |
Besselpark Mut: „Keine Scham davor, zuzugeben, wo ihr euch von solchen | |
Dingen angesprochen gefühlt habt!“ Dann meldet sich tatsächlich einer und | |
erzählt, wie präzise die Einschätzungen einer Wahrsagerin zu seinen echten | |
Problemen gepasst hatten. Später klärt die Autorin dann den Weg von | |
harmlosen Horoskopen zu antisemitischen, antifeministischen und | |
toxisch-männlichen Verschwörungserzählungen. (abr) | |
11:44 Uhr: „Disclaimer: Wir sind beide Swifties!“ – Mit diesen Worten | |
startet taz-Redakteurin Leonie Gubela in die Podiumsdiskussion | |
[45][„Adorno, Taylor Swift und ABBA unter der Lupe“] auf der Lila Bühne. | |
Alle Stühle im Publikumsraum sind besetzt, der Raum prallgefüllt. Manche | |
stehen auf der Dachterrasse, andere sitzen auf dem Kieselsboden. Volles | |
Haus bei Pop und Philosophie! | |
„Als distinktionsbewusster Musikhörer hätte ich nie gedacht, dass ich mal | |
Swiftie werde – jetzt habe ich schon fünf Konzerte besucht“, sagt | |
Popkulturforscher Jörn Glasenapp. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm | |
ein Konzert in Nashville: „Die Stadt war in der Hand von Swifties.“ Gubela | |
beschreibt Taylor Swift als „große Schwester“ für viele junge Frauen. | |
Jedoch atößen Swift-Fans auch auf Ablehnung. Glasenapp beobachtet: „Wofür | |
sich Teenagerinnen begeistern, ist die Aufregung nicht wert.“ Das zeige | |
sich auch beim Hype um den Barbie-Film. Seine Sorge: Eine | |
„Remaskulinisierung“ der Popkultur. | |
Bei der kulturwissenschaftlichen Diskussion geht es dann auch um Adorno. | |
Glasenapp nennt ihn einen „Untoten des Feuilletons“. Adorno hätte Taylor | |
Swift vermutlich gnadenlos kritisiert. Glasenapp warnt: „Wer Adorno ins | |
Spiel bringt, versucht oft, sich über andere zu erheben – und feminine | |
Kultur abzuwerten.“ (ab) | |
11:36 Uhr: „Schöne Tradition, super Ding“, Robert Habeck mit lobenden | |
Worten über das taz lab. Geschmeichelt wird dem [46][„Kanzler der Herzen“] | |
auf der nach ihm benannten Veranstaltung aber auch. Angesprochen auf eine | |
Petition, die bisher 450.000 Menschen unterschrieben haben, welche sich für | |
seinen Verbleib in der aktiven Politik eingesetzt, sagt er: „Es hat mich | |
wirklich berührt […] sonst säße ich jetzt nicht hier“. | |
Weniger nette Worte hat er für Schwarz-Rot übrig, die Koalition von CDU/CSU | |
und SPD. Es sei nicht zukunftsträchtig, wenn es 2029 auf eine | |
Kenia-Koalition hinauslaufen würde, falls es für Schwarz-Rot dann nicht | |
mehr reiche. | |
Zudem stellt Habeck fest, „die FDP ist nicht mehr existent“. Taz-Moderator | |
Peter Unfried liefert den Einwand, dass dann wahrscheinlich eine Koalition | |
von CDU und AfD möglich würde. Der Noch-Vizekanzler legt daraufhin seine | |
humorvolle Art ab. „Die politische Linke hat in Deutschland keinen | |
machtpolitischen Plan, während die politische Rechte in Deutschland seit | |
zehn Jahren einen Plan haben, den sie eisern verfolgen. […] Die einen | |
spielen nach den Regeln, die anderen brechen die Regeln – und werden | |
zunehmend weniger dafür sanktioniert“. (fh) | |
11:33 Uhr: Journalist Felix Lee und der Autor Marc Saxer diskutieren auf | |
dem Panel [47][„Kampf der Giganten: USA vs China“], moderiert von | |
taz-Parlamentskorrespondent [48][Stefan Reinecke], was es für die Welt | |
bedeutet, wenn die zwei Giganten China und die USA weiter aneinanderraten. | |
[49][Felix Lee] hinterfragt die Strafzölle Trumps gegen China. Seiner | |
Meinung nach würden sich die USA damit vor allem selbst schaden. | |
Marc Saxer unterstreicht, dass Trump zudem die acht Jahrzehnte lang | |
bestehende liberale Weltordnung zerstört, von der die USA bisher profitiert | |
hätten. Damit sorge die US-Regierung selbst für die Ablösung des US-Dollars | |
als Leitwährung. „In der Folge werden wir einer anderen Welt aufwachen“, so | |
Saxer. (bsz) | |
11:25 Uhr: Im Orangen Raum gibt es eine Live-Folge der Podcastreihe | |
Mauerecho der taz, [50][Folge: „Ost trifft West“.] Darin tauschen sich | |
Sarah Schröder der Organisation Perspektive Ost und Andreas Rosen von der | |
Stiftung Nord-Süd-Brücken über Engagement in Ost und West aus. Sie stellen | |
fest: So unterschiedlich ihre Voraussetzungen, so ähnlich ihre Motivation. | |
Der Einstieg ins Engagement begann für beide mit 14 Jahren. „Ich habe es | |
mir nicht ausgesucht“, sagt Schröder. In einem politisch eher rechts | |
geprägten Raum antifaschistisch aktiv zu werden, sei für sie eine | |
Notwendigkeit gewesen. Andreas Rosen hingegen hat sich frei für sein | |
Engagement entschieden. | |
Trotz ungleicher Ost-West-Spendenstrukturen zeigt sich: Der Wille, | |
gemeinsam Haltung zu zeigen, bleibt stark. Moderator Dennis Chiponda von | |
der taz Panter Stiftung führt warmherzig, selbstironisch und pointiert | |
durchs Gespräch. (cb) | |
10:59 Uhr: Bevor er die deutsche Atombombe forderte, soll sich Franz Josef | |
Strauss gewünscht haben, dass jedem Deutschen, der nochmal eine Waffe in | |
die Hand nehme, der Arm abfällt. | |
Heute, in einer Zeit von Waffenexporten und Friedensappellen, diskutiert | |
taz-Inlandsredakteur Pascal Beucker mit Besucher:innen am | |
Taz-Küchentisch über das Verhältnis der Deutschen zu Pazifismus. Wohin ist | |
der linksalternative Friedensdiskurs abseits der Wagenknecht'schen | |
Ostermärsche verschwunden? „Er ist wohl irgendwo in den Wirren interner | |
Machtkämpfe der Linkspartei und einem neuen grünen Selbstverständnis“, sagt | |
Beucker im Gespräch [51][„Pazifismus – eine Schönwetterhaltung?“], | |
moderiert vom [52][Journalisten Daniel Sagradov.] | |
Weiter geht es mit der Frage, wie mit ukrainischen Kriegsdienstverweigern | |
umgegangen werden sollte. Und mit einer Diskussion darüber, ob es | |
unbegrenzte Waffenlieferungen geben sollte. Jemand fragt: „Wieso wendet | |
sich die neue Groko von der Forderung einer atomwaffenfreien Welt ab?“ Die | |
Beiträge des Publikums zeigen, dass russische Angriffskrieg pazifistische | |
Gedanken und Strömungen nach wie vor auf die Probe stellt. (nad) | |
10:54 Uhr: Die Zeit für Nettigkeiten ist vorbei im Gespräch zwischen Luisa | |
Neubauer und Peter Unfried. Nach einem Monolog der Klimaschutzaktivistin | |
entgegnet der Moderator, „das ist mir jetzt ein bisschen zu | |
kirchentagsmäßig“. Der taz-Chefreporter sagt: „Es geht darum, dass man si… | |
an den Hebeln der Macht die Hände schmutzig macht“. Auf Demonstrationen mit | |
Schildern zu gehen, würde seiner Ansicht nach nicht reichen. | |
Der Widerstand in den USA gegen Trump sei nicht stark genug. „Das ist eine | |
unkomplete Analyse“, kontert Neubauer. Zustimmende Lacher aus dem Publikum. | |
Später einigen sich Unfried und Neubauer darauf, dass Schilder auf Demos | |
gut seien, es damit aber nicht getan sei. Das Gespräch endet verspätet und | |
versöhnlich. [53][Robert Habeck, für einige der „Kanzler der Herzen“], | |
wartet schon. (fh) | |
10:38 Uhr: „Warum halte ich eigentlich an dieser Demokratie fest? Hat es | |
mir irgendetwas gebracht? Nein!“, fragt sich Jana Hensel, zeit-Journalistin | |
und Autorin, bei „B.O.M – Berlin.Ost.Migrantisch“ auf der Podcastbühne im | |
Gespräch mit dem Sozialwissenschaftler Daniel Kubiak. Laut ihr seien das | |
völlig neue Fragen, die sich durch die Situation im Osten der Republik | |
ergeben. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Demokratie sich im Osten | |
erledigt hat“, sagt sie. Ihr Lösungsansatz: Die Ratlosigkeit loswerden und | |
erkennen, dass der Umgang mit der AfD in den letzten Jahre nicht | |
funktioniert hat. (neh) | |
10:36 Uhr: Die Stühle am Küchentisch sind besetzt, viele Leute stehen im | |
Kreis drumherum. Manchem WG-Party-Gastgeber mag die Frage auf der Zunge | |
liegen, ob nicht im Zimmer der Mitbewohner noch irgendwas ist, das zur | |
Sitzgelegenheit taugt. (abr) | |
10:35 Uhr: Beim Panel [54][„Wie schaffen wir das, Frau Neubauer?“] konnte | |
[55][taz-Chefreporter Peter Unfried] nur Luisa Neubauer begrüßen. Der | |
Soziologe und Autor Armin Nassehi musste krankheitsbedingt absagen. Die | |
Klimaschutzaktivistin sorgt mit sarkastischen Kommentaren für Lacher im | |
Publikum. Der Moderator kontert: „Diese Abgeklärtheit hilft doch auch | |
nicht“. Darauf die Aktivistin: „Ach, ich fahr ganz gut damit“. Dann wird … | |
inhaltlich. „Es nützt nichts, dass die Wissenschaft auf unserer Seite ist – | |
in einer Welt, in der mein Fakt genau so viel wert ist, wie deine Meinung“, | |
echauffiert sich Neubauer. (fh) | |
10:31 Uhr: „Das Motto ‚Weiter / Machen‘ ist genau richtig für dieses | |
Panel“, sagt Simone Schmollack, Meinungs-Ressortleiterin der taz zu Beginn | |
des Gesprächs [56][„Zehn Jahre ‚10 nach 8‘“] auf der Blauen Bühne. De… | |
nach zehn Jahren und mehr als 1.500 Texten stellte Zeit Online die | |
gleichnamige feministische Kolumne ein. Ein Schlag in die Magengrube sei | |
dies gewesen, sagt die Schriftstellerin und ehemalige „10 nach | |
8“-Redakteurin [57][Annett Gröschner]. „Überall Backlash – und dann kom… | |
Zeit Online und schafft uns ab.“ Ans Aufhören denken die „10 nach | |
8“-Autor:innen nicht. Zum Jubiläum gibt es eine Anthologie ausgewählter | |
Texte unter dem Titel „Politisch, poetisch, polemisch“. | |
Was „10 nach 8“ für Autor:innen bot, wird deutlich, wenn Katja | |
Artsiomenka, Professorin für Journalismus mit belarussischen Wurzeln, davon | |
erzählt, was ihr in anderen Publikationsplätzen fehle: „Raum, um Fragen | |
weiterzudenken“ und „Dialog“. Doch gerade das brauche es, um Diktaturen, | |
wie in Belarus, zu verstehen. (lla) | |
9:58 Uhr: Was derzeit in der Debatte um den bekannten Drogenumschlagsplatz | |
Görlitzer Park geschieht, bezeichnen sowohl Stefan Reinecke, Korrespondent | |
im Parlamentsbüro, als auch taz2-Ressortleitung Doris Akrap als „dümmlichen | |
Populismus“. Uneinig sind sie darüber, von wem dieser ausgeht: Vom | |
schwarz-roten Berliner Senat, der den Park in Kreuzberg vollständig | |
einzäunen und nachts abschließen will? Oder von der grünen | |
Bezirksregierung, die sich gegen diese Pläne stellt? | |
Reinecke und Akrap liefern sich in der [58][Live-Aufzeichnung des | |
„Bundestalks“] einen Schlagabtausch. Akrap, die schon lange nahe des | |
Görlitzer Parks lebt, schildert ihre Eindrücke: „Ich sehe den Menschen bei | |
der Verelendung zu. Ich halte den Vorschlag mit dem Zaun zunächst für | |
sinnvoll – einfach, weil es bisher nicht ausprobiert wurde.“ Sie | |
kritisiert, dass die links-progressive Szene aus übertriebener Vorsicht vor | |
Rassismus oder Diskriminierung gegenüber Drogendealern die dramatische Lage | |
im Park nicht ernst genug nehme. Ein Problem, das ihrer Meinung nach nicht | |
allein durch sogenannte Parkläufer gelöst werden könne. Reinecke hält | |
entschieden dagegen: „Der Zaun ist pure Symbolpolitik.“ (aho) | |
9:55 Uhr: Lohnt sich Klimaaktivismus noch? Einigkeit über die Antwort auf | |
diese Frage gibt es am Ende des von Susanne Schwarz moderierten Gesprächs | |
mit Aktivist und Politologe Tadzio Müller nicht. Er befürwortet | |
Klimaaktivismus nach wie vor, findet jedoch, dass die Zeit des | |
„appellativen Aktivismus“ vorbei ist. Seine langen, gesellschaftskritische | |
Monologe, werden ab und zu mit Zwischenrufen unterbrochen, werden von den | |
Zwischenrufen der Klima-Aktivistin Carla Hinrichs unterbrochen Position | |
einfordern. Sie hält dagegen: „Ich akzeptiere nicht, dass die Gesellschaft | |
ein Arschloch ist“. (fh) | |
9:48 Uhr: „Die israelische Demokratie ist erkrankt und wird aktiv | |
untergraben“, sagt Fania Oz-Salzberger, Historikerin und Autorin des Buchs | |
[59][„Deutschland und Israel nach dem 07. Oktober“]. Über die Frage, was | |
von Israels Selbstbild als einziger Demokratie im Nahen Osten übrigbleibt, | |
diskutiert sie mit David Issacharoff, Redakteur der israelischen | |
Tageszeitung Haaretz und taz-Redakteur Nicholas Potter im Livestream. „Die | |
Messlatte in der Region ist niedrig“, sagt [60][Potter]. | |
In seinen historischen Grenzen sei Israel seit Gründung im Jahr 1948 | |
demokratisch regiert worden, erklärt Oz-Salzberger. „Solange die Rechte der | |
Palästinenser:innen in den besetzten Gebieten systematisch | |
eingeschränkt würden, könne man nicht von einer vollwertigen Demokratie | |
sprechen“, führt die Historikerin fort. Für viele Israelis sei die | |
Situation der Palästinenser:innen „Welten entfernt“ – obwohl sie sich | |
nur zehn Kilometer entfernt abspiele, merkt Issacharoff an. | |
„Gleichzeitig sucht Netanjahu international den Schulterschluss mit | |
antisemitischen Kräften in Europa – wie Viktor Orbán, einem | |
Oldschool-Antisemiten“, sagt Potter. Fania Oz-Salzberger fordert die | |
Unterstützung der israelischen Zivilgesellschaft. „Deutsche Verantwortung | |
ist etwas anderes als blinde Solidarität“, sagt sie. (nad) | |
9:33 Uhr: Tadzio Müller im Gespräch [61][„Lohnt sich Klimaaktivismus | |
noch?“] mit taz-Redakteurin Susanne Schwarz: „Die deutsche Gesellschaft ist | |
eine fossilkapitalistische, spätimperiale Beutegemeinschaft. Ein | |
moralischer Sauhaufen, der auf eine Art und Weise lebt, der ein Affront | |
gegen die Menschenrechte ist.“ (taz) | |
9:31 Uhr: „Um kurz nach neun wollen sich schon so viele Menschen was über | |
Wirtschaft anhören“, sagt taz lab-Redakteurin Wilma Johannssen freudig und | |
lächelnd zu Beginn der Podiumsdiskussion [62][„Die Reichen zur Kasse!“]. | |
Mit Autor Sebastian Klein und Barbara Blaha, der Gründerin des Momentum | |
Instituts, spricht sie darüber, warum es dringend mehr Steuergerechtigkeit | |
braucht. | |
[63][Ex-Millionär Sebastian Klein] gibt zu: „Natürlich habe ich auch Tage, | |
an denen ich denke, dass ich mir gerne sofort ein Haus am Mittelmeer kaufen | |
würde“. Dennoch hat er 90 Prozent seines Vermögens gespendet. Denn er will | |
nicht mehr Teil des Problems, sondern Teil der Lösung zu sein. Dass in | |
Deutschland vier Familien mehr Reichtum besitzen als die Hälfte der | |
Bevölkerung, findet er ungerecht. (kr) | |
9:23 Uhr: [64][Wie umgehen mit dem Görlitzer Park?] In der Live-Version des | |
[65][taz-Podcasts „Bundestalk“] spricht taz-Redakteurin Doris Akrap mit | |
einer Anwohnerin über den Drogenkonsum und -handel vor Ort: „Wir haben ein | |
Epidemie-Problem, das größer ist – steile These –, als das Corona-Problem. | |
Das gilt es zu thematisieren.“ Gemeinsam mit Bernd Pickert, | |
taz-Auslandsredakteur und Stefan Reinecke, Korrespondent | |
taz-Parlamentsbüro, geht es außerdem um Frage, ob die Linke bei der inneren | |
Sicherheit versagt hat. „Der Eindruck, dass der Görlitzer Park von Crack | |
regiert wird, ist falsch“, meint Reinecke. Die Probleme des Görli würden | |
nicht durch Zäune und Polizeipräsenz gelöst, führt er fort. (lla) | |
9:19 Uhr: Gleich zu Beginn des taz labs geht am Küchentisch mit taz | |
lab-Kurator Jan Feddersen und Jurist [66][Murat Keyman] unter dem Titel | |
[67][„Murat ist kein deutscher Name. Bitte?“] in die Vollen. Diskutiert | |
wird Frage, wieso immer noch öffentlich oft vom „deutsch-türkischen“ | |
Juristen gesprochen und geschrieben wird. Keyman und Feddersen diskutieren, | |
was authentisch-deutsch ist. Denn Menschen wie Murat Kayman wird immer noch | |
zu oft die Fähigkeit abgesprochen, Deutsch-Sein zu definieren. | |
Obwohl der Jurist in Lübeck geboren wurde, werde er er nicht als | |
gleichwertig mit den „deutsch Geborenen“ angesehen, berichtet er. Deshalb | |
fragt sich Kayman: Wie kann man als Mensch, der sowohl migrantischer | |
Perspektive einbringt als auch in Deutschland geboren ist, auf die | |
Definition von Deutsch-Sein blicken? (bsz) | |
9:14 Uhr: „Jeder hat heute die Ressourcen, alles an der Front zu | |
dokumentieren“, sagt Investigativ-Jornalist Christian Mamo in der | |
Podiumsdiskussion [68][„How the internet can help bring war criminals to | |
justice“], moderiert von taz-Redakteurin [69][Johanna Treblin]. Gemeinsam | |
mit dem Juristen Arne Bardelle und der Forscherin Haneen Kebriteh erörtert | |
Mamo, wie Kriegsverbrechen so dokumentiert werden können, dass sie in | |
Gerichtsprozessen standhalten. (tk) | |
8:40 Uhr: taz lab-Kurator [70][Jan Feddersen] am Mikrofon. Er weist darauf | |
hin, dass heute im Vatikan die Beerdigung des Papstes stattfindet und | |
deswegen Noch-Kanzler Olaf Scholz nicht beim taz lab in Berlin sein kann. | |
Vertreten wird Scholz in Berlin von [71][Wolfgang Schmidt], Chef des | |
Bundeskanzleramts. (kla) | |
8:35 Uhr: Das lab-Team begrüßt die Gäste. Und wir erfahren: Es gibt einen | |
Food-Truck im Besselpark. Dort stellen sich auch zahlreiche Organisationen | |
vor. (kla) | |
8:15 Uhr: Gleich geht es los, das taz lab 2025. Wir freuen uns auf alle | |
Zuschauenden, die vor Ort und im Stream dabei sind und über unsere | |
spannenden Gäste, die heute den ganzen Tag über „weiter / machen“ spreche… | |
(taz) | |
7:45 Uhr: In 45 Minuten heißt es zum sechzehnten Mal: „Willkommen zum taz | |
lab!“ Seit 2009 findet der Kongress der taz statt. Neben Gesprächen mit | |
Politikern wie Robert Habeck, Ricarda Lang und Saskia Esken gibt es | |
Dutzende Gespräche mit Menschen aus allen Sparten des Lebens. Wer alles | |
kommt? [72][Mehr dazu hier]. Im [73][Programm] gibt es detallierte Infos | |
zum Tag und Tickets – für einen Zugang vor Ort und für den Stream | |
[74][hier]. Übrigens: Für den Hauptstream braucht man kein Ticket – er ist | |
live und für alle zugänglich. (kla) | |
Den Live-Ticker mit Inhalt versorgen die taz-Blogger*innen Cristina Beretta | |
(cb), Adrian Breitling (abr), Atessa Bucalovic (ab), Fridolin Haagen (fh), | |
Nicholas Hoffmann (neh), Anna Hollandt (aho), Tim Kemmerling (tk), Luca | |
Lang (lla), Kajo Roscher (kr), Nadim Sarfraz (nad), Raoul Spada (ras), | |
Björn Szesni (bsz), Lenja Vogt (lv) und Tobias Westphal (tw). | |
26 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Klaudia Lagozinski | |
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