Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Tag der Befreiung in Italien: Bella ciao!
> Mit Staatstrauer wollte die rechte Regierungschefin Meloni Feiern zum Tag
> der Befreiung unterdrücken. Doch die Antifaschisten triumphierten.
Bild: Rote Nelken gegen Rechts: In Rom feiern Demonstrierende den Tag der Befre…
Der 25. April ist nicht irgendein Tag in Italien, sondern die Festa della
Liberazione, das Fest der Befreiung. Jährlich feiern die Italiener das Ende
der Terrorherrschaft der deutschen Nazibesetzer und der mit ihnen
kollaborierenden Mussolini-Faschisten im Jahr 1945.
Für die in Rom regierende radikal rechte [1][Giorgia Meloni,] für ihre
postfaschistische Partei Fratelli d’Italia gab es an diesem Tag nie etwas
zu feiern. Eher schon kann man sagen, dass ihnen das Fest der Befreiung
gehörig stinkt. Somit fügte sich der Papsttod, müssen sich Meloni und ihre
rechte Bagage gedacht haben, doch wunderbar, um endlich den Deckel auf den
antifaschistischen Gedenktag zu setzen.
Doch die italienische Bevölkerung hat mal wieder bewiesen, wie wichtig und
wirksam ein Aufbegehren gegen eine radikal rechte Regierung sein kann. Denn
Melonis Plan ging nicht auf.
## Verlängerte Staatstrauer
Ihre Regierung ordnete gleich eine fünftägige [2][Staatstrauer für Papst
Bergoglio] an, vom 22. bis zum 26. April. Das gab es noch nie, die längste
Staatstrauer für einen toten Papst hatte zuvor nie mehr als drei Tage
überschritten.
Und als wäre das noch nicht genug, trat letzten Dienstag nach der
Kabinettssitzung Zivilschutzminister Nello Musumeci, der über die
Jahrzehnte immer wieder als Faschismusnostalgiker aufgefallen war, vor die
Presse, um großherzig zu erklären, „alle Feierlichkeiten“ zum 25. April
seien „selbstverständlich gestattet“, jedoch unter der Vorgabe, dass sie
„voller Nüchternheit“ stattfänden. Später legte er nach, er meine damit,
dass „entfesselte Tänze und Gesänge“ unterbleiben sollten.
Doch die linken Stimmen ließen sich nicht unterkriegen: Ein gehöriger
Shitstorm, von linken Politiker*innen genauso wie auf Social Media, war
die Folge. „Es ist ja nicht so, dass wir am 25. April trinken“, ätzte der
Vorsitzende des linken Gewerkschaftsbunds CGIL, Maurizio Landini. Und in
vielen viral gehenden Memes wurde konstatiert, Minister Musumeci habe
offenbar den Befreiungstag noch nie mitgefeiert, er verwechsele „den 25.
April mir Karneval“.
Vor Ort schikanierten zahlreiche rechte Bürgermeister*innen den
Partisanenverband ANPI und andere Veranstalter. In Romano di Lombardia
wurde das Singen von „Bella ciao“ verboten, in Cinisello Balsamo
behauptete der Bürgermeister, die Kapelle habe freiwillig auf das Lied
verzichtet – das Publikum antwortete mit einem Pfeifkonzert.
## Proteste trotz Schikane
In Genzano verbot der Bürgermeister Umzug und Kundgebung der ANPI und
erlaubte nur eine Kranzniederlegung. In Ascoli Piceno musste eine Bäckerin
wegen eines Transparents zum 25. April ihre Personalien angeben.
Insgesamt aber ging der Schuss nach hinten los. Quer durchs Land kamen so
viele Menschen wie nie in den letzten Jahren zu den antifaschistischen
Kundgebungen. In Mailand demonstrierten je nach Schätzungen zwischen
60.000 und 90.000 Personen, und auch in Rom waren Zehntausende auf der
Straße.
Auf Hunderten Befreiungsfesten quer durchs Land, in den großen Städten
genauso wie in kleinen Dörfern, wurde aus voller Kehle „Bella ciao“
geschmettert.
Giorgia Meloni und Minister Musumeci ist das alles entgangen. Meloni tat
nur das Nötigste und legte am Morgen gemeinsam mit dem Staatspräsidenten
Sergio Mattarella in Rom einen Kranz am Grabmal des unbekannten Soldaten
ab. Musumeci dagegen erklärte: „Wie jedes Jahr gehe ich in die Kirche, um
für alle Opfer dieser nationalen und internationalen Tragödie zu beten.“ So
stellt er ausgerechnet den Freudentag der Befreiung als Tragödie dar – und
zeigt erneut, dass sein Herz rechts außen schlägt.
27 Apr 2025
## LINKS
[1] /Giorgia-Meloni/!t5882081
[2] /Beisetzung-von-Papst-Franziskus/!6084892
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Italien
Giorgia Meloni
Schwerpunkt Tag der Befreiung
Antifaschismus
Papst Franziskus
GNS
Papst Franziskus
Faschismus
Faschismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Beisetzung von Papst Franziskus: Ein Papst für Alle
250.000 Menschen begleiten Papst Franziskus auf seiner letzten Reise. Sein
Einsatz für die Armen und Ausgeschlossenen prägten sein Image und auch
seinen Abschied.
Feiertage in Italien: Die Rechten quälen sich ab
Die Feiertage 25. April und 1. Mai werden in Italien traditionell von
Linken gefeiert. Seit Oktober regiert die rechte Meloni im Land. Und nun?
75 Jahre Befreiung Italiens vom Faschismus: Pfade der Gerechten
Giacomina Castagnetti hat Deserteure versteckt. Francesco Bertacchini
bekämpfte die Deutschen mit der Waffe. Heute führen sie über die
Partisanenpfade.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.