Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ausbildungsstandort Berlin: Azubi-Ticket hängt in der Schwebe
> Azubis könnten im Herbst ohne günstiges ÖPNV-Angebot dastehen. Der Senat
> sieht darin kein großes Problem, die Linken fordern schnelle Abhilfe.
Bild: Wer kommt eher? Bahn oder Ticket?
Berlin taz | Der Senat stellt Berlin gerne als attraktiven
Ausbildungsstandort dar. Kein Wunder, denn der Bedarf ist groß: Bis zu
90.000 Fachkräfte fehlen laut Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) in der
Hauptstadt. Um dagegen vorzugehen, hat Berlin etwa [1][eine
Fachkräftestrategie beschlossen] und ein „Bündnis für Ausbildung“
geschmiedet. 2.000 zusätzliche Ausbildungsplätze will der Senat bis August
dieses Jahres geschaffen haben.
Um eine Ausbildung machen zu können, müssen Azubis aber auch kostengünstig
zu ihren Betrieben kommen. Derzeit können sie dies noch mit dem
Azubi-Ticket des Verkehrsbund Berlin-Brandenburg (VBB) für 34,50 Euro
monatlich. Doch ausgerechnet die Zukunft dieses Tickets lassen CDU und SPD
nun in der Schwebe hängen, wie aus einer Anfrage der Linken-Abgeordneten
Damiano Valgolio und Kristian Ronneburg hervorgeht, die der taz exklusiv
vorliegt.
Das Aus für das bestehende Angebot wurde bereits im vergangenen Jahr
beschlossen, bereits seit Dezember kann das maximal ein Jahr gültige Ticket
nicht mehr erworben werden. Der Senat hatte allerdings ein Nachfolgeangebot
auf Grundlage des Deutschlandtickets in Aussicht gestellt, wie es dies auch
für Studierende gibt, die für monatlich 29,40 Euro Öffis fahren. Auf den
Stand der Umsetzung angesprochen, räumt die Verkehrsverwaltung nun ein,
dass „bislang noch keine endgültigen Festlegungen zur Finanzierung der
notwendigen Zuschüsse getroffen werden“ konnte.
Grundsätzlich bestehe in den Landesregierungen Berlin und Brandenburg zwar
Einigkeit über eine gemeinsame Nachfolgelösung in Form eines
Azubi-Deutschlandtickets für 34,50 Euro monatlich. Doch ein entsprechendes
Memorandum of Understanding zwischen dem VBB, der Berliner Handwerkskammer
und der Industrie- und Handelskammer sei bisher noch nicht unterzeichnet
worden – wegen der „noch offenen Fragen zur Finanzierung“, wie die
Verkehrsverwaltung schreibt.
## Senat sieht kein großes Problem
Der arbeitspolitische Sprecher der Linken, Damiano Valgolio, findet das
„absurd“. Das Azubi-Ticket sei ein einfacher Weg, mit „überschaubaren
Mitteln“ die Ausbildung in Berlin attraktiver zu machen. „Die Vergütung von
Azubis ist oft viel zu niedrig, die Mieten sind für viele nicht bezahlbar.
Günstige Nahverkehrsangebote sind da essenziell, damit die Leute in Berlin
ihre Ausbildung aufnehmen können“, so Valgolio. Gebe es bis zu Beginn des
neuen Ausbildungsjahres im Herbst kein neues Angebot, sei klar, „dass mehr
Jugendliche keine Ausbildung aufnehmen oder ihre laufende Ausbildung
abbrechen werden.“
Auf das Szenario angesprochen, dass Azubis im Herbst ohne günstiges Ticket
dastehen könnten, verweist die Verkehrsverwaltung auf die bestehenden
Angebote: Etwa auf die [2][regulären Tarife für Auszubildende des VBB], die
allerdings allein für den Berliner Bereich AB im Abo 52,20 Euro kosten, mit
der Umland-Tarifzone C sogar 75,30 Euro – also weit mehr, als das bisherige
Azubiticket. Auch auf das reguläre Deutschlandticket (58 Euro) und die für
Arbeitgeber nicht verpflichtende Möglichkeit, ein „Deutschlandticket Job“
für 40,60 Euro anzubieten, wird verwiesen. Wer wohngeldberechtigt ist, habe
Anspruch auf das Sozialticket in Höhe von 19 Euro monatlich.
Linken-Politiker Valgolio rechnet damit, dass im Schnitt auf Azubis eine
Mehrbelastung von etwa 20 Euro monatlich zukommt – dabei müssten Azubis
[3][schon heute „jeden Euro zweimal umdrehen“], beklagt er. Die
Senatsverwaltung sieht das entspannter. Man gehe nicht davon aus, „dass
Menschen in Berlin und Brandenburg die Entscheidung über die Aufnahme einer
Ausbildung von der Umsetzung eines Nachfolgeangebotes für das VBB-Abo Azubi
abhängig machen“, schreibt die Verwaltung.
21 Apr 2025
## LINKS
[1] /Fachkraeftemangel-in-Berlin/!6022568
[2] https://www.vbb.de/tickets/schueler-auszubildende/monatskarte-auszubildende/
[3] /Ausbildungsreport-Berlin-Brandenburg/!6070289
## AUTOREN
Timm Kühn
## TAGS
Azubis
Schwarz-rote Koalition in Berlin
Ausbildung
BVG
VBB
ÖPNV
ÖPNV
Ausbildung
Ausbildung
Ausbildung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Rückkehr zum alten Berlin-Pass gefordert: Stigmatisiert – weil arm
Der Umgang mit dem Sozialticket ist ein Verstoß gegen das
Diskriminierungsverbot, meint die LADG-Ombudsstelle. Das Verfahren wäre
diskriminierend.
Wohnraum für Auszubildende in Berlin: 600 Euro Miete bei 400 Euro Gehalt
Auszubildende in Berlin leiden unter den hohen Mieten. Sie fordern vom
Senat Wohnheime und Unterstützung. Die Arbeitssenatorin mahnt zur Geduld.
Ausbildungsreport Berlin-Brandenburg: Lehrjahre sind Mangeljahre
Die Zufriedenheit von Auszubildenden in Berlin und Brandenburg ist auf
einem Rekordtief. Es fehlt an Betreuung, Gehalt und Mitbestimmung.
Bremer Ausbildungsfonds kann kommen: Ausbilden wird bald belohnt
Die Bremer Ausbildungsumlage ist verfassungsgemäß, sagt der
Staatsgerichtshof. Wegen einer Sonderregel für Kirchen war die Entscheidung
knapp.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.