# taz.de -- Elektronische Patientenakte: Tempo vor Sicherheit | |
> Die alte Koalition will die ePA noch schnell auf den Weg bringen. | |
> Zweifelhaft ist, ob tatsächlich alle Sicherheitslücken gestopft sind. | |
Bild: Soll mit Sicherheitslücken an den Start: die elektronische Patientenakte | |
Es sieht aus, als wollte der Gesundheitsminister auf den letzten Metern der | |
geschäftsführenden Koalition noch schnell einen Erfolg vorweisen. Ein paar | |
Tage bevor sich Friedrich Merz zum Kanzler wählen lassen will, soll sie nun | |
bundesweit starten: die elektronische Patientenakte (ePA). Darin werden die | |
Gesundheitsdaten von gesetzlich Versicherten, sofern diese nicht | |
widersprochen haben, patientenbezogen gesammelt. Für Ärzt:innen gibt es | |
spätestens ab Herbst Sanktionen, wenn sie die ePAs ihrer Patient:innen | |
nicht wie vorgesehen befüllen. | |
„Die intensive Testung hat gezeigt, dass die Technik einsatzbereit ist“, | |
heißt es in einem Brief des Gesundheitsministers, [1][den das Portal | |
netzpolitik.org veröffentlicht hat]. Nun kann man das Wort „einsatzbereit“ | |
unterschiedlich interpretieren. | |
Immer wieder werfen Firmen Software auf den Markt, die doch nicht so stabil | |
läuft oder sogar Sicherheitslücken hat, die mit etwas mehr Vorlauf leicht | |
behebbar gewesen wären. Bananensoftware wird so etwas genannt – reift bei | |
den Kund:innen. Doch im Unterschied zu dem Obst hilft bei IT-Systemen | |
leider kein Ethylen, damit das Produkt endlich genießbar ist. | |
Bei der ePA äußern Expert:innen Zweifel daran, dass tatsächlich alle | |
Sicherheitslücken gestopft sind, die zwei Forscher:innen im Dezember | |
publik gemacht hatten. Es scheint, dass hier Geschwindigkeit vor Sicherheit | |
geht. Und das ist fatal: Schließlich betrifft es Millionen von gesetzlich | |
Versicherten mit ihren Gesundheitsdaten. | |
## Versicherte wissen nicht, was auf sie zukommt | |
Viele Versicherte sind sich nicht einmal dessen bewusst, dass Ärzt:innen | |
künftig Befunde, Diagnosen und Untersuchungsergebnisse in die digitale Akte | |
stellen, und dass andere Behandler:innen darauf zugreifen können. Das | |
zeugt entweder von Desinteresse – oder von einem großen Vertrauen in das | |
Gesundheitssystem. | |
Was passieren kann, zeigt etwa der Blick nach Dänemark: [2][Nach einem | |
Cyberangriff sind hier Anfang Dezember] detaillierte Patientendaten | |
veröffentlicht worden. Vertrauen reicht nicht, um so etwas zu verhindern. | |
16 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://netzpolitik.org/2025/bundesgesundheitsministerium-elektronische-pat… | |
[2] /Sicherheit-von-Gesundheitsdaten/!6060190 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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