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# taz.de -- Neues Album und Tour von The Wombats: Reflexion per Sprachnachricht
> Skinny-Jeans-Revival für sensible Millennials: The Wombats’ neues Album
> „Oh! The Ocean“ fängt die generationstypische Unsicherheit gelungen ein.
Bild: Die Indie-Band als stabile Konstante in einer höchst fragilen Welt: The …
The Wombats, eine dieser [1][irgendwie-Indie-Bands] mit „The“ im Namen,
sind für manche Millennial-Hipster, die in den Zweitausendzehnerjahren
Teenager waren, für immer cool geblieben. Das Alternative-Rock-Trio,
bestehend aus Gitarrist Matthew „Murph“ Murphy, Drummer Dan Haggis und
Bassist Tord Øverland-Knudsen, startete vor mehr als 20 Jahren in Liverpool
und ist erstaunlicherweise bis heute in gleicher Konstellation aktiv.
Mit ihrem Debütalbum „A Guide to Love, Loss & Desperation“ (2007)
etablierten sie ihren Stil: dynamische Gitarrenriffs, ironische Texte,
eingängige Melodien. Mit „Fix Yourself, Not the World“ standen sie 2022 auf
Platz Eins der UK-Charts. Schon damals verarbeiteten die [2][Wombats]
Themen wie selbstfahrende Autos, Reizüberflutung und NFTs in ihren Songs.
Auf ihrem neuen Album „Oh! The Ocean“ hört man den gewohnt heiteren
Upbeat-Sound mit kratziger E-Gitarre, kombiniert mit Texten, die gut zur
krisenhaften Gegenwart passen.
Trotz aller thematischer Ernsthaftigkeit gehen auch auf diesem Album
rhetorische Leichtigkeit und Ironie nicht verloren. Es scheint, als wäre
die Band mit ihren Fans gealtert. The Wombats verpacken die auf Social
Media diskutierten Macken der Millennials in Songs, die so klingen, als
wären sie deren Jugend entsprungen. In „Can’t Say No“ geht es um People
Pleasing, die Eigenschaft, es allen recht machen zu wollen, die begleitet
von Synthie, rauschigem Schlagzeug und E-Gitarre mit energisch-hoher Stimme
und langgezogenen Tönen besungen wird.
## Glaubwürdige Räume zum Nachdenken
Sänger Murphy spielt bewusst mit den Sorgen und Themen, die heute
erwachsene Millennials umtreiben. „Sorry I’m late, I didn’t wanna come“…
zugleich eine Ode an Self-Care und Kritik an der Überindividualisierung.
Der Song „Blood on the Hospital Floor“ wirkt wie Pseudopsychologie. Die
Rastlosigkeit von Endzwanzigern greift er mit der Zeile „back and forth
from coast to town“ auf. Mit vielem, was er singt, wirkt Murphy wie ein
alter Schulfreund, der seine aktuellen Herausforderungen per
Sprachnachricht reflektiert.
Genau darin liegt die Stärke des Albums: Es schafft Räume zum Nachdenken
und klingt dabei glaubwürdig. Die Songs pendeln zwischen
Social-Media-Wirklichkeit und tatsächlicher Lebensrealität ihrer
Zielgruppe: „Reality Is A Wild Ride“ fasst ein weiterer Songtitel diese
Ambivalenz prägnant zusammen. Zukunftsängste kommen in „Can’t Say No“,
mentale Gesundheit in „My Head is Not My Friend“ zur Sprache.
Auch Nostalgie und das Gefühl, dass früher alles einfacher war, klingen
durch: „[3][I’d give all of it away for one fucking peaceful day]“.
Beschäftigung mit der Psyche ist ein Fortsetzungsthema für die Band: Schon
2011 sangen The Wombats in „Anti-D“ offen über Antidepressiva. Matthew
Murphy sprach in den Medien über seine Erfahrungen mit Depression – und
trug damit früh zur Entstigmatisierung psychischer Krankheiten bei.
„Oh! The Ocean“ fängt die trübe Lage gut ein: Desillusioniert stellen The
Wombats fest, dass das Leben trotz zunehmender Reife nicht unbedingt
einfacher wird oder wie „Murph“ in „Swerve (101)“ auf den Punkt bringt:
„I’m too young, I’m too old to figure it out“. The Wombats bleiben lieb…
unentschieden, nicht zu viel und nicht zu wenig, ein bisschen an sich
selbst zweifelnd – genau wie ihre Hörer.
Musikalisch fällt die Musik des neuen Albums jedoch leicht hinter die
Songtexte zurück: Das letzte Album, das experimenteller inszeniert war und
dessen Songs schneller ins Ohr gingen, kam besser. Trotzdem gelingt es
ihnen, ein generationstypisches Lebensgefühl einzufangen und musikalisch zu
begleiten.
31 Mar 2025
## LINKS
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[3] /Millenials-ohne-Midlife-Crisis/!6004616
## AUTOREN
Klaudia Lagozinski
## TAGS
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