# taz.de -- Prozess gegen Frankreichs Ex-Präsidenten: Sieben Jahre Haft für S… | |
> Die Staatsanwaltschaft glaubt genug Beweise dafür zu haben, dass Nicolas | |
> Sarkozy seinen Wahlsieg 2007 mit Bestechungsgeldern aus Libyen finanziert | |
> hat. | |
Bild: Nicolas Sarkozy am Donnerstag bei seiner Ankunft im Gericht | |
Paris taz | Hat der frühere französische Staatschef Nicolas Sarkozy | |
womöglich die Präsidentenwahl 2007 nur dank Bestechungsgeldern in | |
Millionenhöhe aus Libyen gewonnen? Diesen schweren Verdacht äußern die drei | |
Staatsanwälte am Ende der Verhandlungen gegen Sarkozy, der bereits in | |
anderen Fällen gerichtlich verurteilt worden war und deshalb [1][mit seiner | |
elektronischen Fußfessel] im Gerichtssaal erscheinen musste. | |
Nach einem dreitägigen Plädoyer hat die Staatsanwaltschaft am Donnerstag | |
einen Schuldspruch, eine Haftstrafe von sieben Jahren sowie 300.000 Euro | |
Geldstrafe gefordert. Gefängnisstrafen verlangen die Kläger auch für die | |
Mitangeklagten, unter ihnen Claude Guéant – Sarkozys „graue Eminenz“ und | |
rechte Hand während der Präsidentschaft von 2007 bis 2012 – sowie | |
Ex-Innenminister Brice Hortefeux. | |
Für die Anklage, die an Sarkozys Schuld keine Zweifel hat, verbirgt sich | |
hinter der Fassade eines respektablen Staatsmanns „die Silhouette eines von | |
seinem persönlichen Ehrgeiz verzehrten Mannes, der bereit ist, auf dem | |
Altar der Macht alle wesentlichen Grundwerte zu opfern“. | |
Mit diesen Worten wandte sich Staatsanwalt Quentin Dandoy an den | |
Ex-Präsidenten, der nach wie vor seine Unschuld beteuert und die | |
Verdächtigung, er habe mit dem libyschen Oberst Muammar Gaddafi einen | |
„unerhörten, unglaublichen und verwerflichen“ Bestechungspakt geschlossen, | |
als „infame Lüge“ bezeichnet. | |
## Zahlreiche Überweisungen | |
Die Anklage ist hingegen überzeugt, in diesem wochenlangen Prozess | |
ausreichend belegt und bewiesen zu haben, [2][dass Sarkozy „der wahre | |
Auftraggeber eines Bestechungspakts“ mit dem libyschen Machthaber und | |
dessen engstem Vertrauten gewesen sei]. Eingefädelt hatten die Kontakte | |
Vermittler wie Ziad Takkieddine, der sich heute im Libanon aufhält, und | |
Alexandre Djouhri. | |
Belegt sind zahlreiche Überweisungen von libyschen Geldern auf | |
Offshore-Konten von Sarkozys Vertrauten, die dies wie auch zahlreiche | |
inoffizielle Besuche in Libyen nicht abstreiten können. Auch erhielten | |
einige von ihnen luxuriöse Geschenke. Vor allem Guéant und Hortefeux waren | |
bei der Befragung vor Gericht deswegen in arge Erklärungsnot geraten. Die | |
Gelder in Millionenhöhe sollen der heimlichen Finanzierung der | |
Präsidentschaftskampagne gedient haben. | |
Als direktes Beweismittel für die auf höchster Ebene vereinbarte Korruption | |
legte die Staatsanwaltschaft dem Gericht die Aufzeichnungen des früheren | |
Premiers und Erdölministers Choukri Ghanem vor. Dieser war 2012 in Wien | |
unter mysteriösen Umständen in der Donau ums Leben gekommen. | |
Fast per Zufall stieß die holländische Polizei ein Jahr später auf einen | |
Koffer, in dem sich neben anderen persönlichen Gegenständen auch Hefte mit | |
Ghanems handschriftlichen Aufzeichnungen der Jahre 2006 und 2012 befanden. | |
Diese wurden an die französischen Justizbehörden weitergeleitet. | |
## Unglaublicher Pomp | |
Darin steht unmissverständlich, dass Gaddafis Kabinettchef Bachir Saleh | |
Ghanem im Detail verraten habe, wer wie viel aus dem engsten Umfeld | |
Gaddafis für die Unterstützung Sarkozys gegeben habe: Sein Sohn | |
Saïf-al-Islam drei Millionen, Geheimdienstchef Abdallah Senoussi zwei | |
Millionen und Saleh selber 1,5 Millionen Euros. | |
Dass Sarkozy kurz nach seiner Wahl 2007 den bereits international | |
geächteten libyschen Oberst mit unglaublichem Pomp in Paris empfing und ihm | |
neben diversen Handelsverträgen auch noch ein Atomkraftwerk verkaufen | |
wollte, hatte damals für Überraschung und Empörung gesorgt. Heute wirkt | |
diese plötzliche Herzlichkeit belastend. | |
Auch kreidet die Staatsanwaltschaft dem Hauptangeklagten an, er habe | |
versucht, einen internationalen Haftbefehl gegen Senoussi auszusetzen. | |
Dieser Haftbefehl war wegen Senoussis mutmaßlicher Verantwortung für ein | |
Attentat auf eine Maschine der französischen Gesellschaft UTA im Jahr 1989 | |
erlassen worden. Dabei waren 170 Menschen getötet worden. | |
## Keine Rücksicht | |
Der Bestechungspakt und die illegale Wahlfinanzierung seien aber | |
ausreichend beweisen und die Erbringung von Gegenleistungen durch Sarkozy | |
müsse nicht zwingend bewiesen werden, machte der Staatsanwalt geltend. In | |
seinem Strafantrag wollte er keine Rücksicht auf die Prominenz der | |
Angeklagten nehmen. | |
Sarkozy, der sich wie seine Mitangeklagten bis zu einer Verurteilung in | |
dieser Sache auf die Unschuldsvermutung berufen darf, reagierte mit einem | |
Communiqué auf den Strafantrag und versicherte, er werde weiterhin dafür | |
kämpfen, dass die „Wahrheit“ an den Tag komme. Das Plädoyer von Sarkozys | |
Verteidigern ist für den 8. April angesetzt. | |
28 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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