| # taz.de -- Klage gegen Solidaritätszuschlag: Der Soli bleibt | |
| > Die Abgabe darf auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung bleiben, urteilt | |
| > das Bundesverfassungsgericht. Die Union fordert nun Steuersenkungen. | |
| Bild: Die Richter in Karlsruhe haben entschieden | |
| Karlsruhe (dpa) | – [1][Im Streit über die vollständige Abschaffung des | |
| Solidaritätszuschlags sind sechs FDP-Politiker in Karlsruhe gescheitert.] | |
| Das Bundesverfassungsgericht wies eine Verfassungsbeschwerde gegen die | |
| umstrittene Abgabe zurück. Der Bund verzeichne weiterhin einen durch die | |
| Wiedervereinigung bedingten zusätzlichen Finanzbedarf, so das Gericht. (Az. | |
| 2 BvR 1505/20) | |
| Eine solche Ergänzungsabgabe dürfe jedoch nicht zeitlich unbegrenzt erhoben | |
| werden, betonte der Senat. Den Gesetzgeber treffe eine | |
| „Beobachtungsobliegenheit“. Eine solche Abgabe könnte verfassungswidrig | |
| werden, sobald der zuvor festgestellte Mehrbedarf wegfällt. | |
| Hätten die Karlsruher Richterinnen und Richter gegen den Soli entschieden, | |
| hätte das für den Bundeshaushalt wohl schwere Konsequenzen gehabt. Denn für | |
| dieses Jahr sind im bisherigen Haushaltsentwurf Soli-Einnahmen von 12,75 | |
| Milliarden Euro fest verplant – die dann womöglich hätten wegfallen müssen. | |
| Das Bundesverfassungsgericht hätte außerdem entscheiden können, dass der | |
| Staat Einnahmen aus dem Solidaritätszuschlag der vergangenen Jahre | |
| zurückzahlen muss. Das wären seit 2020 um die 65 Milliarden Euro gewesen. | |
| ## Finanzbedarf durch deutsche Einheit? | |
| Die FDP-Beschwerdeführer hatten argumentiert, der mit den Kosten für die | |
| Wiedervereinigung begründete Zuschlag sei mit Auslaufen des Solidarpakts II | |
| Ende 2019 verfassungswidrig geworden. Im Solidarpakt hatte der Bund den | |
| ostdeutschen Bundesländern besondere Transferleistungen zugewiesen. Zudem | |
| kritisierten die FDP-Politiker, dass durch den Soli Bezieher | |
| unterschiedlicher Einkommen ungleich behandelt würden. Auch dies wies das | |
| Gericht zurück. Ein Verstoß gegen den allgemeinen Gleichheitssatz liege | |
| nicht vor. | |
| Seit 2021 müssen nur noch Besserverdienende, Unternehmen und Kapitalanleger | |
| den Solidaritätszuschlag zahlen, für 90 Prozent der Steuerpflichtigen wurde | |
| er damals abgeschafft. Dem Institut der deutschen Wirtschaft zufolge | |
| zahlten zuletzt noch rund sechs Millionen Menschen sowie etwa 600.000 | |
| Kapitalgesellschaften den Soli. Er wird als Zuschlag auf die Einkommens- | |
| und Körperschaftsteuer sowie Kapitalerträge erhoben und beträgt 5,5 Prozent | |
| der jeweiligen Steuer. | |
| Der Bund hatte den Solidaritätszuschlag in der mündlichen Verhandlung im | |
| November verteidigt und argumentiert, durch die Folgen der | |
| Wiedervereinigung ergebe sich noch heute ein erhöhter Finanzbedarf. Die | |
| Verteidiger des Soli hinterfragten zudem, ob eine Ergänzungsabgabe | |
| überhaupt zwangsläufig nur der Deckung einer bestimmten, ursprünglich | |
| definierten Finanzlast dienen darf. | |
| ## Union will Steuern senken | |
| Die Union hält nun nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum | |
| Solidaritätszuschlag Steuerentlastungen dringend für nötig. „Wir | |
| akzeptieren das Urteil. Gleichwohl bräuchten wir jetzt dringend steuerliche | |
| Entlastungen für die Unternehmen und für die arbeitende Mitte, damit der | |
| Standort Deutschland im internationalen Vergleich wieder wettbewerbsfähig | |
| wird und wir auf einen Wachstumskurs zurückkehren“, sagte | |
| Haushaltspolitiker Mathias Middelberg (CDU) der Deutschen Presse-Agentur | |
| (dpa). | |
| CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sagte der dpa, der Korrekturbedarf | |
| bei der Einkommens- und Körperschaftsteuer sei nach dem Urteil unverändert | |
| groß und dringlich. „Jetzt ist die Bundespolitik gefordert, die notwendige | |
| steuerliche Entlastung auf den Weg zu bringen.“ | |
| Die Union hatte im Wahlkampf eine Abschaffung des restlichen | |
| Solidaritätszuschlags gefordert, der aktuell noch von Besserverdienern und | |
| vielen Unternehmen gezahlt wird. [2][Zugleich wäre das aber eine große | |
| Herausforderung für eine schwarz-rote Bundesregierung gewesen] – denn in | |
| den Koalitionsverhandlungen tun sich die Unterhändler beim Sparen gerade | |
| ohnehin schwer. | |
| 26 Mar 2025 | |
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