Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Klage gegen Pestizid: Tausendfach klimaschädlicher als CO2
> Drei Umweltorganisationen klagen gegen die Zulassung des Insektentöters
> ProFume. Die Klimafolgen seien bei der Zulassung nicht berücksichtigt
> worden.
Bild: ProFume ist ein Begasungsmittel und wird unter anderem dafür eingesetzt,…
Berlin taz | Am Donnerstag hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit
Unterstützung vom Umweltinstitut München und der Umweltorganisation
Protect the Planet eine Klage gegen das Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL) eingereicht. Der Vorwurf: Bei der Verlängerung
der Zulassung des Pestizids ProFume wurden Klimafolgen bisher nicht
berücksichtigt.
Das widerspreche dem Gebot, Klimaschutz bei allen behördlichen
Entscheidungen zu berücksichtigen, betont die Rechtsanwältin, Caroline
Douhaire, die die DUH in dem Verfahren vertritt. [1][Mit der Klage wollen
die Umweltorganisationen ein Verbot des Pestizids erreichen.]
ProFume ist ein Begasungsmittel und wird unter anderem dafür eingesetzt,
Holzstämme vor dem Export von Insekten zu befreien. Laut den Organisationen
ist das Gas, welches zu 99,8 Prozent aus dem Wirkstoff Sulfurylfluorid
besteht, bis zu 7.500-mal klimaschädlicher als das Treibhausgas CO₂.
## Brandbeschleuniger der Klimakrise
Sie sagen, dass allein 2022 die deutsche Sulfurylfluorid-Emission rund 3
Millionen Tonnen CO₂ entsprach. Das ist in etwa so viel wie die jährlichen
Emissionen einer Stadt der Größe Gelsenkirchens. „Sulfurylfluorid ist ein
Brandbeschleuniger der Klimakrise“, sagt der politische Geschäftsführer des
Umweltinstituts München, Fabian Holzheid.
Weder der Hersteller des Mittels ProFume noch Behörden, Gesetzgeber oder
Begasungsfirmen würden bisher wirksame Maßnahmen ergreifen, um den durch
das Gas entstehenden Klimaschaden zu begrenzen, betont der
Bundesgeschäftsführer der DUH, Jürgen Resch. [2][Deshalb seien die
Umweltorganisationen zum Schutz von Umwelt und Klima dazu gezwungen, eine
Klage einzureichen.]
Die Klage geht gegen das BVL, da diese zuletzt im Herbst 2024 die Zulassung
für ProFume verlängerte. Klimawirkungen habe das BVL bei der Entscheidung
allerdings überhaupt nicht berücksichtigt, sagt Hauke Doerk, Referent für
Energiepolitik des Umweltinstituts München, der taz.
Es gebe schon längst einen Blumenstrauß an möglichen nachhaltigeren
Verfahren, etwa Wasserlagerung, die thermische Behandlung oder das
Druckexpansionsverfahren. Solange ProFume erlaubt bleibt, gäbe es jedoch
sowohl aus logistischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen keinen
Anreiz, auf diese auszuweichen.
## Bepreisung der Klimafolgeschäden fehlt
Am Ende sei es eine Frage des Preises – „die Nutzung von ProFume ist
momentan das günstigste Produkt“, sagt Markus Raschke, von Protect the
Planet, der taz. [3][Würde man die zukünftigen Kosten der Klimaschäden,
welche durch das Pestizid entstehen, mit in den Preis einrechnen, schießt
der Preis in die Höhe.]
„Mit einer Emissionsbespreisung würde niemand dieses Gas benutzen“, so
Doerk. Es wäre viel zu teuer, vermutlich etwa 5-mal so teuer wie gerade.
Die umweltfreundlichen Verfahren würden dadurch schnell an
Wirtschaftlichkeit gewinnen.
„Aber das Blöde ist halt, dass wir den CO2-Emissionenpreis nicht bekommen
werden“, sagt Doerk. Das müsse nämlich auf EU-Ebene passieren. Die EU hat
den Wirkstoff Sulfurylfluorid 2024 an anderer Stelle reguliert, nämlich in
der F-Gase Verordnung. Das bedeutet, dass ProFume nun strengeren
Regulierungen unterliegt, um die Emissionen von Sulfurylfluorid zu
kontrollieren.
## Vorbild für andere EU-Staaten
„Die Verordnung funktioniert aber nicht über den Preis. In der Praxis
passiert überhaupt nichts“, so Doerk. Deswegen sei die Klage auf der
Zulassungsebene gegen das BVL passiert, hier sehen die
Umweltschützer:innen den richtigen Angriffspunkt.
Ein übergeordnetes Ziel der Klagenden ist, mit dem Verbot vom ProFume in
Deutschland ein Vorreiter für andere europäische Staaten zu werden. „Wenn
wir in Deutschland schaffen, diesen Stoff zu verbieten, dann ist er in der
EU noch immer zugelassen“, so Doerk. Die Mitgliedstaaten seien selbst für
die Zulassung des Pestizids zuständig. Kommt die Klage durch, könnten
andere Staaten oder Organisationen sich auf das deutsche Verfahren beziehen
und es als Argumentation nutzen.
20 Mar 2025
## LINKS
[1] /Zulassung-des-umstrittenen-Pestizids/!6051820
[2] /Greenwashing-Klagen/!6073350
[3] /Milliarden-Erloese-durch-CO2-Preis/!6057129
## AUTOREN
Paula Schurbohm
## TAGS
Schwerpunkt Pestizide
Umweltschutz
Schwerpunkt Klimawandel
Social-Auswahl
Schwerpunkt Klimaproteste
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Südtirol
## ARTIKEL ZUM THEMA
Letzte Generation angeklagt: Was sie für uns riskieren
Mitglieder der Letzten Generation werden wegen der Bildung einer
kriminellen Vereinigung angeklagt. Sie setzen mit Protest ihre Existenz
aufs Spiel.
Bericht der Weltwetterorganisation: Die Folgen des Klimawandels sind teils unum…
Die globale Durchschnittstemperatur steigt. Immer deutlicher zeigt sich,
was dies für die Ozeane, Gletscher und die Eisflächen der Antarktis
bedeutet.
Klimaziele der EU in weiter Ferne: Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
Die Deutsche Umwelthilfe verklagt erneut die Bundesregierung, denn diese
tue nicht genug dafür, die EU-Klimaziele einzuhalten. Es geht um viel Geld.
Apfelanbau in Südtirol: Pestizide bis hoch auf den Bergen
Im italienischen Vinschgau wird viel Ackergift gespritzt, das auch die
Natur trifft. Von dort stammen 10 Prozent der in Europa gegessenen Äpfel.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.