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# taz.de -- Letzte Generation angeklagt: Was sie für uns riskieren
> Mitglieder der Letzten Generation werden wegen der Bildung einer
> kriminellen Vereinigung angeklagt. Sie setzen mit Protest ihre Existenz
> aufs Spiel.
Bild: Die letzten Spuren der Letzten Generation
Klima- und Umweltschutz ist out. Beweise dafür gibt es unzählige. Etwa, als
die Trump-Regierung begann, den erneuten Austritt der USA aus dem Pariser
Klimaabkommen einzuleiten und klimabezogene Inhalte von Regierungswebseiten
runterzunehmen. Oder als letzte Woche [1][Greenpeace von einem Gericht zu
einer Geldstrafe von 660 Millionen US-Dollar verurteilt] wurde – wegen
ihrer Teilnahme an weitestgehend friedlichen Protesten gegen den Bau einer
kontroversen Ölpipeline in den Jahren 2016 und 2017.
Auch Deutschland kriminalisiert Klimaaktivismus immer stärker. Während die
Berliner Polizei im April 2023 laut Verwaltungsgericht offiziell
rechtswidrig Schmerzgriffe gegen einen Aktivisten angewendet hat,
vermeldete die ehemals Letzte Generation am Montag, dass nun fünf
Aktivist*innen von der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und
Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft Bayern angeklagt werden. Der
Vorwurf: Bildung einer kriminellen Vereinigung.
Man muss ihre Aktionen nicht befürworten, um zu verstehen: Wenn wir unseren
Lebensraum und den der kommenden Generationen nicht von fossilen Giganten
und ihrer Superlobby zerstören lassen wollen, dann ist Solidarität mit
klimaaktivistischen Gruppen wie Greenpeace, der (ehemals) Letzten
Generation und vielen mehr unabdingbar – denn mit ihrem Protest, das zeigt
das harte Vorgehen gegen sie, setzten Aktivist*innen ihre Existenz aufs
Spiel.
## Andere schon zu Knast verdonnert
Dass man gegen Protest mit Klagen vorgeht, lässt sich nicht nur in den USA
oder Deutschland beobachten. Auch in Spanien wird aktuell gegen 25
Aktivist*innen der [2][Gruppe Futuro Vegetal] ermittelt – ebenfalls
wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Die Aktivist:innen
hätten sich etwa an ein Gemälde geklebt oder Luxusyachten und -hotels auf
Ibiza mit Farbe bemalt. Ihnen drohen bis zu acht Jahre Haft.
In Großbritannien wurden im Juli vergangenen Jahres
Klimaaktivist:innen der Gruppe Just Stop Oil zu [3][vier und fünf
Jahren Gefängnis] verurteilt, weil sie auf dem Londoner Autobahnring M25
für Blockaden gesorgt hatten – die bislang längste Haftstrafe für
gewaltfreien Protest.
All diese mutigen Menschen – darunter auch die angeklagten
Aktivist:innen der (ehemals) Letzten Generation – riskieren nicht
einfach aus Spaß an Provokation ihre Freiheit. Sie tun das, um das
wichtigste Gut unseres Planeten zu erhalten: die lebenswerten Bedingungen.
Und das angesichts einer einschüchternden Industrie, die günstig
produzieren und ihre toxischen Abwässer loswerden will; angesichts fossiler
Gigaunternehmen, die ganze Dörfer plattmachen wollen, um mit der Kohle, die
sie darunter hervorholen, tonnenweise Treibhausgase in die Luft zu
befördern; angesichts der Ölriesen, die mit gigantischen Ölplattformen die
Gesundheit ganzer Ökosysteme gefährden und durch das Verbrennen fossiler
Rohstoffe tonnenweise Treibhausgase in die Atmosphäre pusten – und damit
die Erde aufheizen, ja, unbewohnbar machen.
## Entwicklung in die falsche Richtung
2024 war das erste Jahr, in dem eine globale [4][Durchschnittstemperatur
über 1,5 Grad] im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten gemessen wurde. Die
zahlreichen Überschwemmungen, Dürren und Waldbrände waren nur ein Vorbote
dessen, was unserem Planeten droht, wenn die Staatengemeinschaft nicht auf
der Stelle Maßnahmen ergreift, um die Erhitzung aufzuhalten.
Währenddessen beobachten wir ausgerechnet in den Ländern, die historisch
wie aktuell für die meisten Treibhausgase verantwortlich sind, eine
Bewegung in die vollkommen falsche Richtung. In den USA will der
Umweltminister 31 Regelungen zum Umweltschutz beseitigen, die verhindern,
dass giftige Stoffe in die Umwelt gelangen.
Währenddessen wird in Deutschland diskutiert, ob der Chef des
Bauernverbands, [5][Günther Felßner], der in der Vergangenheit bereits mit
umstrittenen Aussagen über die Klimakrise sowie seiner Beteiligung an den
Bauernprotesten Anfang vergangenen Jahres aufgefallen ist, die Leitung des
Agrarministeriums übernehmen wird.
Angesichts dessen, was hier auf dem Spiel steht, stellt sich die Frage, wer
hier eigentlich auf der Anklagebank sitzen sollte: Diejenigen, die nicht
für sich selbst, sondern für Menschen weltweit kämpfen und unser aller
Lebensraum verteidigen oder diejenigen, die im Sinne ihres eigenen Profits
handeln und diesen gemeinsamen Lebensraum zerstören?
24 Mar 2025
## LINKS
[1] /Greenpeace-Chef-zur-660-Millionen-Strafe/!6073535
[2] https://climatica.coop/sigue-la-investigacion-contra-el-activismo-climatico…
[3] /Umgang-mit-Umweltschuetzerin/!6036167
[4] /15-Grad-schon-ueberschritten/!6047532
[5] /Aktion-des-Umweltinstituts-Muenchen/!6075701
## AUTOREN
Tabea Kirchner
## TAGS
Schwerpunkt Klimaproteste
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Greenpeace
Schwerpunkt Pestizide
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