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# taz.de -- „Sad Jokes“ von Fabian Stumm: Mit viel Kunst aus dem Leben gegr…
> „Sad Jokes“ ist erst der zweite Langfilm des Regisseurs Fabian Stumm –
> und er ist sagenhaft gut.
Bild: Szene aus „Sad Jokes“ (D 2024, Regie: Fabian Stumm). Die DVD ist ab r…
Mann, schwul, Mitte vierzig, Filmregisseur, hat mit seiner besten Freundin
zwei Kinder: Das ist Fabian Stumm, der Regisseur von „Sad Jokes“, der in
seinem Film auch die Hauptrolle spielt. Stumm, der erst Schauspieler war,
hat am Lee Strasberg Institute in New York studiert und dann an vielen
Theatern und in freien Gruppen im deutschen Sprachraum gespielt. Bis er
beschloss, Filme zu drehen, kürzere erst, „Sad Jokes“ ist nun der zweite
Langfilm, und er ist sagenhaft gut.
Er besteht aus einzelnen Szenen, Episoden, manche ganz ohne Schnitt. Sie
stehen ziemlich für sich, in jeder spielt Stumm, ohne dass es eitel wirkt,
mit. Mal steht er im Zentrum, mal eher im Hintergrund, manchmal hört er
einfach nur dem intensiven Monolog einer Mitspielerin zu, Sonya (Haley
Louise Jones), der Mutter seines Kindes zum Beispiel, die eine schwere
Depression durchmacht – und doch ist der Gegenschuss auf ihn dabei wichtig,
als visueller Resonanzraum. Kein Wort geht ins Leere, so traurig manches
ist, das geschieht und gesagt wird. Es ist einer da, der die Fallenden
auffängt, und sei es durch seine bloße, manchmal fast stumme Präsenz.
## „Sad Jokes“ geht durchaus auch als Komödie durch
Dabei kann man „Sad Jokes“ durchaus auch als Komödie sehen. Manche Szene
ist eher ein Sketch, beinahe Slapstick. Jene etwa, in der Josefs Hand in
einem Automaten stecken bleibt, am Ende ist ein Finger gebrochen, eine
Sehne gerissen. Oder die mit dem Produzenten (Godehard Giese), der seinem
Hund mit Zahnproblem die Wurst vorkauen muss. Andere sind veritable
Mini-Dramen, etwa die kurze, aber in tausend Gefühlen schillernde Szene
der zufälligen Wiederbegegnung Josefs mit seinem Ex (Jonas Dassler). Wieder
anderes landet zwischen den Genres, ist lustig und cringe und bitter im
selben Moment.
Oder es wechselt die Stimmung binnen Sekunden. Weil Fabian Stumm jene
Zwischentöne haargenau trifft, für die in konventionellen Komödien kein
Platz ist. Auf die Ungewissheit, ob man lachen soll oder weinen, nagelt
einen der Film immer wieder fest, aber nur für einen Moment. Dann ändern
sich mit einem Wort oder Satz Szenerie und Beleuchtung, und man lacht oder
weint. Über einen traurigen Witz.
## Auf den ersten Blick nah am Theater
Auf den ersten Blick scheint das, was Stumm hier macht, nah am Theater.
Manche der Szenen kann man sich gut auf der Bühne vorstellen, viele der
Schauspielerinnen und Schauspieler, nicht zuletzt Fabian Stumm selbst,
kennt man auch tatsächlich vor allem von dort. Auf den zweiten Blick
funktioniert das alles aber vor allem dank beträchtlicher filmischer
Intelligenz. Fast stets stimmt das Timing, nicht nur der durchweg tollen
Darsteller*innen, sondern auch der filmischen Mittel. Hier ein Zoom, da ein
Schwenk oder an der perfekten Stelle der richtige Schnitt.
Kameramann Michael Bennett ist auch oder ursprünglich Fotograf. Die
Ausschnitte der tatsächlich manchmal fast fotografisch statischen Bilder
sind präzise gewählt. Sie stehen aber nie nur für sich, sondern sind immer
als manchmal fast leere Aufenthaltsräume für die einzelnen Szenen gebaut
und gedacht. Die Kamera und der Schnitt sind, ohne sich in den Vordergrund
zu drängen, stets interaktiv.
„Sad Jokes“ besteht aus beweglichen Teilen – Spiel, Dialog, Bild,
unaufdringlich intensivierend eher selten Musik –, ohne sich je zu sehr zu
verfestigen. Nicht zu eindeutigen Stimmungen und auch nicht zu Pointen. Die
fallen an, werden aber im Fortgang gleich wieder fluidisiert. Die Szenen
sind mit nicht geringer Kunst aus dem Leben gegriffen. Fabian Stumm aber
gibt sie dem Leben immer gleich wieder zurück.
20 Mar 2025
## AUTOREN
Ekkehard Knörer
## TAGS
DVD
Spielfilm
Filmkritik
Film
Deutscher Film
Grimms Märchen
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