# taz.de -- Filibuster im US-Senat: 25 Stunden Reden gegen Trump | |
> Bisher wirkt die demokratische Opposition gegen Donald Trump wie gelähmt. | |
> Ein besonderes Zeichen setzte jetzt der demokratische Senator Cory | |
> Booker. | |
Bild: Cory Booker während seiner Rede im US-Senat | |
Berlin taz | „Good trouble“ sollten seine Mitstreiter verursachen, forderte | |
[1][der 2020 verstorbene Schwarze Bürgerrechtler und Politiker John Lewis] | |
zu Lebzeiten immer wieder. „Good trouble“, damit meinte er gute, notwendige | |
Störungen. Als der demokratische US-Senator und frühere | |
Präsidentschaftskandidat Cory Booker am Dienstagabend in Washington ans | |
Rednerpult des Senats trat, versprach er genau das: zu stören – so lange, | |
wie es seine Kräfte zuließen. | |
25 Stunden und 5 Minuten sprach der Politiker aus New Jersey und berief | |
sich dabei immer wieder auf Lewis: „Er würde einen Moment wie jetzt nicht | |
normalisieren, er würde nicht einfach weitermachen, er würde irgendetwas | |
tun“. Es sei Zeit, wieder für „Good Trouble“ in Lewis’ Sinn zu sorgen … | |
und der Trump-Regierung nicht kampflos das Feld zu überlassen, rief er | |
seiner Partei zu. | |
Bookers Marathonrede wurde nur unterbrochen durch Zwischenfragen seiner | |
demokratischen Kolleg*innen. Stundenlang konnte der 55-jährige Senator | |
weder essen noch auf Toilette gehen, um den Redner*innenplatz nicht zu | |
verlieren. Tage zuvor hatte er gefastet und kaum noch Wasser getrunken. Das | |
empfehle er aber nicht, scherzte er kurz nach der Rede vor | |
Journalist*innen, am Ende hätte das für Krämpfe im ganzen Körper gesorgt. | |
Bookers Rede hatte das Format [2][eines „Filibusters“], eine Besonderheit | |
im amerikanischen Gesetzgebungsprozess. Dabei können Senator*innen eine | |
Abstimmung blockieren, indem sie ununterbrochen sprechen. Bei Bookers Rede | |
ging es aber eigentlich um nichts, es gab kein Gesetz, das zu verhindern | |
gewesen wäre. Es ging ausschließlich darum, möglichst auffällig gegen die | |
Trump-Regierung zu protestieren: „Ich erhebe mich heute, um die normalen | |
Geschäfte des Senats zu unterbrechen“, sagte er zum Beginn seiner Rede. | |
„Dieses Land ist in einer Krise, bei der es nicht um rechts oder links | |
geht, sondern um richtig oder falsch.“ | |
## Den Rede-Rekord hielt bisher ein Rassist | |
Booker sprach vor allem über die Amerikaner*innen, die von den vielen | |
Kürzungen im Sozialsystem betroffen sind, die unter der Trump-Regierung | |
geplant sind. Der mächtigste Mann und der reichste Mann der Welt, also | |
Donald Trump und Elon Musk, legen die Axt an Systeme, die Veteranen, | |
Kinder, Alte und Kranke dringend brauchten, so Booker – nur um | |
Steuererleichterungen für die Reichsten durchzusetzen. | |
Er richtete sich auch an seine Senatskolleg*innen und an das | |
US-Repräsentantenhaus: „Was tun wir in diesem Parlament? Im Moment ist die | |
Antwort: rein gar nichts.“ Dabei räumte er auch eigene Fehler ein: „Auch | |
die demokratische Partei hat schreckliche Fehler gemacht und damit dem | |
Demagogen Trump den Weg freigemacht.“ | |
[3][Seitdem Trump wieder an der Macht ist, wirkt die demokratische | |
Opposition tatsächlich wie gelähmt], es herrscht Uneinigkeit darüber, wie | |
man ihm am besten die Stirn bieten soll. Sowohl im Senat als auch im | |
Repräsentantenhaus haben die Republikaner zudem die Mehrheit. Trump kann | |
deshalb regelrecht durchregieren, auch bei Regelverstößen zeigen die | |
Republikaner kein Interesse an parlamentarischer Kontrolle. | |
Mit seiner Rede setzte Booker ein Zeichen, dass aus dem US-Senat doch noch | |
Widerstand zu erwarten ist. Und er brach einen Rekord, den bislang der | |
rassistische Senator Strom Thurmond gehalten hatte. Der Südstaatenpolitiker | |
hatte 1957 stundenlang gesprochen, um den Civil Rights Act zu verhindern – | |
das Gesetz, das die Gleichstellung schwarzer Amerikaner garantierte. „Ich | |
stehe nicht wegen Thurmond hier, sondern trotz ihm“, sagte Booker, als er | |
den Rekord gebrochen hatte. | |
2 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Luisa Faust | |
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