# taz.de -- Mahnwache gegen Obdachlosigkeit: Unerhört vorm Roten Rathaus | |
> Zum siebten Mal machen Wohnungslose mit einer Übernacht-Kundgebung auf | |
> ihre Lebensumstände aufmerksam. Unterstützt werden sie von Ton Steine | |
> Scherben. | |
Bild: Am Montag wird wieder gegen beschissene Politk vorm Roten Rathaus protest… | |
Berlin taz | Wohnungslose Menschen sind im Stadtbild nicht zu übersehen. | |
Doch sie sind nicht nur Opfer, sondern auch Menschen, die sich für ihre | |
Rechte einsetzen. Dafür steht die siebte [1][Mahnwache gegen | |
Obdachlosigkeit] und Zwangsräumungen, die an diesem Montag ab 16 Uhr vor | |
dem Roten Rathaus in Mitte bis Dienstagmittag stattfinden soll. | |
Dass die Mahnwache auch über Nacht fortgesetzt wird, hat seinen Grund: | |
Schließlich müssen auch obdachlose Menschen im Freien übernachten, und das | |
bei jeder Witterung. „Nachdem ich bei der ersten Mahnwache eine Nacht vor | |
dem Rathaus verbrachte, habe ich so richtig Respekt vor Menschen bekommen, | |
die jede Nacht draußen verbringen müssen“, sagte Nicole Lindner, die seit | |
sieben Jahren die Mahnwache mitorganisiert. | |
Anfangs wurde sie am letzten Januarwochenende, also mitten im Winter, | |
veranstaltet. Mittlerweile haben sie die Organisator*innen auf das | |
letzte Märzwochenende verlegt, [2][weil dann die Kältehilfe ausläuft], die | |
vielen Menschen im Winter einen gewissen Schutz verschafft. | |
„Das Programm während der Mahnwache wird von wohnungs- und obdachlosen | |
Menschen gestaltet, die sonst nirgends gehört werden“, sagt Mitorganisator | |
Steffen Doebert. Politiker*innen sind auch eingeladen, aber nur, um | |
zuzuhören. „Sie können sich anhören, was die von Wohnungslosigkeit | |
Betroffenen zu sagen haben“, sagt Lindner. | |
## Musikalische Unterstützung | |
In Kurzbeiträgen wird darüber informiert, wie Hilfsangebote wie das | |
Nachtcafé für Wohnungslose in der Samaritergemeinde, in den vergangenen | |
Monaten geschlossen wurden. Das Bündnis gegen Zwangsräumungen bekräftigt | |
seine Forderung, dass keine Mieter*innen aus ihren Wohnungen geworfen | |
werden sollten – ein zentraler Grund für Obdachlosigkeit. | |
Außerdem berichten [3][Bewohner*innen der Habersaathstraße 40–48] | |
darüber, wie ein Abriss der Häuser verhindert werden konnte, weil sie von | |
wohnungslosen Menschen und ihren Unterstützer*innen besetzt wurden. | |
Zu den zentralen Forderungen der Mahnwache gehört die Beschlagnahme von | |
spekulativem Leerstand, um Platz für wohnungslose Menschen zu schaffen. | |
Auch ein niedrigschwelliger Zugang zum Gesundheitssystem für alle Menschen, | |
unabhängig von ihrer Herkunft, steht im Forderungskatalog. | |
Begleitet wird die Mahnwache von einem Kulturprogramm, bei dem Paul | |
Geigerzähler, David Hermlin und das antikapitalistische Judelduo Esels | |
Alptraum auftreten sollen. Höhepunkt wird am Montag ab 20 Uhr das Konzert | |
von Ton Steine Scherben mit zwei Musikern der legendären Band aus den | |
1970er Jahren sein. Im Anschluss spielt dann Incredible Herrengedeck. | |
30 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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