| # taz.de -- Mietvertrag für Schutzraum läuft aus: „Unterschlupf“ auf hei�… | |
| > Der Mietvertrag für den Schutzraum für wohnungslose Frauen* in Kreuzberg | |
| > endet bald. Eine Alternative fehlt. Eine Petition ruft zum Erhalt auf. | |
| Bild: Im „Unterschlupf“, dem Tagestreffpunkt für Frauen* in der Obdachlosi… | |
| Berlin taz | Mittagszeit im [1][„Unterschlupf“], dem [2][Tagestreff für | |
| Frauen* in der Obdachlosigkeit] in Kreuzberg. Um einen großen Tisch sitzen | |
| Frauen verschiedenen Alters, es gibt rote Linsensuppe und salzige Muffins. | |
| Auch an Himmelfahrt haben sich Ehrenamtliche gefunden, um den Tagestreff in | |
| der Wrangelstraße zu öffnen. Einige Besucherinnen rauchen auf der Terrasse, | |
| andere ruhen sich auf Liegestühlen im Garten aus. | |
| Im Unterschlupf können sie zur Ruhe kommen, Wäsche waschen, duschen, | |
| kreativ sein und beim Kaffee miteinander ins Gespräch kommen. Die | |
| Mitarbeiterinnen unterstützen dabei, Schlafplätze zu finden und | |
| bürokratische Angelegenheiten zu regeln. Die drängende Frage seit Beginn | |
| des Projekts aber lautet: Wie lange noch? | |
| Der Mietvertrag läuft bis Ende Juni, mündlich sei eine Verlängerung bis | |
| Ende September angekündigt worden. Die Einrichtung sitzt auf heißen Kohlen. | |
| Solche kurzen und kurzfristig angekündigten Verlängerungen seien für eine | |
| soziale Einrichtung nicht zumutbar. „Wir wollen ja unseren Klientinnen | |
| Sicherheit geben“, sagt Sophie Wilharm, die ehrenamtlich im Unterschlupf | |
| arbeitet und Teil des neu gegründeten Kampagnenteams ist. | |
| Seit rund einer Woche läuft eine Petition [3][auf der Plattform WeAct], die | |
| bislang 3.800 Menschen unterzeichnet haben. Sie richtet sich an die | |
| Evangelische Kirchengemeinde Kreuzberg, die die Räume in der Wrangelstraße | |
| 30 vermietet. „Unsere Forderungen sind, dass wir bis zum Abriss des Hauses | |
| hierbleiben können und dass die Kirchengemeinde uns danach äquivalente | |
| Räumlichkeiten stellt“, sagt Wilharm. | |
| ## Nur eine Zwischenlösung | |
| Dass es sich bei den Räumlichkeiten um eine Zwischenlösung handelt, war | |
| seit Gründung des Unterschlupfs Anfang 2023 klar. Es stand bereits fest, | |
| dass das Haus abgerissen werden und dort ein Wohnhaus entstehen soll. Doch | |
| trotz intensiver Suche konnte bisher keine passende Alternative gefunden | |
| werden. Finanziert wird der Unterschlupf zu einem Großteil durch einen | |
| privaten Spender, hinzu kommen Einzelspenden. | |
| Die Petition richte sich an die Kirchengemeinde, weil diese die Vermieterin | |
| sei – und sich das Projekt von dieser Stelle am ehesten konkrete Hilfe | |
| erhoffe, sagt Lena Siever, die seit zwei Jahren ehrenamtlich für den | |
| Unterschlupf arbeitet und seit kurzem für ein paar Stunden die Woche | |
| angestellt ist. Wichtig sei mehr Planungssicherheit, solange nicht | |
| feststehe, wann das Gebäude tatsächlich abgerissen werde. „Wir fühlen uns | |
| hingehalten“, sagt Lena. | |
| ## Protestaktion am 12. Juni | |
| Für den 12. Juni um 16 Uhr sei deshalb auf dem Lausitzer Platz eine | |
| Protestaktion geplant, deren Ziel auch sei, generell Sichtbarkeit für die | |
| Probleme wohnungsloser Frauen zu schaffen. Denn das Gesamtproblem sei | |
| größer. „Wir wollen zeigen, wie schwierig es ist, als kleines Team einen | |
| sicheren Raum für Flinta-Personen zu schaffen, weil Obdachlosen- und | |
| Wohnungslosenhilfe fast nicht unterstützt wird. Das wird hauptsächlich vom | |
| Ehrenamt gestemmt.“ | |
| Auch die Besucherinnen spürten die unsichere Lage, sagt Sarah, die | |
| eigentlich anders heißt und seit 2019 wohnungslos ist. „Natürlich bekommen | |
| wir das mit. Das zehrt an den Nerven.“ Der Unterschlupf sei so wichtig, | |
| weil er einen geschützten Raum biete. „Auf der Straße bist du irgendwie | |
| ausgeliefert.“ | |
| ## Falsche Behauptungen in der Petition | |
| Die [4][Evangelische Kirchengemeinde Kreuzberg] unterstreicht auf | |
| taz-Nachfrage, dass die Räume von Anfang an als Zwischennutzung überlassen | |
| worden seien. In der Petition würden falsche Behauptungen verbreitet, was | |
| das vertrauensvolle Verhältnis zum Projekt erschüttere. So solle der | |
| Unterschlupf nicht „endgültig auf die Straße gesetzt werden“. Auch sei | |
| nicht geplant, ein „luxuriöses Wohn- und Geschäftshaus“ zu errichten, | |
| sondern ein Wohngebäude mit durchschnittlichem Standard. | |
| Martin Fiebig, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates, kritisiert die | |
| Aussage „Nächstenliebe? Von wegen!“ in der Petition als Stimmungsmache. | |
| Gleichzeitig versichert er, dass der Kirchengemeinde die Zukunft des | |
| Projekts am Herzen liege. „Es geht hier nicht um uns, sondern um | |
| außerordentlich schutzbedürftige Menschen, denen wir weiterhin zur Seite | |
| stehen.“ | |
| Am Montagnachmittag wolle die Kirchengemeinde dem Unterschlupf die | |
| Möglichkeit unterbreiten, andere Räume anzumieten, aus denen ein sozialer | |
| Träger ausziehen werde. | |
| Transparenzhinweis: Die Autorin arbeitet ehrenamtlich für den Unterschlupf | |
| e. V. | |
| 1 Jun 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://unterschlupf-kreuzberg.de/ | |
| [2] https://unterschlupf-kreuzberg.de/ | |
| [3] https://weact.campact.de/petitions/keine-verdrangung-unseres-tagestreffs-fu… | |
| [4] https://www.evkgk.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Inga Dreyer | |
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