# taz.de -- „Deutsche Jugend Voran“: Neonazi allein im Gericht | |
> Julian M., Kopf der DJV, muss sich wegen Gewaltdelikten verantworten. Am | |
> ersten Prozesstag gesteht er die Vorwürfe. Solidarität bekommt er keine. | |
Bild: Julian M., mit Megafon, auf einer Nazi-Demonstration im Oktober in Marzahn | |
Berlin taz | In einem Glaskasten im Sicherheitssaal des Landgerichts Berlin | |
sitzt am Dienstagmorgen der Neonazi Julian M., Kopf der „Deutschen Jugend | |
Voran“ (DJV) Berlin-Brandenburg, einer [1][seit 2024 existierenden | |
gewalttätigen Neonazigruppierung]. Anders als andere politische Straftäter | |
muss der 24-Jährige den Auftakt seines Prozesses wegen Bedrohung, | |
räuberischer Erpressung, gefährlicher Körperverletzung und versuchtem | |
schweren Raub ohne Szene-Unterstützung im Publikum verleben. | |
Untypisch zudem: Nach Verlesung der Anklage lässt M. durch seinen | |
Pflichtverteidiger [2][Mirko Röder] erklären, die Vorwürfe seien | |
„zutreffend“, auch bereue er die Taten. | |
Im vergangenen Jahr trat M. bei Störaktionen gegen CSD-Paraden in | |
ostdeutschen Städten in Erscheinung, als Einpeitscher mit Megafon. Doch | |
dabei blieb es nicht. Im September posierte er mit Kameraden auf einem auf | |
Instagram veröffentlichten Bild mit einem zuvor geraubten Antifa-Shirt, | |
aufgenommen in der Szenekneipe Zum Zapfhahn. Das Opfer, dem massive Gewalt | |
angedroht und zwei Mal gegen die Schläfe geschlagen wurde, hat sich dem | |
Prozess als Nebenkläger angeschlossen. | |
Einen Monat später rückten Ermittler [3][zu Razzien bei Neonazis der DJV | |
und der ähnlich gestrickten Gruppe „Jung & Stark“] aus. Von M., Sohn eines | |
Polizisten, wurden zwei Anschriften durchsucht, darunter das elterliche | |
Wohnhaus. Wegen Fluchtgefahr sitzt er seitdem in Untersuchungshaft. | |
Polizeibekannt war M. schon vorher: Seit seiner Jugend liefen eine Vielzahl | |
von Verfahren gegen ihn, verurteilt wurde er zwei Mal: wegen | |
Hausfriedensbruch und Beleidigung. | |
## 4 Tatkomplexe | |
Gleich wegen vier Vorwürfen muss er sich nun vor Gericht verantworten. | |
Neben dem Überfall auf den Antifaschisten in Marzahn geht es um zwei | |
weitere Attacken. Nur eine Woche später hat M. demnach mit vier Mittätern | |
auf einen Mann in Hellersdorf eingeprügelt, wohl weil dieser Streit mit | |
seiner Ex-Freundin gehabt hatte. Mehrmals soll M. ihm mit der Faust ins | |
Gesicht geschlagen haben, zudem habe er mit vorgehaltener Luftdruckpistole | |
gedroht, ihn zu erschießen. | |
Zu einem weiteren Überfall auf einen politischen Gegner kam es Mitte | |
Oktober nach einer [4][rechtsextremen Demo in Marzahn]. In der S-Bahn auf | |
dem Weg zum Bahnhof Lichtenberg griffen M. und weitere Neonazis einen | |
Fahrgast an, der ein Antifa-Logo auf seiner Jacke trug. Auf Videos von | |
Überwachungskameras, die bei der Gerichtsverhandlung gezeigt wurden, ist zu | |
sehen, wie die Rechten einen Fahrgast unvermittelt angreifen, ihn schlagen | |
und treten. Der Angegriffene trug diverse Verletzungen davon. | |
Verhandelt wird zudem über eine Bedrohung gegen eine Frau, die zuvor ihren | |
Austritt aus der Deutschen Jugend Voran erklärt hatte. Auf | |
Sprachnachrichten, die ebenfalls im Gericht abgespielt wurden, schreit M. | |
unter anderem: „Ich werde euch alle töten.“ M. hatte vor allem sehr | |
[5][junge Menschen für die DJV angeworben]. Der Prozess, der auf vier | |
Verhandlungstage angesetzt ist, wird am Freitag fortgesetzt. | |
25 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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