# taz.de -- USA in der Ukraine: Geheime Verhandlungen mit der Opposition | |
> US-Unterhändler verhandeln mit der ukrainischen Ex-Regierungschefin | |
> Tymoschenko und dem früheren Staatschef Poroschenko. Es geht um | |
> Neuwahlen. | |
Bild: Julia Timoschenko und Petro poroschenkobei einem gemeinsamen Auftritt in … | |
Berlin taz | Vier hochrangige Mitglieder aus dem Umfeld von US-Präsident | |
Donald Trump haben geheime Verhandlungen mit zwei der wichtigsten | |
politischen Gegner:innen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr | |
Selenskyj geführt – der Vorsitzenden der Oppositionsfraktion | |
„Batkiwschtschyna“ Julija Tymoschenko sowie Mitgliedern der Partei von | |
Selenskyjs Amtsvorgänger Petro Poroschenko, „Europäische Solidarität“. D… | |
berichtete das Magazin Politico unter Berufung auf drei ukrainische | |
Parlamentarier und einen außenpolitischen Experten der Republikanischen | |
Partei der USA. | |
Das zentrale Thema der Gespräche soll die Möglichkeit gewesen sein, | |
[1][rasche Präsidentschaftswahlen abzuhalten] – nach einer vorläufigen | |
Waffenruhe, aber noch vor ernsthaften Friedensverhandlungen. Laut | |
amerikanischen Journalist:innen ist das Trump-Team überzeugt, dass | |
Selenskyj jede Wahl verlieren würde, da die ukrainische Gesellschaft | |
angeblich kriegsmüde und von der Korruption enttäuscht sei. | |
Das ukrainische Magazin NV berichtet unter Berufung auf eine politische | |
Quelle, die an den Gesprächen beteiligt war, dass Tymoschenko dabei eine | |
wichtige Rolle spielen könnte: Ihr solle das Amt der Sprecherin des | |
Parlaments angeboten werden, und nach einem erzwungenen Rücktritt | |
Selenskyjs solle sie als Interimspräsidentin fungieren – bis zur | |
Durchführung von Wahlen. „Es gab mehrere Treffen mit Tymoschenko, das | |
Letzte in Europa. Aber natürlich ist das nur eine der Möglichkeiten, die | |
derzeit diskutiert werden – auch mit ihr“, erklärte die Quelle. | |
Der Abgeordnete der Partei von Julija Tymoschenko, Serhij Jatuschtschok, | |
bestätigte gegenüber ukrainischen Journalist:innen, dass Tymoschenko | |
Treffen mit US-Außenminister Marco Rubio und dem US-Sondergesandten für | |
Ukraine- und Russland-Fragen Keith Kellogg gehabt habe. Er bestätigte | |
zudem, dass das Thema Wahlen während dieser Gespräche zur Sprache gekommen | |
sei. | |
## Entschiedene Ablehnung | |
Tymoschenko kommentierte den Politico-Bericht und erklärte, die Ukraine sei | |
bereit zu Verhandlungen zur Beendigung des Krieges „unter starker Führung | |
Trumps“. Gleichzeitig betonte sie jedoch, dass Wahlen erst nach einem | |
fairen Frieden möglich seien. | |
Auch Ex-Präsident Petro Poroschenko reagierte auf die Publikation und | |
erklärte, sein Team arbeite „öffentlich und transparent mit den | |
amerikanischen Partnern zusammen, um die parteiübergreifende Unterstützung | |
der Ukraine zu bewahren“. Er bekräftigte jedoch seine entschiedene | |
Ablehnung von Wahlen während des Krieges: „Wahlen sind erst nach einer | |
Waffenruhe und einem Friedensabkommen mit Sicherheitsgarantien für die | |
Ukraine möglich“, so Poroschenko. | |
Sowohl Julija Tymoschenko als auch Petro Poroschenko gehören zur alten | |
politischen Elite der Ukraine. Die 64-jährige Tymoschenko war zweimal | |
Premierministerin, nachdem sie 2004 eine der führenden Figuren der „Orangen | |
Revolution“ gewesen war. Dreimal kandidierte sie für das Präsidentenamt, | |
landete jedoch jedes Mal auf Platz zwei oder drei. | |
Gegen sie wurde mehrfach in Zusammenhang mit Korruptions- und Gasskandalen | |
ermittelt. Schließlich wurde sie jedoch aufgrund eines politisch | |
motivierten Verfahrens unter Präsident Wiktor Janukowytsch inhaftiert. Nach | |
der „Euromaidan“-Revolution wurde sie rehabilitiert und konnte ihre | |
politische Karriere fortsetzen. | |
## Höchste politische Ämter | |
Der 59-jährige Petro Poroschenko, einst Verbündeter Tymoschenkos während | |
der „Orangen Revolution“, hatte ebenfalls höchste politische Ämter inne. | |
Der Geschäftsmann wurde Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, | |
Außenminister und Wirtschaftsminister. Seinen größten politischen Erfolg | |
hatte er im Mai 2014: Nach dem Euromaidan und dem Beginn der russischen | |
Aggression wurde er bereits im ersten Wahlgang mit über 50 Prozent der | |
Stimmen zum Präsidenten gewählt. Doch die Wähler:innen wandten sich von | |
ihm ab: 2019 unterlag er im zweiten Wahlgang mit 24,5 Prozent gegen | |
Selenskyj, der 73,2 Prozent erhielt. | |
Poroschenko ist in mehrere Strafverfahren verwickelt, darunter wegen | |
Hochverrats, Korruption und mutmaßlicher Zusammenarbeit mit den | |
Besatzungsverwaltungen der Regionen Donezk und Luhansk. Dabei geht es um | |
überteuerte Kohlegeschäfte. Im Rahmen dieser Ermittlungen verhängte der | |
Nationale Sicherheitsrat der Ukraine im Februar 2025 Sanktionen gegen ihn. | |
Bei den letzten Parlamentswahlen 2019 erzielten beide Parteien fast | |
ähnliche Ergebnisse: Der Block von Julija Tymoschenko erhielt 8,18 Prozent | |
und 26 Mandate, während „Europäische Solidarität“ von Petro Poroschenko … | |
8,1 Prozent und 25 Mandaten ebenfalls in der Opposition landete. | |
Heute ist die Unterstützung für beide Politiker:innen in der | |
ukrainischen Gesellschaft sehr gering. Jahrzehnte an der Macht, | |
Korruptionsskandale und politische Intrigen haben ihre Popularität stark | |
beschädigt. Laut einer Umfrage des internationalen Forschungsprojekts | |
IBIFUkraine1 lag die Unterstützung für Tymoschenko zwischen Dezember 2024 | |
und Januar 2025 bei nur 3,9 bis 5 Prozent. Bei Poroschenko schwankte sie | |
zwischen 6,1 und 8 Prozent. | |
## Zusammen rücken | |
Während Washington und Moskau sich offenbar darin einig sind, Selenskyj aus | |
dem Amt zu drängen, [2][rückt die ukrainische Gesellschaft enger um ihren | |
amtierenden Präsidenten zusammen]. „Diese Politiker:innen waren mehr | |
als 20 Jahre an der Spitze der Ukraine. Sie haben nicht gegen Korruption | |
gekämpft, sondern sie stärker werden lassen. Sie dachten nicht an den | |
Staat, sondern an ihre eigenen Geschäfte. Sie sind eine toxische Last für | |
die Zukunft der Ukraine“, sagt Wolodymyr, ein Rentner aus Kyjiw. | |
„Amerikanische Politiker:innen können wünschen, träumen, hoffen – aber | |
das ist unser Land, unser Präsident. Wir sind ein souveräner, unabhängiger | |
Staat und kein Bundesstaat von Trump. Die Ukrainer:innen sind dem | |
amerikanischen Volk sehr dankbar, aber es liegt an uns, zu entscheiden, wer | |
unser Präsident sein wird und wer nicht“, meint die IT-Spezialistin Larysa. | |
Der Soldat Oleh warnt vor den Gefahren einer Wahl zum jetzigen Zeitpunkt: | |
„Es gibt viele Klagen über Selenskyj und sein Umfeld. Aber Wahlen würden | |
uns spalten – Russland würde das nutzen, und wir könnten so unsere | |
Staatlichkeit verlieren“. | |
Eine der wenigen realistischen Chancen für die politischen Gegner:innen | |
Selenskyjs und deren Unterstützer:innen scheint daher zu sein, seine | |
Kandidatur bei den Wahlen mit allen Mitteln zu verhindern. Ob die USA | |
diesen Schritt in ihrem Annäherungskurs an Russland tatsächlich gehen | |
werden, dürfte sich in naher Zukunft zeigen. | |
7 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Anastasia Magasowa | |
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