# taz.de -- Warnstreiks im öffentlichen Dienst: Erst die Flieger, dann die Mü… | |
> Vor der Tarifverhandlung zum öffentlichen Dienst lässt Verdi die Muskeln | |
> spielen. Nach den Flughäfen sollen Müllabfuhr, Theater und mehr bestreikt | |
> werden. | |
Bild: Auch am Stuttgarter Flughafen wird am Montag gestreikt | |
Berlin dpa/taz/afp | Nach dem [1][großen Warnstreik an den größeren | |
deutschen Flughäfen] nimmt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wieder | |
andere Bereiche des öffentlichen Dienstes ins Visier. Für die nächsten Tage | |
sind Zehntausende öffentlich Beschäftigte von der Müllabfuhr über die | |
Stadtverwaltungen und Theater bis zu den Wasserstraßen zu weiteren | |
Arbeitsniederlegungen aufgerufen. | |
„Unter den Beschäftigten herrscht maximale Verärgerung über die Haltung der | |
Arbeitgeber, die noch [2][immer kein Angebot vorgelegt] haben und weiter | |
mauern“, sagte Gewerkschaftschef Frank Werneke am Montag in Hamburg. „Die | |
öffentlichen Arbeitgeber sollten wissen, dass wir durchsetzungsfähig sind.“ | |
Das werde Verdi in den kommenden Tagen weiter deutlich machen. | |
Die Lufthansa wie auch andere Gesellschaften streben für den Dienstag einen | |
möglichst reibungslosen Neustart an. Flugzeuge würden entsprechend | |
positioniert und Dienstpläne angepasst, teilte der Konzern mit. Zu | |
Tagesbeginn könne es noch ruckeln, der Flugbetrieb werde sich aber im Laufe | |
des Tages normalisieren, sagt ein Sprecher des Frankfurter Betreibers | |
Fraport. | |
Der zum Teil schon am Vortag begonnene Warnstreik an 13 deutschen Flughäfen | |
hat am Montag große Teile des Flugverkehrs lahmgelegt. An den Flughäfen | |
blieben die Abflughallen leer, weil die meisten Passagiere rechtzeitig von | |
den Aktionen gehört hatten. Allein am größten deutschen Airport in | |
Frankfurt am Main wurden 1.070 Starts und Landungen gestrichen. Dem | |
Flughafenverband ADV zufolge sind deutschlandweit mindestens 3.500 Flüge | |
ausgefallen und 560.000 Passagiere nicht an ihr Ziel gekommen. | |
## Nur ganz wenige Flieger flogen | |
Bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) wurde für Montag mit 3.900 | |
Instrumentenflügen ein deutlicher Rückgang im Luftraum um rund 60 Prozent | |
registriert, wie ein Sprecher in Langen berichtet. Die meisten verbliebenen | |
Flugbewegungen waren Überflüge ohne Start oder Landung in Deutschland. | |
Einige wenige Passagiere kamen trotz der flächendeckenden Streiks an ihr | |
Ziel, weil Fluggesellschaften einige Flüge an nicht bestreikte Flughäfen in | |
der Nachbarschaft verlagern konnten. So kam der kleine Airport in | |
Braunschweig mit sechs zusätzlichen Starts und drei außerplanmäßigen | |
Landungen an die Grenzen seiner Kapazität. Am Hunsrück-Flughafen Hahn | |
starteten auf einmal Jets der Lufthansa-Tochter Discover zu Überseezielen, | |
nachdem die Passagiere aus Frankfurt mit dem Bus dorthin gefahren wurden. | |
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) kritisierte die | |
Flughafenstreiks als „unangemessen“. „Die momentane Eskalationsstrategie | |
der Gewerkschaften trifft vor allem unbeteiligte Dritte und schadet der | |
Wirtschaft erheblich“, erklärte Hauptgeschäftsführer Niklas Benrath. | |
## Zwei verschiedene Tarifkonflikte | |
Bestreikt wurden die Flughäfen Frankfurt, München, Berlin, Hamburg, | |
Hannover, Bremen, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle und | |
Stuttgart. An den Airports Weeze (NRW) und Karlsruhe waren nur die | |
Beschäftigten des Luftsicherheitsbereichs zur Arbeitsniederlegung | |
aufgerufen. Ansonsten hatte Verdi die öffentlich Bediensteten der | |
Flughafenbetreiber, der Bodenverkehrsdienste sowie die Beschäftigten an den | |
Luftsicherheitskontrollen gemeinsam zum Ausstand aufgerufen. | |
Hintergrund sind zwei verschiedene Tarifkonflikte: Die Gewerkschaft fordert | |
in den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen | |
unter anderem 8 Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr, | |
sowie drei zusätzliche freie Tage. Die VKA wies die Forderungen erneut | |
zurück. Bei einer kommunalen Gesamtverschuldung von rund 160 Milliarden | |
Euro „erweisen sich diese Forderungen als finanziell nicht darstellbar“, | |
erklärte Benrath. Die nächste Verhandlungsrunde ist für diesen Freitag in | |
Potsdam geplant. | |
In der Luftsicherheit fordert Verdi unter anderem die Verbesserung des | |
Arbeits- und Gesundheitsschutzes, 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für | |
Schichtarbeit. Über den neuen Manteltarifvertrag mit dem Bundesverband der | |
Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) wird erst am 26. und 27. März wieder | |
verhandelt. | |
10 Mar 2025 | |
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