# taz.de -- Krise in Mosambik: Friedensanlauf gescheitert | |
> Mosambiks Regierung versöhnt sich mit politischen Gegnern – außer mit dem | |
> wichtigsten: Oppositionsführer Venancio Mondlane. | |
Bild: Spezialeinheiten auf Maputos Straßen während der Kundgebung von Opposit… | |
Maputo taz | Ein politischer Deal sollte vergangene Woche die Krise in | |
Mosambik beenden – aber das hat nicht funktioniert. Noch während am | |
vergangenen Mittwoch die regierende Frelimo (Mosambikanische | |
Befreiungsfront) mit einer Reihe von Oppositionsparteien eine Vereinbarung | |
unterzeichnete, waren die Straßen der Hauptstadt Maputo erneut Schauplatz | |
blutiger Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Anhängern des | |
wichtigsten [1][Oppositionsführers Venancio Mondlane]. Er soll dabei | |
verletzt worden sein, hat offenbar das Land verlassen und sein | |
gegenwärtiger Aufenthaltsort und medizinischer Zustand sind unklar. | |
Es sind die angespanntesten Tage seit der [2][Amtseinführung von | |
Frelimo-Führer Daniel Chapo] als Mosambiks Präsident Mitte Januar. Die | |
Frelimo regiert Mosambik seit der Unabhängigkeit von Portugal 1975 und | |
gewann nach amtlichen Angaben die Wahlen von Oktober 2024 erneut. Aber der | |
wichtigste Oppositionskandidat Mondlane weist das als Fälschung zurück und | |
sieht sich als rechtmäßigen „Präsidenten des Volkes“. Bei Unruhen und | |
Protesten sind nach Angaben von Amnesty International seit den Wahlen 353 | |
Menschen ums Leben gekommen. | |
Dass einige Oppositionsparteien im Januar ihre Sitze im ebenfalls [3][neu | |
gewählten Parlament] einnahmen und jetzt ein Abkommen zur Anerkennung | |
Chapos als Präsident unterzeichnet haben, sollte der Krise ein Ende setzen. | |
Aber Mondlane ist viel populärer als diese Parteien. | |
## Mutmaßlicher Mordanschlag auf Oppositionsführer | |
Schwerbewaffnete Polizei löste am Mittwoch gewaltsam eine Versammlung des | |
von Mondlane neugegründeten Bündnisses Anamalala (Nationale Allianz für ein | |
Autonomes und Freies Mosambik) auf. Die neue Gruppierung sprach von einem | |
gezielten Mordanschlag auf Mondlane, da scharf auf seine Rednerbühne | |
geschossen wurde. Mindestens zwei Kinder kamen ums Leben. Protestierende | |
errichteten Blockaden auf Hauptstraßen und Eisenbahnlinien. | |
„Der Präsident des Volkes ist gesund, aber er leidet unter Tränengas. Er | |
ist an einem unsicheren Ort, bis er seine Sicherheit gewährleisten kann“, | |
sagte hinterher ein Sprecher Mondlanes. Später wurde über seine Ausreise | |
berichtet. | |
„Solange wir wie Tiere behandelt werden, müssen und werden die Proteste | |
weitergehen“, warnte Mondlanes Berater Dinis Tivane, der selbst im Februar | |
einem Mordanschlag entging, als Unbekannte sein Haus beschossen. „Wir | |
können uns einem blutrünstigen Regime nicht beugen.“ | |
Die Bestrebungen zur Versöhnung in Mosambik sind damit erneut von Gewalt | |
überschattet. Das Abkommen vom vergangenen Mittwoch wurde neben der | |
regierenden Frelimo von der größten Oppositionspartei Podemos | |
(Optimistisches Volk für die Entwicklung Mosambiks) unterzeichnet, die im | |
Oktober Mondlanes Präsidentschaftskandidatur unterstützt hatte, sowie von | |
der ehemaligen Rebellenbewegung Renamo (Mosambikanischer Nationaler | |
Widerstand) und der Partei MDM (Mosambikanische Demokratische Bewegung), | |
dazu von fünf Kleinparteien. Kirchenvertreter, Diplomaten und führende | |
Figuren der Zivilgesellschaft wohnten der Unterzeichnung bei. | |
## Islamistische Aufständische im Norden | |
„Dies ist der richtige Moment, unsere politischen Differenzen beiseite zu | |
stellen und die Interessen Mosambiks und seines Volkes zu priorisieren“, | |
sagte Chapo. Am Vortag hatte er in Südafrika seinen Amtskollegen Cyril | |
Ramaphosa getroffen, „um zu erklären, dass die Lage in Mosambik gut ist“, | |
wie er erklärte. | |
Nun ist die Lage aber nicht gut, und das liegt nicht allein an der | |
Konfrontation zwischen Staatsmacht und Venancio Mondlane. Auch im Norden | |
des Landes, wo seit 2017 [4][islamistische Aufständische] gegen die | |
Regierung kämpfen, lebt die Gewalt neu auf, die internationale Truppen | |
zuletzt deutlich eindämmen konnten. | |
Nach UN-Angaben wurden seit Jahresanfang bei Angriffen der islamistischen | |
Rebellen im Norden Mosambiks mindestens 35 Menschen getötet und 77 | |
entführt. Im Ort Meluco wurden zwei Menschen enthauptet. In mehreren | |
Distrikten flohen Tausende Menschen aus angegriffenen Dörfern in die | |
nächsten Städte. Verbreitete Plünderungen durch unabhängig agierende lokale | |
Milizen haben die humanitäre Situation zusätzlich verschärft. | |
10 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Armando Domingos | |
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