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# taz.de -- Republika Srpska: EU verstärkt EUFOR-Truppen in Bosnien
> Die bosnisch-herzegowinische Entität Republika Srpska erkennt die
> bosnische Polizei und Justiz nicht mehr an. Jetzt wächst auf dem Balkan
> die Kriegsangst.
Bild: Sollen in Bosnien für Sicherheit sorgen: Eufor-Truppen der EU, hier in S…
Split taz | Der Blick auf das Gräberfeld in Srebrenica zeigt mehr über die
Lage in Bosnien als viele Analysen. Auf der Straße, die die Gedenkstätte
für die von Serben ermordeten mehr als 6.700 Bosniaken durchschneidet,
fuhren in den letzten Wochen serbische Extremisten in Autokorsos. Für die
Mitarbeiter und Überlebenden ist das bedrohlich. Der Leiter der
Gedenkstätte, Emir Suljagic, teilte mit, „bis auf Weiteres“ bleibe das
Museum geschlossen.
Bisher war die Anlage, die in dem von Serben kontrollierten Gebiet, der
serbischen Entität Republika Srpska, liegt, von der gesamtstaatlichen
bosnischen Polizei SIPA bewacht, um Übergriffe und Zerstörungen der
[1][Gedenkstätte für den Völkermord von 1995] zu verhindern. Doch nachdem
der „starke Mann“ der Serben, Milorad Dodik, als Reaktion auf ein Urteil
gegen ihn am vergangenen Mittwoch das Parlament seiner Entität veranlasste,
alle Institutionen der Polizei und Justiz des Gesamtstaates Bosnien und
Herzegowina auf dem Gebiet der Republika Srpska zu verbieten und damit auch
die Polizei SIPA durch die serbische MUP zu ersetzen, bekommen die
Mitarbeiter der Gedenkstätte Angst.
Die meisten von ihnen sind Überlebenden des Genozids. Nicht nur sie leben
in Angst, sondern alle zurückgekehrten Opfer der ethnischen Säuberungen,
die etwa 15 Prozent der Bevölkerung der Republika Srpska ausmachen, so
[2][die Überlebenden der Konzentrationslager von Prijedor].
## EU-Mission Eufor verstärkt vorübergehend Truppen
Jetzt läge es an den Institutionen der internationalen Gemeinschaft aktiv
zu werden, fordert die Zivilgesellschaft. So könnten die Truppen der
EU-Mission Eufor in die Bresche springen und zumindest in Srebrenica für
Sicherheit sorgen, hoffen sie.
Immerhin hat Eufor eine „vorübergehende Verstärkung“ ihrer Kräfte vor Ort
angekündigt. Die EU-Truppe besteht aus rund 1.500 Soldatinnen und Soldaten
aus 23 Nationen. Seit 2022 beteiligt sich auch die Bundeswehr wieder mit
bis zu 50 Soldatinnen und Soldaten. Im Fokus ihres Auftrages stehen
Führungs-, Verbindungs-, Beratungs- und Beobachtungsaufgaben – sie
beobachten also, was geschieht, ähnlich wie die UN-Truppen [3][während des
Krieges 1992-95].
Die „vorübergehende Verstärkung“ sei eine „proaktive Maßnahme, die dar…
abzielt, Bosnien und Herzegowina im Interesse aller seiner Bürger zu
unterstützen“, hieß es von Seiten der Mission am Freitagabend. Zur Anzahl
der zusätzlichen Kräfte machte Eufor keine Angaben. Der Hohe Repräsentant
der internationalen Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina, Christian
Schmidt, sprach von mehreren Hundert Soldatinnen und Soldaten.
Ob Eufor-Truppen auch nach Srebrenica kommen werden, ist noch unklar. Der
bosnisch-muslimische Vertreter der Präsidentschaft von Bosnien und
Herzegowina, Denis Becirovic, forderte die Eufor auf, ihre Soldaten „an
strategischen Punkten“ im Land einzusetzen.
## Nato-Generalsekretär Mark Rutte kommt nach Sarajevo
Nach den jüngsten Entwicklungen in Bezug auf die Ukraine sei Europa
gewarnt, heißt es in diplomatischen Kreisen. Der Konflikt in Bosnien wird
jetzt ernster genommen und nicht wie seit Jahren üblich heruntergespielt.
So kündigte die Nato an, dass Generalsekretär Mark Rutte am Montag die
bosnische Hauptstadt Sarajevo besuchen werde.
Noch stehen Entscheidungen in Bezug auf das ungarische Eufor-Kontingent
aus. Ungarn hat nämlich erkennen lassen, es werde Milorad Dodik und die
seinen beschützen. Dabei wäre es auch Sache der Eufor, Gerichtsurteile
gegen Dodik durchzusetzen.
Dodik hatte bosnische Serben am Freitag dazu aufgerufen, ihre Posten in der
Polizei und der Justiz des Gesamtstaates Bosnien und Herzegowina zu
verlassen und stattdessen den Institutionen der Republika Srpska
beizutreten. Ihnen sei ein Arbeitsplatz unter Beibehaltung ihres
Dienstgrades, ihrer Position und ihres Gehalts zugesichert worden. Mit
seiner Unterschrift setzte Dodik zuvor Regelungen in Kraft, wonach
bosnischen Serben bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen, wenn sie weiterhin
für die Polizei oder die Justiz des Gesamtstaates arbeiten.
Doch in der serbisch bewohnten Trabantenstadt Istočno Sarajevo
(Ost-Sarajevo) regt sich Widerstand. Die meisten der Serben dort arbeiten
in Sarajevo, die ethnische Trennung bedroht ihre Existenz. Auch aus anderen
Orten der Republika Srpska wird Dodiks Politik sehr kritisch gesehen, die
Serbische Demokratische Partei (SDS) kritisiert ihn lautstark.
Rückendeckung erhält der bosnische Serbenführer demgegenüber aus Belgrad.
[4][Dort rumort es allerdings auch]: Am 15. März werden in der serbischen
Hauptstadt Hunderttausende gegen die Regierung dort demonstrieren. Die
prominente serbische Oppositionelle Sonja Biserko warnte gegenüber der taz:
„Angeschlagene Boxer können sehr gefährlich werden.“
9 Mar 2025
## LINKS
[1] /Jahrestag-des-Srebrenica-Massakers/!6019796
[2] /Serbische-Verbrechen-im-Bosnien-Krieg/!5855201
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[4] /Unruhen-in-Serbien/!6063424
## AUTOREN
Erich Rathfelder
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