| # taz.de -- Telefonat zwischen Trump und Putin: Telefonieren oder schießen? | |
| > Nach dem Telefonat zwischen Wladimir Putin und Donald Trump ist die Sorge | |
| > um das Schicksal der Ukraine groß. So reagieren deutsche Politiker:innen. | |
| Bild: Jan van Aken ist der Solist im Chor der deutschen Politiker:innen | |
| US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag mit dem russischen Präsidenten | |
| [1][Wladimir Putin über den Krieg gegen die Ukraine] gesprochen und | |
| anschließend „sofortige Friedensverhandlungen“ angekündigt. Das Telefonat | |
| sei „sehr produktiv“ gewesen, sagte Trump. Seine Nähe zum russischen | |
| Präsidenten ist bekannt, politisch stellt das Gespräch dennoch eine Zäsur | |
| dar. | |
| „Das Telefonat mit Putin und die Ankündigung, über die Ukraine hinweg | |
| Verhandlungen mit dem Aggressorstaat zu führen, sind ein Desaster für | |
| Europa und besonders die Ukraine“, sagt Roderich Kiesewetter der taz, | |
| Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Auswärtigen Ausschuss. | |
| Nils Schmid, außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, kritisert das | |
| Vorgehen der USA, einen Plan für Verhandlungen zu präsentieren, ohne sich | |
| vorher mit der Ukraine und den europäischen Verbündeten abgestimmt zu | |
| haben. „Dies und der voreilige Verzicht auf Nato-Mitgliedschaft und Gebiete | |
| schwächen die Ukraine unnötig“, so Schmid zur taz. Trump entpuppe sich als | |
| schlechter Verhandler. | |
| Auch [2][Bundeskanzler Olaf Scholz] warnte in einem Podcast des | |
| Springer-Magazins Politico, es müsse sichergestellt werden, „dass es hier | |
| keinen Diktatfrieden gibt“. Die Ukraine müsse „auch nach dem | |
| Friedensschluss“ eine Möglichkeit haben, sich zu entwickeln, sagte er laut | |
| AFP. Weiter forderte er, die Ukraine müsse „eine starke Armee“ haben, die | |
| größer sein werde als vor dem Krieg, ausgestattet auch mit westlichen | |
| Waffen, schreibt die Nachrichtenagentur. | |
| Ob das mit Donald Trump passieren wird? Das Bundesaußenministerium sei zwar | |
| mit den USA in Kontakt gewesen, sagte Annalena Baerbock dem | |
| Deutschlandfunk. „Aber der Anruf kam sehr aus der Kalten heraus.“ Dass | |
| Putin jetzt Gesprächsbereitschaft signalisiere, nachdem er „seit drei | |
| Jahren eines unserer europäischen Nachbarländer auf brutale Weise | |
| bombardiert“, sei überfällig, sagt Baerbock. „Wenn Putin einsieht, dass er | |
| das größte Desaster dieser Zeit in Europa angerichtet hat, auch für sich | |
| selbst“, wäre das ein wichtiger Schritt. [3][Linken-Chef Jan van Aken] | |
| kommt zu einem ähnlichen Urteil: „Telefonieren ist immer besser als | |
| schießen“, sagte er der Rheinischen Post. | |
| ## „So machen andere keine Außenpolitik“ | |
| Die [4][Zusammenarbeit mit der Trump-Administration] sei herausfordernd, | |
| auch weil mehrere US-Ministerien auf verschiedenen Ebenen für die Ukraine | |
| zuständig sind. „So machen andere auch keine Außenpolitik, aber das ist | |
| jetzt die Realität“, sagte Baerbock im Deutschlandfunk. „Es ist noch nichts | |
| in Stein gemeißelt, die Amerikaner senden uns sehr unterschiedliche | |
| Signale“. Deshalb müsse man mit „allen Akteuren“ im Dauerkontakt bleiben. | |
| Gespräche über die Köpfe der Ukrainer:innen hinweg dürfe es aber auf | |
| keinen Fall geben, sagte die Außenministerin. Auch Europa müsse stärker mit | |
| einbezogen werden. „Es ist wichtig, dass wir Europäer unsere eigene Rolle | |
| spielen.“ | |
| Bei entwaigen Verhandlungen müssten sowohl die Ukraine als auch die EU mit | |
| am Tisch sitzen, fordert auch SPD-Außenexperte Schmid. „Ein Frieden muss am | |
| Ende international akzeptiert sein. Was nicht geht, ist, dass zwei | |
| Präsidenten Europa unter sich aufteilen. Das wäre das Ende der | |
| transatlantischen Partnerschaft.“ | |
| Der SPD-Politiker setzt aber darauf, dass auch Trump Europa als Partner | |
| brauche. „Denn ohne die europäischen Partner sind die USA auf der Welt | |
| ziemlich allein.“ Auch stelle Trump die Nato nicht infrage. Gleichwohl | |
| müsse sich Europa darauf einstellen, dass die USA ein problematischer | |
| Partner seien. „Wir wissen seit langem, dass wir mehr für unsere Sicherheit | |
| tun müssen.“ | |
| Sollte es zu einem Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine | |
| kommen, werden die USA keine Soldaten für eine Friedensmission entsenden, | |
| das hat Trump deutlich gemacht. Baerbock fordert daher „starke | |
| Sicherheitsgarantien“ für die Ukraine, das bedeute eine massive weitere | |
| Unterstützung der ukrainischen Verteidigungsfähigkeit. Kritik kommt von der | |
| Linkspartei: „Dass die Europäer laut den [5][USA mögliche Friedenstruppen] | |
| stellen sollen, die USA aber nicht, zeigt mir, dass Europa alle | |
| diplomatischen Initiativen komplett verschlafen hat“, so van Aken. | |
| ## Nicht ohne Europa, nicht ohne die USA | |
| Natürlich, so Baerbock, könne Europa die USA in dieser Hinsicht nicht | |
| gänzlich ersetzen. „Aber die USA brauchen auch uns.“ Die [6][Spannungen mit | |
| China] im Blick und mit einem „aggressiven Putin“ im UN-Sicherheitsrat, sei | |
| ein starkes Europa, das „partnerschaftlich“ agiert, im Interesse der USA. | |
| „Wir stehen an einer existenziellen Wegmarke für Frieden und Sicherheit in | |
| Europa. Deshalb müssen wir eigene Anstrengungen für einen Frieden in der | |
| Ukraine und unsere eigene Sicherheit leisten“, sagte Baerbock. | |
| Das habe Europa bisher jedoch versäumt, sagt Unionspolitiker Kiesewetter. | |
| „Insbesondere wegen der [7][Blockade- und Verzögerungshaltung | |
| Deutschlands.]“ Er fordert eine „europäische Koalition der Willigen“, um… | |
| verhindern, dass Russland für den Angriffskrieg belohnt wird. „Deutschland | |
| sollte Teil dieser Koalition sein, ansonsten wird sich Deutschland weiter | |
| isolieren.“ | |
| [8][Auch Johann Wadephul], stellvertretender Vorsitzender der | |
| Unions-Bundestagsfraktion für den Bereich Auswärtiges und Verteidigung | |
| betont die Dringlichkeit der Situation: „Die zentralen Akteure müssen jetzt | |
| die Initiative ergreifen und mit konstruktiven Vorschlägen auf die neue | |
| US-Administration zugehen und eine gemeinsame Basis für Gespräche schaffen. | |
| Und zwar noch bevor es zum ersten Gespräch in Saudi-Arabien kommt.“ | |
| Der Bundeskanzler besteht laut AFP ebenfalls auf einer [9][Zusammenarbeit | |
| mit den USA]. Die USA müssten an allen Lösungen beteiligt und die | |
| transatlantische Einheit „immer gewährleistet werden“. | |
| ## Welchen Frieden wird es geben? | |
| Ein möglicher Frieden müsse zwingend die Souveränität der Ukraine | |
| gewährleisten, betont Annalena Baerbock. Auch Unionspolitiker Wadephul | |
| mahnt zur Vorsicht: „Demütigende Friedensschlüsse können neue | |
| Auseinandersetzungen befördern.“ | |
| „Wenn das passiert, was 2014 passiert ist, ist es kein Frieden, sondern die | |
| Vorbereitung einer [10][noch brutaleren Offensive]“, warnt Baerbock. Das zu | |
| verhindern, hänge maßgeblich von den USA ab. „Wir sind aber in einer | |
| Situation, in der es vollkommen unklar ist, in welche Richtung es geht.“ | |
| Wie ein Frieden zwischen der Ukraine und Russland gesichert werden könne, | |
| sollte er denn kommen, ist derweil noch fraglich. Diskussionen über eine | |
| Beteiligung der Bundeswehr hielt Scholz für verfrüht: „Jeder weiß, dass das | |
| kein Thema jetzt ist“, sagte er. „Es ist vollkommen klar, dass da wir | |
| alleine keine Soldaten reinschicken können“, erklärte auch | |
| Bundesaußenministerin Baerbock. Bei [11][einer UN-Friedensmission], der | |
| sowohl Russland als auch China zustimmen, sähe die Sache jedoch anders aus. | |
| In der Diskussion um eine Schutztruppe warnt Schmid vor einer | |
| Überforderung. „Eine rein europäische Schutztruppe in der Ukraine, die auch | |
| abschreckend wirken soll, würde viele tausend Soldaten benötigen und einen | |
| Großteil der europäischen Kapazitäten binden, die dann woanders fehlen.“ | |
| Daran könnten auch die USA kein Interesse haben. | |
| 13 Feb 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Marco Fründt | |
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