| # taz.de -- „Syndikat“-Betreiber klagt: Linker Kneipier zieht vors Bundesve… | |
| > Karlsruhe soll klären, ob der Verfassungsschutz Gastronomen verpetzen | |
| > darf. Die Klage kommt vom Betreiber der legendären Kneipe „Syndikat“ in | |
| > Berlin. | |
| Bild: Polizisten vor der gewaltsamen Räumung der Kiezkneipe im August 2020 | |
| Freiburg im Breisgau taz | Darf der Verfassungsschutz belastende Daten auch | |
| an Behörden übermitteln, die die Zuverlässigkeit von Gastwirten prüfen? Das | |
| will ein Mitbetreiber [1][der linken Kiezkneipe Syndikat] aus | |
| Berlin-Neukölln vom Bundesverfassungsgericht klären lassen. Die | |
| Verfassungsbeschwerde wird von der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) | |
| koordiniert und unterstützt. | |
| Das Syndikat ist eine legendäre Kiezkneipe, die seit rund 40 Jahren zur | |
| linken Szene Neuköllns gehört. 2020 wurde sie [2][mit einem großen | |
| Polizeieinsatz geräumt], nachdem der Mietvertrag ausgelaufen war. 2023 | |
| machte das Syndikat unter alter Losung („Kein Gott, kein Staat, nur das | |
| Syndikat“) [3][an anderer Stelle wieder auf.] | |
| Der Mitbetreiber weiß, dass sich auch der Verfassungsschutz für seine | |
| gastronomischen Aktivitäten interessiert. Im Verfassungsschutzbericht wird | |
| das Syndikat als „Freiraum“ der linksextremen autonomen Szene bezeichnet. | |
| Bei den Auseinandersetzungen um die Räumung habe das Kneipenkollektiv mit | |
| Linksextremisten kooperiert. | |
| ## Droht ein Entzug der Kneipenerlaubnis? | |
| Das prädestiniert den Kneipier in den Augen der GFF-Bürgerrechtler als | |
| Kläger gegen eine Neuregelung der Übermittlungsbefugnisse im | |
| Bundesverfassungsschutzgesetz von Ende 2023. Eigentlich wurden dabei zwei | |
| Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts umgesetzt, nur an einem Punkt | |
| greift die GFF die Änderungen an, weil sie zu unklar, zu unbestimmt und | |
| unverhältnismäßig seien. | |
| Konkret geht es um die Befugnis des Bundesamts für Verfassungsschutz, Daten | |
| ohne Anforderung an Behörden weiterzugeben, die „Eignungs- und | |
| Zuverlässigkeitsprüfungen“ durchführen. Beispielhaft wird im Gesetz auf | |
| Prüfungen nach dem Waffenrecht, dem Sprengstoffrecht und dem Atomrecht | |
| verwiesen. | |
| Vom Gaststättenrecht ist zwar nicht die Rede, aber da die Aufzählung nur | |
| beispielhaft ist, sei das Gaststättenrecht wohl mitgemeint, mutmaßt die | |
| GFF. Der linke Kneipier müsse nun befürchten, dass der Verfassungsschutz | |
| gezielt Informationen weitergibt, die seine gaststättenrechtliche | |
| „Zuverlässigkeit“ in Zweifel ziehen und zu einem Widerruf seiner | |
| Kneipenerlaubnis führen könnten. | |
| Misstrauisch machte ihn die Broschüre des Bundesinnenministeriums | |
| „Rechtsextremismus entschlossen bekämpfen“ von 2024. Darin heißt es: | |
| „Extremistische Akteure und Agitationen müssen überall im Rahmen der | |
| rechtlichen Möglichkeiten in die Schranken gewiesen werden.“ | |
| Und weiter: „Jedwede Rechtsverstöße müssen wirksam verfolgt und geahndet | |
| werden, um das klare Signal zu setzen, dass die wehrhafte Demokratie auch | |
| einen starken Staat beinhaltet.“ Seither hat er Angst, dass der | |
| Verfassungsschutz auch bei Linken irgendwelche Anlässe sucht, um ihre | |
| berufliche Grundlage zu zerstören. | |
| Die GFF hat nichts dagegen, dass der Verfassungsschutz Informationen | |
| weitergibt, wenn es um gefährliche Tätigkeiten mit Waffen, Sprengstoff oder | |
| an Atomkraftwerken geht. Das Bundesverfassungsgericht soll nun aber dafür | |
| sorgen, dass nicht jede Eignungs- und Zuverlässigkeitsprüfung vom | |
| Verfassungsschutz für Maßnahmen der „wehrhaften Demokratie“ genutzt werden | |
| kann. | |
| 26 Feb 2025 | |
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| [1] /Raeumung-des-Syndikat-in-Berlin/!5701735 | |
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| [3] /Wiedereroeffnung-der-Kneipe-Syndikat/!5909955 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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