# taz.de -- Welt-Naturkonferenz: Artenschützer aus der ganzen Welt proben Spee… | |
> In drei Tagen wollen die Vertragsstaaten der Konvention über biologische | |
> Vielfalt Lösungen für wichtige Naturschutzprobleme finden. Es geht um | |
> Geld. | |
Bild: Konferenz-Leiterin Susana Muhamad mit Vertretern indigener Gemeinschaften… | |
Bogotá/Berlin taz | Wie finanzieren die Staaten den Schutz der Natur und | |
wie überprüfen sie, ob ihre Naturschutzpolitik erfolgreich ist? Ab dem | |
heutigen Dienstag haben die Mitgliedsstaaten der UN-Konvention zur | |
biologischen Vielfalt drei Tage Zeit, um diese Fragen zu klären. Die | |
wesentlichen Beschlüsse dazu haben sie schon im vergangenen Herbst bei | |
zweiwöchigen Verhandlungen im kolumbianischen Cali vorbereitet, doch die | |
Zeit auf der dortigen Weltnaturkonferenz reichte nicht mehr für formale | |
Abschlüsse. [1][Viele Regierungsdelegationen reisten ab, die Verbliebenen | |
beschlossen in der letzten Nacht der Konferenz, die Verhandlungen zu | |
vertagen]: auf Ende Februar in Rom. | |
Es geht um viel Geld. Die beteiligten Industrieländer sollten jetzt schon | |
jedes Jahr 20 Milliarden US-Dollar (etwa 19 Milliarden Euro) für den Schutz | |
der Artenvielfalt bereitstellen, ab 2030 insgesamt 30 Milliarden. Doch | |
bislang fließt das Geld nicht. | |
Immerhin ist die Verhandlungsführung geklärt – und das ist in diesem Fall | |
keine Selbstverständlichkeit. Präsidentin dieser Fortsetzung der | |
Weltnaturkonferenz bleibt die Kolumbianerin Susana Muhamad. Das ist | |
bemerkenswert, da Muhamad gerade als Umweltministerin ihres Landes | |
zurückgetreten ist. [2][Hintergrund ist eine umstrittene, live ins | |
Fernsehen übertragene Kabinettssitzung von Gustavo Petros linker Regierung | |
in Kolumbien, in der Sexismus und Altherrenwitze den Umgang prägten.] | |
Auf Anfrage der taz bestätigte Muhamad, dass sie aktuell weiter im Amt sei | |
und ein Datum für ihr Ausscheiden noch nicht feststehe. Sie werde als | |
Präsidentin der Weltnaturkonferenz in Rom fortführen, was sie in Cali | |
begonnen habe. Dort hatte es viel internationales Lob für ihre | |
Konferenzleitung gegeben. | |
Die wichtigsten Themen sind weiterhin: Ressourcen zu mobilisieren und einen | |
Finanzierungsmechanismus festzulegen, um die Entwicklungsländer beim | |
Naturschutz zu unterstützen und einen Überwachungsrahmen zu schaffen, um | |
die Fortschritte bei der Umsetzung der 23 Ziele zu messen, die bis 2030 | |
erreicht sein sollen. Kolumbien selbst könne aktuell nur 6 von 26 der | |
Indikatoren überwachen, die für diese Ziele relevant sind, schreibt das | |
Umweltministerium. Das Land wolle daher Methoden und Fähigkeiten | |
verbessern. | |
## Auch die neue Bundesregierung muss sich an Ziele halten | |
Umstritten ist bislang allerdings noch der Fonds, aus dem Gewinne aus der | |
Nutzung biologischer Vielfalt gerecht verteilt werden sollen. Hierzu werde | |
es „eine Ansage geben“, sagte Muhamad der taz. Während viele | |
Entwicklungsländer einen neuen Fonds aufsetzen wollen, möchten die | |
Industrieländer bestehende Strukturen nutzen. „Bislang gibt es hier noch | |
keinen guten Kompromiss“, sagt Katrin Böhning-Gaese, Wissenschaftliche | |
Geschäftsführerin des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in | |
Leipzig. | |
Zahlen soll in den Fonds vor allem die Pharmabranche, Biotechnologie und | |
Landwirtschaft, die [3][mit genetischen Ressourcen zum Beispiel aus dem | |
Amazonas-Gebiet neue Produkte entwickeln] – ohne dass die Herkunftsländer | |
und vor allem indigene Gemeinschaften und andere Akteure, die diese | |
Lebensräume bewahren, bisher davon profitieren. Für Deutschland wird | |
Jan-Niklas Gesenhues (Grüne), Staatssekretär im Bundesumweltministerium, an | |
den Verhandlungen teilnehmen. | |
Das Ministerium hatte in den vergangenen Jahren mit dem Aktionsplan | |
Natürlicher Klimaschutz eine sehr ambitionierte Naturschutzpolitik | |
begonnen, die aber in wesentlichen Punkten – etwa der Wiedervernässung von | |
Mooren – noch nicht ausgestaltet ist. Ob eine neue Bundesregierung die | |
Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie umsetzt, die ihre Vorgängerin | |
noch Mitte Dezember beschlossen hatte, ist auch nicht absehbar. | |
## Großes Risiko für Wachstum | |
„Die Ziele gelten, an die muss sich auch eine neue, wahrscheinlich | |
schwarz-rote Bundesregierung halten“, sagt die Biologin Böhning-Gaese. | |
Erstens blamiere sich Deutschland auf internationaler Bühne, wenn es | |
Vereinbartes wie das Ziel nicht einhalte, mindestens 30 Prozent der Land- | |
und Meeresfläche unter Schutz zu stellen. | |
Zudem erkenne die Wirtschaft die Naturkrise inzwischen als großes Risiko | |
für Wachstum an. „Und nicht zuletzt habe ich oft Minister:innen erlebt, | |
die im Amt über sich hinausgewachsen sind“, sagt Böhning-Gaese. Barbara | |
Hendricks (SPD) etwa habe sich von einer Quereinsteigerin zu einer | |
erfolgreichen Naturschützerin entwickelt, „insofern bin ich erst mal | |
optimistisch“. | |
24 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Weltnaturkonferenz-in-Cali/!6043873 | |
[2] /Regierungskrise-in-Kolumbien/!6065158 | |
[3] /UN-Konferenz-zur-Biodiversitaet-in-Cali/!6046513 | |
## AUTOREN | |
Katharina Wojczenko | |
Heike Holdinghausen | |
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