# taz.de -- Hamburger Bürgerschaftswahlkampf: Kleinpartei will beachtet werden | |
> Obwohl „Die Wahl“ zwei Abgeordnete in der Bürgerschaft hat, | |
> berücksichtigt der NDR ihre Positionen nicht. Das wäre aber dessen | |
> Auftrag, meinen sie. | |
Bild: Im Schanzenviertel immer ein Thema: günstige Mieten | |
Hamburg taz | Vom öffentlich rechtlichen Rundfunk benachteiligt sieht sich | |
die linke [1][Wählervereinigung „Die Wahl“]. „Obwohl wir mit zwei | |
Abgeordneten in der jetzigen Hamburgischen Bürgerschaft vertreten sind, | |
wurde seit Januar 2025 [2][nicht über uns berichtet]“, heißt es in einem | |
[3][offenen Brief] an den NDR. | |
Die Rede ist von den ehemaligen Linken-Abgeordneten Mehmet Yıldız und | |
Martin Dolzer, die im vergangen November zusammen mit anderen ehemaligen | |
Linkspartei-Angehörigen die Liste „[4][Die Wahl für Frieden und soziale | |
Gerechtigkeit]“ gründeten. | |
Die Gruppe tritt mit 24 Kandidaten als Landesliste und in vier der [5][17 | |
Hamburger Wahlkreise] mit Wahlkreislisten an. Auch wenn ein Überschreiten | |
der Fünf-Prozent-Hürde unwahrscheinlich ist, rechnet sie sich zumindest | |
dort Chancen aus, über Einzelmandate in die Bürgerschaft einzuziehen, so | |
wie es 2020 einer FDP-Kandidatin im Wahlkreis Blankenese gelungen war. | |
Da die „Wahl“ ebenso wie die FDP und das BSW auch derzeit schon mit | |
Abgeordneten in der Bürgerschaft vertreten ist, hätte sie, so meinen Dolzer | |
und Yıldız, in jenen NDR-Beiträgen, wo es um Positionen der Parteien zur | |
Wahl geht, berücksichtigt werden müssen. | |
## Alleinstellungsmerkmal fällt untern Tisch | |
Am 17. Februar zum Beispiel referierte [6][der Sender] unter der | |
Ankündigung „Bürgerschaftswahl: Was die Parteien zum Thema Migration | |
fordern“ die Positionen von SPD, FDP, CDU, Grünen, AfD und der Linken und | |
kommt zu dem Schluss, dass „fast alle Parteien für mehr Abschiebung“ seien. | |
„Hätten sie uns gefragt oder in unser [7][Programm] geschaut, hätten wir | |
gesagt, dass wir das nicht so sehen und statt dessen die Beendigung der | |
Fluchtursachen fordern – und hier vor Ort mehr Ausbildung und bessere | |
Lebensbedingungen für die Geflüchteten“, sagt Dolzer. | |
Wichtiges Alleinstellungsmerkmal sei zudem die Forderung nach einer | |
„aktiven Friedenspolitik auch als Stadt Hamburg“, etwa durch [8][Verzicht | |
auf Rüstungsexporte vom Hafen] und ein ernsthaftes Engagement bei den | |
„[9][Mayors for Peace]“, bei den Hamburg Mitglied ist mit Städten wie | |
Hiroshima und Nagasaki. | |
In Ihrem Brief verweisen [10][Dolzer und Yıldız] nun auf mehrere Urteile | |
des Bundesverfassungsgerichts, nach denen öffentliche Rundfunkanstalten | |
„grundsätzlich alle in Betracht kommenden Kräfte“ in ihrem Gesamtprogramm | |
zu Wort kommen lassen müssten. Sie hätten hier eine andere Verpflichtung | |
als die freie Presse und dürften keine Partei benachteiligen. | |
## NDR spricht von „abgestufter Chancengleichheit“ | |
Dass es beim NDR ein Bewusstsein dafür gebe, zeige ein redaktioneller | |
Hinweis unter Artikeln zu Wirtschaft und Migration, bei dem es heißt, man | |
habe das BSW nicht berücksichtigt, weil zu dem Zeitpunkt noch kein | |
[11][Hamburg-Programm] vorlag. | |
Die NDR-Chefredakteure Andreas Cichowicz und Annika Sepeur haben auf den | |
Brief geantwortet, der NDR berichte nach journalistischen Kriterien über | |
den Wahlkampf. Die Redaktionen ließen sich dabei vom Konzept der | |
„abgestuften Chancengleichheit“ leiten. Dafür habe man alle Parteien | |
geclustert. | |
„Die Wahl“ erfülle zwar das Kriterium, dass sie in der Bürgerschaft | |
vertreten ist. Sie liege jedoch [12][bei Umfragen] deutlich unter drei | |
Prozent. Deshalb gehöre sie zu den Kleinparteien, deren Positionen | |
zusammengefasst in Beiträgen auftauchen. Ende Februar etwa komme sie im | |
Hamburg-Journal mit einem „O-Ton“ vor, ebenso in einem Radiobeitrag und | |
einer Nachrichtensendung am 20. Februar. | |
Die NDR-Spitze schreibt, der Sender hätte gern auch von einer | |
Wahlkampfveranstaltung berichtet, aber entsprechende Einladungen habe man | |
zu kurzfristig erhalten, einmal sogar erst am selben Morgen. Sollte es aber | |
noch eine weitere Wahlveranstaltung geben, zu der der NDR mit Vorlauf | |
eingeladen wird, werde man eine Berichterstattung „selbstverständlich gerne | |
prüfen“. | |
22 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Hamburger-Ex-Linke-gruenden-Liste/!6042937 | |
[2] https://www.ndr.de/der_ndr/presse/mitteilungen/NDR-Umfrage-zur-Buergerschaf… | |
[3] https://diewahl-hamburg.com/pressemitteilung/ | |
[4] https://diewahl-hamburg.com/ | |
[5] https://www.hamburgische-buergerschaft.de/ueber-uns/interaktive-wahlkreiska… | |
[6] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Buergerschaftswahl-Was-die-Parteien-… | |
[7] https://diewahl-hamburg.com/ | |
[8] /Hamburger-Volksini-ueber-Ruestungsexporte/!5851442 | |
[9] https://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Politik/Politische-Gre… | |
[10] /Linksfraktion-in-Hamburg-verliert-Sitz/!6013626 | |
[11] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/BSW-stellt-Programm-fuer-Buergersch… | |
[12] /Buergerschaftswahl-Hamburg-in-Zahlen/!6064137 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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