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# taz.de -- Firma Böttcher in Thüringen: AfD-Großspender als Aufsichtsrat ab…
> Die AfD erhält mitten im Wahlkampf 1 Million Euro. Der Spender verliert
> seinen Posten und soll das Geld zurückzahlen – aber Fragen bleiben.
Bild: Muss sich einige Fragen stellen lassen: AfD-Bundesschatzmeister Carsten H…
Berlin taz | Es ist eine Großspende an die [1][AfD], mitten [2][im
Wahlkampf], die Fragen aufwirft. 999.990 Euro bekam die AfD vor wenigen
Tagen von dem Thüringer Horst Jan Winter, Aufsichtsrat bei der Böttcher AG,
einer Firma für Büroartikel. Das Unternehmen hat Winter nach eigener
Auskunft nun als Aufsichtsrat abberufen. Die NGO Lobbycontrol fordert aber
weiter, zu prüfen, ob sich um eine sogenannte Strohmannspende handelt, bei
welcher der wahre Geldgeber verschleiert wird.
Erste Fragen zu der Spende waren aufgekommen, weil die Bundestagsverwaltung
eine Adresse von Winter im Thüringer Blankenhain angab – sich dort aber
laut Lokalmedien nur ein Briefkasten fand. Nach taz-Informationen lebt
Winter in Jena. Unklar war anfangs auch, ob es sich um eine Privatspende
oder eine der Böttcher AG handelt.
Tatsächlich prüft die Bundestagsverwaltung die Spende. Ob sich konkrete
Anhaltspunkte für eine Strohmann-Spende ergeben, sei derzeit noch offen,
sagte ein Sprecher der taz. Auch die Frage der Anschrift des Spenders sei
noch zu klären.
Winter selbst war für die taz bisher nicht zu erreichen. [3][Der Berliner
Zeitung schrieb er], sein Hauptanliegen sei der Krieg in der Ukraine und
das „sinnlose Sterben von Millionen junger Menschen“ dort. Die AfD sei
neben dem BSW die einzige Partei, die sich hier konsequent für Frieden und
ein Ende der Waffenlieferungen einsetze. Er habe erst an eine Spende für
beide Parteien gedacht, diese dann aber der AfD gegeben, weil sie „den
größeren oppositionellen Hebel“ habe.
Winter behauptet, er selbst sei nicht rechtsextrem, sondern „vorwiegend
liberal“, habe 30 Jahre lang die FDP gewählt. Deshalb habe er auch gebeten,
die Spende nicht an gesichert rechtsextreme AfD-Landesverbände wie
[4][Thüringen] oder [5][Sachsen] weiterzuleiten.
## Firmenchef Böttcher ist „tief enttäuscht“
Udo Böttcher, Vorstandsvorsitzender der Böttcher AG, beteuerte in einer
Stellungnahme, sein Unternehmen oder er selbst habe mit der Spende nichts
zu tun. Er habe von dieser vorab keine Kenntnis gehabt – und wäre damit
auch „keinesfalls einverstanden“ gewesen.
Böttcher erklärte, er habe in den vergangenen Jahren mehr als 11 Millionen
Euro für soziale Zwecke gespendet – darunter auch 2 Millionen Euro an
Winter, der schwer erkrankt sei. Er sei davon ausgegangen, dass Winter
dieses Geld für Therapien aufwendet. Dass Winter davon offenbar eine
Million Euro an die AfD spendete, damit habe er „nicht im Entferntesten
gerechnet“.
Er sei von Winter „sowohl menschlich als auch kollegial tief enttäuscht“,
so Böttcher weiter. Man habe ihn daher mit sofortiger Wirkung als
Aufsichtsrat abberufen. Auch fordert Böttcher die geschenkten knapp eine
Million Euro innerhalb einer Woche zurück, wegen „groben Undanks“.
Andernfalls werde er Klage gegen Winter erheben.
Böttcher selbst fiel zuletzt allerdings mit Social Media Postings auf, in
denen er [6][laut Spiegel etwa AfD-Chefin Alice Weidel eine „geile Rede“
attestierte]. „Das sollte unser Traum für Deutschland sein.“ Die Beiträge
sind inzwischen gelöscht. Bereits vor einem Jahr hatte die Böttcher AG für
Schlagzeilen gesorgt, weil sie eine Umfrage unter ihren Mitarbeitenden
durchführte und veröffentlichte, in der 34 Prozent der Befragten angaben,
die AfD wählen zu wollen.
## Lobbycontrol sieht weiter offene Fragen
AfD-Bundesschatzmeister Carsten Hütter sagte der taz, für ihn sei die
Spende von Winter „lückenlos aufgeklärt“. Es handele sich um keine
Strohmannspende, sondern um die einer Privatperson. Davon habe er sich auch
in einem direkten Gespräch mit Winter überzeugt. Die Briefkastenadresse
habe Winter gewählt, um sich zu schützen. Es gebe bisher auch keine
Forderung an die AfD, die Spende zurückzuzahlen, so Hütter.
Für die Organisation Lobbycontrol sind die offenen Fragen dagegen noch
nicht geklärt. Vielmehr verstricke sich Unternehmensvorstand Udo Böttcher
in Widersprüche, erklärte ihr Sprecher Aurel Eschmann. Denn Böttcher habe
zunächst behauptet, das Geld für die AfD-Spende sei nicht von ihm gekommen.
„Aber auch schon zu diesem Zeitpunkt hätte ihm ein Zusammenhang mit seiner
angeblichen Schenkung klar sein müssen“, so Eschmann.
Auch Böttchers eigene „intensive Unterstützung“ der AfD auf Social Media
werfe weiter Fragen auf. „Eine Spende in knapper Millionenhöhe ist keine
Lappalie, zumal so kurz vor einer Bundestagswahl“, sagte Eschmann. „Daher
müssen hier alle Fakten schnellstens vollständig auf den Tisch.“ Die
jüngsten Aussagen von Böttcher seien unzureichend, um den Sachverhalt
aufzuklären. Und auch die AfD müsse weiter klären, ob sie geprüft hat, ob
es Anhaltspunkte für eine weitergeleitete Spende gebe und ob diese von
einem Privat- oder Firmenkonto einging.
Erst vor einer guten Woche hatte die AfD eine weitere Großspende erhalten:
[7][1,5 Millionen Euro vom früheren Pharma-Unternehmer Winfried Stöcker] –
ein Rekord für die Partei. Er soll schon länger mit der AfD sympathisieren.
Stöcker hatte während der Corona-Pandemie einen nicht-zugelassenen
Impfstoff entwickelt und an über 50 Personen verimpft. Dafür war er zu
einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen verurteilt worden, insgesamt 250.000
Euro.
30 Jan 2025
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-AfD/!t5495296
[2] /Schwerpunkt-Bundestagswahl-2025/!t5007549
[3] https://www.berliner-zeitung.de/news/jetzt-spricht-der-afd-grossspender-hor…
[4] /Bjoern-Hoecke-bleibt-in-Thueringen/!6053352
[5] /Brandmauer-in-saechsischen-Kommunen/!6064675
[6] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-millionenspende-kommt-laut-u…
[7] /15-Millionen-Euro-fuer-die-AfD/!6064313
## AUTOREN
Konrad Litschko
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