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# taz.de -- Hass auf Sport: Du musst gar nichts
> Unsere Autorin hat schon alle möglichen Sportarten gemacht, aber
> mittlerweile hasst sie Sport. Jetzt will sie wieder wollen statt müssen.
Bild: „Probiers doch mal mit Fitnessstudio“
Schade, wieder nicht zum Sport geschafft, könnte ich jeden Monat aufs Neue
schreiben. Dabei hab ich schon alles gemacht, elf Jahre [1][Dressurreiten],
eine kurze, aber schöne HipHop-Karriere bei den Aerobic-Mäusen hingelegt,
Klettern, Bouldern, [2][Parkour], Eisdisco, zweimal Handballtraining, aber
das war schrecklich. Momentan erzähle ich allen, die fragen, dass ich
kickboxe. Eigentlich auch Leuten, die nicht fragen, weil [3][Kickboxen] ist
cool und wer will nicht gerne cool sein.
Beim Techniktraining war ich aber schon lang nicht mehr, weil ich
festgestellt habe, dass ich mein Bein zum Kick nicht einmal in einem 90
Grad-Winkel zur Seite strecken kann und somit ein „Rippen-Kick“ bei der
Gegnerin ein lascher Oberschenkelklatscher wird. Das ist mega entblößend
und wer will schon entblößt werden.
Und überhaupt, mittlerweile hasse ich Sport. Ich hasse Schwitzen und dass
ich so knallrot werde. Ich hasse, dass man seine stinkigen Sportklamotten
im schlimmsten Fall den ganzen Tag mit sich herumtragen muss. Believe me,
ich habe jahrelang [4][in einer Kletterhalle] gearbeitet und nichts ist
schlimmer als Kletterschuhe, die außen an den Rucksack angebracht sind und
leicht bis mittel nach Verwesung stinken.
Ich hasse das Warten in der Schlange, ich hasse, vom Schwimmnachbarn leicht
mit den Zehennägeln am Bauch gekratzt zu werden, wenn man versucht,
auszuweichen. Ich hasse, dass ich jeden Monat 30 Euro an den Kickbox-Verein
überweise. Aber am allermeisten hasse ich das Commitment.
Ich bin keine Studentin mehr, ich habe einen Job, ich muss dort viel. Wenn
mir dann noch Sportbegeisterte sagen, wie toll Sport ist und dass sie ja
die Lösung für mich Sportmuffel hätten (die Top zwei Ratschläge sind
„Probier’s mal mit Fitnessstudio“ oder „Probier’s doch mal mit
Mannschaftssport“), dann höre ich laut Die Sterne in meinem Kopf: [5][„Du
musst gar nichts“].
## Ich will wieder wollen
Das Ding ist: Ich will nicht zum Sport müssen, aber ich will wieder wollen.
Nur wofür eigentlich? Um das herauszufinden, ist diese Kolumne die perfekte
Ausrede für mich. Ich will jeden Monat eine neue Sportart ausprobieren, je
komischer, desto besser. Wofür wohne ich denn sonst in Berlin? Hier gibt es
„Sober Raven“ morgens vor der Arbeit, Padel, Twerk-Workshops,
Hobby-Horsing, Stricken auf dem Trampolin (okay, das weiß ich nicht, aber
irgendwie kann ich mir das ganz gut vorstellen).
Manchmal würde ich auch gerne darüber schreiben, wenn ich es nur geschafft
habe, mir eine Sportart anzuschauen. Letztens zum Beispiel war ich beim
ersten Fußballspiel meines Lebens von [6][Chemie Leipzig] gegen Viktoria
Berlin. Und was soll ich sagen, plötzlich lagen wir uns alle in den Armen,
grölten Songs. Meine feministische Wut auf Fußball-Macker war für einen
Moment vergessen und ich hab Lust auf Bratwurst mit zehn Bier bekommen.
Schreiben will ich über das Miteinander, darüber, wie die Leute ticken, die
so viel in diese Sportarten geben und wie sie über unsere Gesellschaft
denken. Dabei will ich herausfinden, ob aus mir doch noch eine
Sportsfreundin wird.
12 Feb 2025
## LINKS
[1] /Dressurreiten/!t5630047
[2] /Parkour-Szene-in-Deutschland/!5944678
[3] /Selbstorganisierter-Kampfsport/!5999273
[4] /Ausgezeichneter-Kletterverein/!5985501
[5] https://youtu.be/0aIvAJ3OXac?si=A5GMKPu4TWUd4Agd
[6] /BSG-Chemie-Leipzig/!t5404150
## AUTOREN
Ann-Kathrin Leclere
## TAGS
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Sport
Fitnessstudio
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