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# taz.de -- Padel für Anfänger: Einmal Raubkatze sein
> Padel ist wie das Airbnb unter den Sportarten: etwas zu fancy, etwas zu
> teuer, aber man fühlt sich sofort so, als hätte man sein Leben im Griff.
Bild: Gute Sache, findet selbst Papst Franziskus
## Game
Heute also Padel. Eine Sportart, die klingt etwa so, als kann man Paddeln
nicht richtig schreiben – [1][ist aber eine Mischung aus Tennis und
Squash.] Gespielt mit Schlägern, die aussehen wie kleinere Versionen von
Tennisschlägern, nur aus durchgehendem Kunststoff mit Löchern. Mein Gefühl
sagt: Alle hybriden Sportarten wie Chessboxing (Natürlich eine Mischung aus
Schach und Boxen) oder Ultimate Frisbee müssen irgendwie gut für mich sein.
Ihr wisst schon – wenig Commitment, viel Effekt.
Bevor ich selbst auf den Court gehe, will ich wissen, womit ich es zu tun
habe. Die Padel-Legende beginnt 1965 mit dem mexikanischen Geschäftsmann
Enrique Corcuera, der sich in seinen Garten einen Minitennisplatz baute –
aus Platzmangel. Mit Wänden, die er einfach ins Spiel integriert. Ein
spanischer Freund ist begeistert, nimmt die Idee mit nach Europa. Als die
argentinische Polomannschaft in Marbella zu Besuch ist und den Sport in die
Heimat exportiert, passiert das Unvermeidliche: Padel wird dort zur
zweitbeliebtesten Sportart des Landes.
Und nun ist Deutschland endlich mal so weit. Wikipedia nennt es
„Trendsport“, [2][Jürgen Klopp] nennt es „das beste Spiel neben Fußball…
mein eigenes Umfeld ist längst angesteckt. Ich für meinen Teil sitze
allerdings vor einer schlecht programmierten App und versuche einen
Padel-Platz in Berlin zu buchen. Aber alle drei Vereine sind ausgebucht.
Spontan geht fast nichts, da habe ich so richtig Lust, direkt wieder
aufzugeben. Außerdem: 44 Euro pro Stunde und Platz – ohne Schläger??? Nur
Kreditkartenzahlung, kein Bargeld, keine Gnade. Ich frage mich: Ist das die
Urban Future oder einfach neoliberal?
## Set
Aber es hilft ja nichts. Nach nur zwei Stunden Schlaf stehe ich also nicht
in Berlin, sondern in Leipzig in einem Glaskasten mit Gummiboden. Um mich
herum pinke Fahnen mit der Aufschrift: „Leipzig PadelCity“. Die Halle und
der Außencourt erinnern an eine Decathlon-Teststation. Ich halte meinen
Schläger in der Hand, nichts kann mich aufhalten. Mein Sportpartner sagt,
beim Padel fühle man sich wie ein Raubtier. Ich fühle mich eher wie ein
überforderter Panda in einem 10x20-Meter-Käfig – tapsig, leicht
desorientiert, aber immerhin in der Sonne.
Doch dann passiert etwas Unerwartetes: Ich habe Spaß. Ich treffe nämlich
den Ball – etwas, das mir beim Tennis nie gelungen ist. Die Regeln sind
okay. Zugegeben, ich muss sie mir nicht recht merken, weil mein
Game-Partner erklärend Dinge ruft wie „30/45“, „Set“, „Deuce“, „…
Da komme ich zwar noch nicht ganz mit, allerdings lassen sie das [3][Spiel
profimäßig] klingen und so will ich mich auf dem Court fühlen. Die
Ballwechsel gehen diagonal über das Feld, die Wände gehören mit zum Spiel.
Nach ein paar Minuten habe ich vergessen, dass ich müde bin.
Ringsum spielen Eltern mit ihren Kindern, ein paar entspannte
Mittdreißiger:innen lachen. Niemand brüllt. Niemand posiert. Ich
beginne mein inneres Raubtier zu channeln und es entsteht sogar eine Art
kompetitive Lust zu gewinnen, leider werde ich abgezockt. Die
Einstiegshürde ist wirklich niedrig. Wer mal versucht hat, Tennis zu
lernen, weiß: Das hier ist wie Tennis auf freundlichem Modus. Wenn selbst
ich das sage, könnt ihr mir glauben.
## Match
Werde ich dabeibleiben? Nach einer Stunde, in der mein Schweiß die
Glaswände spiegelt, die Bälle durch den Käfig knallen und ich mich weniger
wie ein unkoordinierter Panda, sondern wie eine elegante Sportversion
meiner selbst fühle – sage ich: vielleicht. Wahrscheinlich.
Padel ist wie das Airbnb unter den Sportarten: etwas zu fancy, etwas zu
teuer, aber man fühlt sich sofort organisiert, als hätte man sein Leben im
Griff. Und vor allem: Man muss kein Supertalent sein, um mitzuhalten. Ich
spiele mittelmäßig – und das reicht. Wenn ihr also bald nichts mehr von mir
hört, dann habe ich mich entweder in Padel verliebt – oder in eine:n
cute:n Padelspieler:in.
10 Apr 2025
## LINKS
[1] /Trendsport-Padel/!5910364
[2] /Juergen-Klopp-wechselt-zu-Red-Bull/!6038459
[3] /German-Padel-Open/!5960987
## AUTOREN
Ann-Kathrin Leclere
## TAGS
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