# taz.de -- Verfolgung von Christen in Iran: In die Kirche gehen? Im Iran Anlas… | |
> Konvertiten zum Christentum bedrohten die Nationale Sicherheit, und auch | |
> Minderheiten sind nicht sicher. Die Islamische Republik geht immer härter | |
> gegen sie vor. | |
Bild: Christen während einer Messe in Teheran | |
Berlin taz | Weil der armenische Christ Hakop Gochumyan sieben persische | |
Bibeln besitzt und Kirchen besucht, wird er im Februar 2024 während einer | |
Reise in Teheran festgenommen und zu zehn Jahren Haft verurteilt. Laut der | |
Anklage habe Gochumyan „abtrünnige Missionstätigkeiten“ betrieben, die im | |
Widerspruch zum „heiligen Gesetz des Islam“ stünden. Die Berufung im Juni | |
bleibt erfolglos. | |
Gochumyan ist nicht allein: Insgesamt sind zehn Personen in demselben | |
Verfahren angeklagt. Vier von ihnen erhalten ebenfalls zehnjährige | |
Haftstrafen, eine Person wird zu zwei Jahren Haft verurteilt. Fünf weitere | |
Christen werden mit Ausreiseverboten und Wohnbeschränkungen in Teheran | |
belegt. Hinzu kommen hohe Geldstrafen und die Beschlagnahmung von Eigentum, | |
darunter Bargeld, digitale Geräte und Immobilien. | |
Der Fall verdeutlicht die gravierende Lage der christlichen Minderheit in | |
Iran. Zwar sind armenische und assyrische Christ*innen offiziell | |
anerkannt, doch auch sie erleben Diskriminierung und Einschränkung ihrer | |
Rechte. Konvertiten, die die größte Gruppe der Christ*innen in Iran | |
ausmachen, wird die Legitimität abgesprochen. Hauskirchen, in denen sich | |
Konvertiten treffen und im Geheimen Gottesdienst feiern, [1][werden als | |
„Bedrohung für die nationale Sicherheit“ eingestuft und verfolgt.] | |
Die iranischen Behörden verschärften 2024 ihre Repressionen, wie der | |
Jahresbericht der Organisation „Article 18“ zeigt. Insgesamt wurden 139 | |
Christ*innen verhaftet, 96 von ihnen zu Haftstrafen von insgesamt 263 | |
Jahren verurteilt. Die außerdem auferlegte Geldbußen umfassten insgesamt | |
fast 800.000 US-Dollar. | |
## Kirchenaktivitäten werden kriminalisiert | |
Ein neuer Trend im Jahr 2024 war die gezielte finanzielle Schwächung | |
christlicher Gemeinschaften. Die Revolutionsgarden (IRGC) überprüften die | |
Transaktionen von Christ*innen und ihren Anwälten, insbesondere wenn | |
Gelder aus dem Ausland stammen. Kirchenaktivitäten, die weltweit durch | |
Spenden ermöglicht werden, werden kriminalisiert. | |
Neben den finanziellen und juristischen Angriffen setzen die iranischen | |
Behörden auf öffentliche Diffamierung und psychologischen Druck. Besonders | |
perfide sind die Versuche, Christ*innen zu erzwungenen Geständnissen und | |
Reuebekenntnissen zu zwingen. Ein Ehepaar wurde nach seiner Freilassung aus | |
der Haft dazu verpflichtet, den Kontakt zu anderen Christ*innen | |
abzubrechen und „islamischen Unterricht“ zu besuchen, berichtet „Article | |
18“. | |
Die systematische Unterdrückung von Christ*innen in Iran verstößt gegen | |
internationale Menschenrechtsnormen, insbesondere Artikel 18 des | |
Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (ICCPR), den | |
Iran ratifiziert hat. Dieser garantiert die Religionsfreiheit, | |
einschließlich des Rechts auf Konversion und der Ausübung des Glaubens in | |
Gemeinschaft. „Article 18“ fordert die internationale Gemeinschaft auf, das | |
Islamische Regime in Iran für die Nichterfüllung seiner Verpflichtungen | |
nach internationalem Recht zur Rechenschaft zu ziehen sowie die Angst vor | |
Verfolgung geflüchteter Christ*innen anzuerkennen. | |
„Christinnen und Christen aus dem Iran [2][wird im Asylverfahren oft nicht | |
geglaubt], selbst wenn Kirchengemeinden ihre christlichen Aktivitäten | |
bestätigten“, berichtet Tareq Alaows, flüchtlingspolitischer Sprecher bei | |
PRO ASYL auf Anfrage der taz. „Dabei ist für sie die Lage im Iran extrem | |
gefährlich. [3][Circa jeder fünfte Asylsuchende aus dem Iran hat einen | |
christlichen Glauben,] dennoch sank die Anerkennungsquote für iranische | |
Schutzsuchende zuletzt drastisch. Das führt dazu, dass Menschen in ein Land | |
abgeschoben werden, in dem ihr Leben bedroht ist“, so Alaows. | |
23 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Daniela Sepehri | |
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