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# taz.de -- Zeiss-Großplanetarium endlich Denkmal: Die DDR lässt freundlich g…
> Die Kuppel sollte größer sein als die des Planetariums in Westberlin.
> Aber kleiner als in Moskau. Eine Ortsbegehung durch das
> Zeiss-Großplanetarium.
Bild: Aus dem Osten zu den Sternen: Das Zeiss-Großplanetarium in Berlin-Prenzl…
Berlin taz | Was für eine imposante Erscheinung! Die weithin sichtbare
Kuppel [1][des Zeiss-Großplanetariums], 1987 zu DDR-Zeiten eröffnet, prägt
mit 30 Metern Außendurchmesser das Stadtbild. Der Innendurchmesser beträgt
23 Meter. „Die Kuppel sollte größer sein als die des Planetariums in
Westberlin“, erzählt Tim Florian Horn, Vorstand der Stiftung Planetarium
Berlin, bei einer Hausführung für die taz, „aber kleiner als Moskau, denn
da sind es 23,5 Meter – das war damals die Vorgabe.“
Das Foyer ist großräumig und repräsentativ, es wirkt hell und freundlich.
Dort ist neben alten Zeichnungen und Dokumenten, Postkarten und Postern
auch eine Konzeptstudie von 1978 ausgestellt. Da waren auf dem ehemaligen
Gaswerksgelände, auf dem sich das Zeiss-Großplanetarium befindet, noch
keine Hochhäuser vorgesehen, die heute das wenig später erbaute Wohngebiet
[2][Ernst-Thälmann-Park] prägen.
Hier unten, unweit einer kleinen Bar, steht ein blaues Monstrum, das wie
ein Insekt oder ein außer Dienst gestellter Satellit aussieht. Tatsächlich
handelt es sich um den hantelförmigen Sternprojektor Cosmorama, der hier
seit 1987 für den Sternenhimmel sorgte. Hergestellt 1984–87 im VEB Carl
Zeiss Jena, war das Gerät bis zur Modernisierung 2014–16 das Herzstück des
Hauses.
Der Projektor konnte den Sternenhimmel naturgetreu darstellen. Cosmorama
zählte zu den ersten computergesteuerten Projektoren. „Der hat mehreren
Millionen Menschen die Sterne gezeigt“, formuliert es Horn so schön. Das
gute Stück funktioniert übrigens wieder und wird ab und an vorgeführt – so
lange wie der Glühbirnenvorrat noch reicht.
## Ein Fahrstuhl für den Sternprojektor
Nur ein paar Stufen tiefer liegt das 3D-Kino. Mit der Sanierung wurde
versucht, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, bis hin zur
Wandfarbe in einem nicht näher bestimmbaren Braunton. Es gibt 160 Plätze.
Es gab tschechische Kinoprojektoren und Dolmetscherkabinen, die heute
niemand mehr braucht, vielleicht waren die auch für die Stasi da – man weiß
es nicht genau. Die Technik wurde modernisiert.
Am auffälligsten im ganzen Haus: Im Zentrum ist ein runder Kern zu sehen,
dahinter verbirgt sich ein riesiger Fahrstuhl. Der ist nicht fürs Publikum,
sondern für den Sternprojektor, erklärt Horn, „der auf dem Stempel stehend
den ganzen Weg aus dem Planetariumssaal in den Keller gefahren werden kann,
zur Wartung oder Reparatur, rund 30 Meter“. Oben kann der Boden
verschlossen werden, zum Beispiel für Konzerte oder Yoga. Im
Zeiss-Großplanetarium gibt es die verschiedensten Veranstaltungen, man
probiert viel aus. Derzeit gibt es 30 Programme.
Wir nehmen die Treppe nach oben. Dort liegt wie überall im Haus hellgrauer
Marmor mit leichter Maserung. „Angeblich stammt der aus Kuba, doch
Unterlagen, die das belegen, haben wir nicht“, erzählt Horn in einem
mehrere Meter breiten Gang. Ein runder. Aha, wir stehen zwischen Innen- und
Außenhülle der riesigen Kuppel.
Drei Kinosessel in Blau fallen auf, sie sehen alt aus. Horn hat sie
aufgehoben und vor sein Büro gestellt, „weil dort zur Eröffnung 1987 auf
dem mittleren Sessel Margot und auf dem rechten Sessel [3][Erich Honecker]
saßen.“ Das soll keine Verklärung sein: „Wir haben sie aufgehoben, weil d…
Teil der Geschichte des Hauses ist.“ Das Plakat des ersten Programms zur
Eröffnung „Fantastisches Weltall“ – „Raumschiff Enterprise“ lässt g…
hängt gegenüber. Ja, die Plakatkunst in der DDR hatte durchaus ein hohes
Niveau. Das gilt für das gesamte Großplanetarium, sagt Horn. „Das Haus ist
mit Liebe gebaut worden, das merkt man.“
## Mit modernster Technik
Schließlich sind wir noch eine Treppe, eine Etage höher und stehen vor dem
Planetariumssaal, aber immer noch hinter den Kulissen. Hier steht die
Technik, die drinnen das Publikum staunen lässt. Früher sorgten dafür 120
Diaprojektoren – ratter, ratter, ratter –, aber das ist lange her. Heute
wird mit modernster Technik gearbeitet. Wo früher ein ganzer Raum mit
[4][Robotron-Computern] – made in GDR – gebraucht wurde, um den
Sternprojektor zu betreiben, reicht heute ein kleiner Server.
Auch drinnen im Planetariumssaal wurde mit der Sanierung vor ein paar
Jahren alles erneuert: die Projektionskuppel, die Bestuhlung, 50
Lautsprecher, die Akustikdämmung. Nur das Geländer um den Projektor herum
ist ein echtes DDR-Original. Und der moderne Projektor, der mit Sanierung
einzog, sieht deutlich kleiner als das Vorgängermodell aus und arbeitet mit
modernster Glasfaser- und LED-Technologie. Aber schön, dass damals die
Ausschreibung von Carl Zeiss Jena gewonnen wurde.
Das Zeiss-Großplanetarium ist ein magischer Ort. Er zieht viel Publikum an.
Letzten Sonntag waren zu zehn verschiedenen Veranstaltungen rund 2.500
Menschen gekommen. Das Haus war „als ein besonderer Ort geplant, in dem man
im Geist ins Universum reisen kann“, sagt Horn. Und es sollte immer ein
Haus sein, das einlädt, Wissenschaft, Kunst und Kultur gleichermaßen zu
erleben. Das war zu DDR-Zeiten so und ist es auch heute noch.
Dass das Zeiss-Großplanetarium nun auf die Berliner Denkmalliste
aufgenommen wurde, war längst überfällig. Horn ist glücklich, dass es nun
passiert ist, das bedeutet „eine Wertschätzung des Hauses“.
4 Feb 2025
## LINKS
[1] https://www.planetarium.berlin/zeiss-grossplanetarium
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst-Th%C3%A4lmann-Park
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Honecker
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Kombinat_Robotron
## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
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